Raumzeit
Der Podcast mit Tim Pritlove über Raumfahrt und andere kosmische Angelegenheiten
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RZ109 Quantentechnologie für die Raumfahrt

Quantenmechanische Eigenschaften dienen zunehmend als Basis moderner Technologien

Die Grundlagenforschung im Bereich der Quantenmechanik ist in den letzten Jahrzehnten weit vorangeschritten und die gewonnenen Erkenntnisse dienen der Entwicklung neuer Technologien, die der Raumfahrt künftig noch genauere Mess- und Steuerinstrumente verspricht.

Doch auch auf der Erde werden diese Erkenntnisse und Technologien ihre Spuren hinterlassen, sobald sie sich im All bewährt haben. Das DLR hat gleich mehrere Institute gegründet um in diesem Bereich weitere Fortschritte zu erzielen und ganz konkrete Ansätze für die kommende Produktentwicklung zu liefern.

https://raumzeit-podcast.de/2023/05/03/rz109-quantentechnologie-fuer-die-raumfahrt/
Veröffentlicht am: 3. Mai 2023
Dauer: 1:36:11


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:33.729
  3. Institut für Quantentechnologie 00:02:14.542
  4. Lisa Wörner 00:05:57.715
  5. Quantenmechanik 00:10:22.804
  6. Bisherige Quantentechnologie 00:22:39.866
  7. Struktur des Instituts 00:31:28.161
  8. COMPASSO 00:36:25.573
  9. BECCAL 00:47:32.567
  10. Inertialsensorik und Navigation 01:03:58.400
  11. Quantenkommunikation 01:15:52.492
  12. Künfitge Anwendungen 01:28:09.079
  13. Wahrnehmung der Quantentechnologien 01:31:39.640
  14. Ausklang 01:33:13.820

Transkript

Tim Pritlove
0:00:34
Lisa Wörner
0:01:09
Tim Pritlove
0:01:12
Lisa Wörner
0:01:24
Tim Pritlove
0:01:31
Lisa Wörner
0:01:36
Tim Pritlove
0:01:36
Lisa Wörner
0:01:40
Tim Pritlove
0:01:53
Lisa Wörner
0:01:57
Tim Pritlove
0:02:14
Lisa Wörner
0:02:48
Tim Pritlove
0:03:27
Lisa Wörner
0:03:43
Tim Pritlove
0:04:46
Lisa Wörner
0:04:53
Tim Pritlove
0:05:16
Lisa Wörner
0:05:20
Tim Pritlove
0:05:46
Lisa Wörner
0:06:15

Mein Leben ist eines in Umwegen. Ich hab tatsächlich Physik studiert, ich hatte auch in der Schule schon eine starke Affinität zur Physik, sodass das bei mir auch geblieben ist und auch die Wissenschaft mich immer schon fasziniert hat. Sicherlich auch ein bisschen aus dem familiären Umfeld, wo das auch immer ein starkes Thema war. Und auch die Raumfahrt tatsächlich eine starke Faszination war, die mich von Kindestagen an begleitet. Und dann habe ich aber in meinem Studium zunächst mal an Hochenergiephysik gedacht, habe mich also erstmal informiert über oder erstmal geforscht im Bereich von Hochenergiephysik, Teilchenphysik. Ich war damals vor allen Dingen an einem Experiment, was am FAIR in Darmstadt stattfindet, aber das bekanntere Experiment ist jetzt FAIR, die Facility for Anti-Protein and Iron Research. Die bekanntere Einrichtung dazu ist das CERN. Jetzt habe ich sehr sehr lange geredet über etwas, was ich nur ein Jahr getan habe. War wohl aufregend. War total spannende Zeit. Diese großen Experimente. Ich durfte in der Zeit auch ans CERN fahren und konnte den Large Hadron Collider, der damals gebaut wurde, Ja so alt bin ich schon. Tatsächlich auch noch von innen anschauen. Also ich konnte die großen Experimente von innen anschauen. Alice hat mich damals unglaublich beeindruckt. Also wirklich ganz tolle Experimente, ganz spannende Physik. Und bin dann von dort aus in die Plasmaphysik gegangen. Das Max-Planck-Institut für Extraterrestrik und hab dort meinen Doktor gemacht. Mit einer Phase in Frankreich in der Zeit.

Tim Pritlove
0:07:41
Lisa Wörner
0:07:43
Tim Pritlove
0:08:10
Lisa Wörner
0:08:13

Genau, Fullerene, Buckyballs, wie auch immer man sie nennen möchte, dass die damit Interferenzexperimente gemacht haben. Und Interferenzexperimente habe ich verstanden aus der Universität, war aber für mich immer so ein Welleteilchen, das ist alles super klein und was Lichter macht und so, Papier ist total geduldig, da kann man ganz viel drüber reden, alles easy und hab dieses Experiment gehört und hab gedacht, prove it to me and I still won't believe it. Douglas Adams Zitat an dieser Stelle, aber ja. und bin dann... Auf die Suche gegangen und wurde dann eingeladen, weil ich war irgendwie klar, dass ich nicht in dieser Gruppe würde bleiben wollen und ich wollte mich auch weiterentwickeln nach dem Doktor, aber es war nicht so genau klar, wo ich, wo die Reise hingehen würde und wurde dann eingeladen auf eine sehr spannende Konferenz mit ganz, ganz vielen verschiedenen Themen. Und dort stellte Markus Arndt dann genau dieses Experiment vor und ich saß im Auditorium und hab gedacht, niemals, das kann doch nicht funktionieren, das geht nicht, mein Gehirn schafft es nicht, das zu verstehen. War dann, im Englischen würde man sagen lucky enough, im Deutschen. Ich hatte dann das Glück, tatsächlich in dieser Forschungsgruppe dann forschen zu dürfen bei Markus Arndt, der mich dann eingeladen hat und ich war dann dort zwei Jahre und habe mit ihm dort in Wien hochmassige Interferenz gemacht. Also wirklich die Frage, wo hört die Quantenmechanik auf, wo ist die Validität der Quantenmechanik am Ende. Ja und ab da hat es mich dann gepackt und ich bin dann von dort nach Bremen gegangen, wo wir dann Frequenzreferenzen angeschaut haben und uns dann angefangen haben auf den Wellenteilchendualismus mit Atomen zu fokussieren. Das war für mich dann sehr einfach zu schlucken, nachdem ich geschluckt hatte, dass man so 20.000. Atomare Masseneinheitenteilchen interferieren kann, also wirklich, wirklich große Teilchen interferieren kann, waren dann Atome für mich nicht mehr so das Thema. Was dann dazu geführt hat, dass ich Projektleitung wurde im Projekt Bekal, da werden wir sicherlich gleich nochmal drüber sprechen, ins Detail ein bisschen gehen. Das hat mich am Ende des Tages dann an dieses neu gegründete Institut hier in Ulm geführt. Da ich in München studiert habe, war das für mich auch dann örtlich ein interessantes Thema. Dann hat sich die Chance ergeben eben hier auch die Leitung Kommissarisch zu übernehmen und jetzt sitzen wir hier. Wie gesagt Umwege, sehr sehr lange gesprochen.

Tim Pritlove
0:10:19
Lisa Wörner
0:11:34
Tim Pritlove
0:11:51
Lisa Wörner
0:11:59
Tim Pritlove
0:12:17
Lisa Wörner
0:12:28
Tim Pritlove
0:12:35
Lisa Wörner
0:12:43
Tim Pritlove
0:12:50
Lisa Wörner
0:12:52
Tim Pritlove
0:12:59
Lisa Wörner
0:13:11
Tim Pritlove
0:14:32
Lisa Wörner
0:14:49
Tim Pritlove
0:15:00
Lisa Wörner
0:15:02

Wir reden von einem Molekül, von einem großen Molekül. Einem Molekül, was man mit einem Elektronenmikroskop tatsächlich sehen kann. Also noch nicht sichtbar mit dem reinen Auge, aber was tatsächlich sichtbar gemacht werden kann. Also es ist wirklich nicht mehr klein. Und Interferenz ist ein typisches Wellenphänomen, kann ich nur im Wellenbild erklären, kann ich nicht erklären, wenn ich im Teilchenbild bleibe. Um das Wellenbild kurz zu verstehen und was Interferenz ist, wenn Sie an einem schönen, ruhigen See stehen, so einem ganz spiegelglatten See, wo sich wirklich auch die Berge auf der anderen Seite drin spiegeln und es ist wirklich ganz ruhig und Sie nehmen zwei Steine und werfen sie in das Wasser, Dann bilden sich so konzentrische Wellen um diese Steine, da wo die Steine ins Wasser eingedrungen sind. Da wo die Wellenberge sich treffen, wird es dann doppelt so hoch, da wo die Wellen Täler sich treffen, wird es doppelt so niedrig. Und sie werden wie so ein Karomuster beobachten im Wasser, eben dieses sogenannte Interferenzmuster. Und das lässt sich nur erklären durch die Überlagerung von Wellen mit einer sogenannten konstruktiver Interferenz, also da wo sich Wellen verstärken, und destruktiver Interferenz, da wo sie sich auslöschen. und damit bekommt man dieses Karo-Muster im Wasser. Und das funktioniert hier jetzt genauso nur, dass die Fullerene nicht die Steine sind, die wir ins Wasser geworfen haben. Das wäre ja super einfach zu verstehen, sondern die Fullerene sind die Wellen, die sich vorwärts bewegen. Das heißt, statt die Fullerene wie Objekte zu beschreiben, beschreiben wir die Fullerene jetzt als sich vorwärts propagierende Welle, die und jetzt kommt der ganz schlimme Teil, jedes von diesen Fullerenen geht gleichzeitig durch beide Spalten durch. Statt dass das Folleren, das Teilchen was wir kennen, durch einen Spalt durchgeht, interferiert hintendran mit sich selber und produziert das Interferenzmuster. Das ist ganz schön viel Information auf einmal gewesen.

Tim Pritlove
0:16:45
Lisa Wörner
0:18:19
Tim Pritlove
0:19:02
Lisa Wörner
0:19:09

Korrekt, korrekt. Und das Experiment, was Sie gerade angesprochen haben mit den Elektronen, das ist rund aus den 60er-Jahren. Das heißt, das ist auch so etwa 30 Jahre, 40 Jahre nach der Prostellation des Welle-Teilchen-Dualismus. Also es hat sehr, sehr lange gedauert, bis wir von dem Welle-Teilchen-Dualismus, von der theoretischen Beschreibung hingekommen sind, dass wir tatsächlich auch ein Experiment dafür hatten. Fun Fact am Rande, das wissen Sie bestimmt auch, Einstein hat seinen Nobelpreis nicht bekommen für die Relativitätstheorie, sondern tatsächlich für den sogenannten photoelektrischen Effekt, der als erster den Welle-Teilchen-Dualismus gezeigt hat, nur andersrum. Er hat gezeigt, dass sich Licht nicht nur wie eine Welle verhält, sondern auch wie ein Teilchen. Das ist dann der Ausgangspunkt auch durchaus der Quantenmechanik. Und dieses Gleichzeitig beim Welle-Teilchen-Dualismus ist so eine Sache. Prinzipiell ist da schon so eine Gleichzeitigkeit da, wie ich das aber lieber formuliere, ist, dass ich jedes Teilchen auch wie eine Welle beschreiben kann und eine Welle wie ein Teilchen. Und jetzt muss ich das passende Bild wählen, was zu dem Phänomen passt, das ich sehe. Das ist häufig ein Problem oder war auch lange für mich als Physiker ein Problem, weil das kann doch nicht sein, dass ich irgendwie etwas wähle basierend auf dem, was ich messe. Aber tatsächlich ist es eben genau so. Auch Sie machen das. Sie wählen hinterher basierend auf Ihrem Messergebnis eine Erklärung für die Thematik, die Sie gemessen haben. Wenn Sie jetzt morgen irgendwo hinkommen, da ist ein Autounfall, dann haben Sie auch irgendwie eine Idee, was da passiert ist. Und genau das gleiche machen wir hier auch. Nicht ganz so dramatisch. Aber im Prinzip wählen wir hier auch dann ein Bild basierend auf dem, was wir zeigen konnten. Und können zum Beispiel mit diesen Interferenzexperimenten eben tatsächlich zeigen, dass Moleküle auch der Quantenmechanik unterliegen.

Tim Pritlove
0:20:51
Lisa Wörner
0:20:57
Tim Pritlove
0:21:47
Lisa Wörner
0:22:03
Tim Pritlove
0:22:20
Lisa Wörner
0:23:04
Tim Pritlove
0:23:49
Lisa Wörner
0:23:50
Tim Pritlove
0:24:17
Lisa Wörner
0:24:20
Tim Pritlove
0:25:05
Lisa Wörner
0:25:08
Tim Pritlove
0:25:10
Lisa Wörner
0:25:14
Tim Pritlove
0:25:46
Lisa Wörner
0:25:48

Ganz konstante Frequenz, deswegen nennt man das eine Frequenzreferenz. Die gibt ganz konstant immer wieder den gleichen Takt. Ist übrigens das gleiche System was die PTB macht, die Physikalisch Technische Bundesanstalt in Braunschweig, die die Funkuhren Signatur schickt. Auch die haben eine Cesiumfrequenzreferenz, die gibt einfach ganz konstant basierend auf dem Cesiummolekül hier, basierend auf anderen Systemen eine Frequenzreferenz. Wenn Sie jetzt gerne wissen möchten, wo Sie sind, dann brauchen Sie vier Satelliten, weil wir vier Unbekannte haben. Drei sind klar. Ich brauche irgendwie X, Y und Z. Ich muss wissen, wo bin ich. Wie machen die das? Der erste Satellit schickt ihnen eine Information, die sagt, ich bin jetzt. Der sagt also ich bin 15 Uhr und schickt das zu Ihnen runter und das ist jetzt sehr übertrieben, so lange dauert das nicht. Und Sie bekommen das unten und stellen fest ich bin 15 Uhr eins, also ist der eine Sekunde von mir weg. Das heißt ich muss diesen Abstand zu diesem Satelliten haben. Das gibt uns irgendwie so einen Kreis auf der Erdoberfläche. Jetzt sagt mir das der Zweite, dann habe ich zwei Kreise, die haben zwei Schnittpunkte. Und ich bekomme einen Dritten und dann muss ich an einem Punkt sein. Damit ich die Entfernung zu allen drei Satelliten richtig hinbekomme. Ich habe gerade gesagt, wir brauchen vier. Warum brauchen wir vier? Naja, der Punkt ist, dass keiner von uns eine hochgenaue Frequenzreferenz in der Tasche hat. Das heißt, ich muss irgendwie auch wissen, wann bin ich. Und damit habe ich vier unbekannte X, Y, Z und wann. Und damit brauche ich einen vierten Satellit, der mir auch die Zeitsignale übermittelt und damit mache ich die Navigation. Das heißt, Frequenzreferenzen basierend auf kontenmechanischen Prinzipien ist etwas, was wir im Moment auch schon benutzen.

Tim Pritlove
0:27:25
Lisa Wörner
0:27:33
Tim Pritlove
0:28:21
Lisa Wörner
0:28:37
Tim Pritlove
0:28:40
Lisa Wörner
0:29:14
Tim Pritlove
0:29:24
Lisa Wörner
0:29:56

Genau. Also ich glaube das Institut ist zur richtigen Zeitpunkt gegründet worden. Schlicht und ergreifend deswegen, weil wir dafür da sind, die Sachen, die Quantenphysik sind, jetzt zu transferieren in das, was Quantentechnologie ist. Und das ist ein ganz wichtiger Übergang. Wir sind im Moment in einer Situation, in der wir viel von der Quantenmechanik und auch von Prototypen so verstanden haben, dass es ganz viele Ansätze gibt. Und dass wir jetzt dafür da sind, um eben halt viele von diesen Ansätzen auch Realität werden zu lassen. Was häufig, natürlich funktioniert das auch in einem universitären Umfeld und natürlich gibt es auch die Fraunhofer und es gibt auch die Max Plancks und keine Ahnung dieser Welt und ganz viele Industriepartner, die auch schon großes Interesse daran haben. Aber wir als DLR-Institut haben da eben auch nochmal einen sehr speziellen Auftrag und können das auch sehr speziell nochmal angehen mit den entsprechenden Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Ich halte das für ganz wichtig. Und ich halte das auch deswegen für wichtig, weil uns natürlich auch immer wieder gesagt wird, dass Deutschland ein Hochtechnologie-Standort sein möchte und wir hier auch eine ganz wichtige Technologie haben oder eine ganz wichtige, ja sehr breite, das ist Quantentechnologien, wenn wir sofort hinkommen, ist mehr so eine Überschnittstechnologie, die an ganz vielen Stellen eingreifen kann, als dass das ist wie Fahrzeugbau. Wir können im Fahrzeugbau helfen, aber wir sind nicht so eine alleine Säule wie der Fahrzeugbau, sondern wir sind mehr so eine Überschnittsthematik, sodass ich das für ganz wichtig halte, dass wir hier eben auch diese Ressource nutzen und weiter ausbauen und eben dann auch mit der entsprechenden Industriepartner, mit entsprechenden Forschungspartnern dafür sorgen, dass wir die Anwendung finden.

Tim Pritlove
0:31:29
Lisa Wörner
0:31:50

Bei uns beginnt eigentlich immer alles mit der Idee. Wir fangen vorne an mit einer Idee, welches quantenmechanische Phänomen könnten wir dann nutzen, um eine Applikation zu schaffen? Welches Phänomen gibt es vielleicht, was spannend ist? Oder wo möchten wir nochmal reinschauen? Und natürlich ist das auch so ein sich wiederholender Prozess. Das heißt, selbst wenn wir eine Technologie haben, wird die wieder zurückgeführt. Und wir reden nochmal darüber. Wie können wir die verbessern oder welche anderen Möglichkeiten gibt es da noch? Deswegen haben wir, das ist die erste Querschnittsabteilung, die natürlich mit allen Fachabteilungen auch gemeinsam arbeitet. Das ist die Theorieabteilung, die dafür sorgt, dass das unterfüttert ist, dass das verstanden wird, das Phänomen verstanden wird, um es dann auch richtig einsetzen zu können. Dann kommen danach im Prinzip die drei Fachabteilungen. Die entwickeln tatsächlich vom optischen Tisch das, was man vielleicht in der Grundlagenphysik verstehen würde, wirklich im optischen Tisch, im Labor bis so ein bisschen hin zum Prototypen entwickeln, die die Technologien, die dann spannend sind, bei denen wir Potenzial sehen. Seien das neue Frequenzreferenzen oder neue verschränkte Quellen oder was auch immer, da gibt es ganz viel oder neue Magnetometer, gibt es ganz viele verschiedene Anwendungsbereiche, die wir uns da anschauen. Und zum Schluss kommen die anderen beiden Querschnittsabteilungen da wieder dazu, die die dann unterstützen auf dem Weg hin zur nicht wirklich Produktreife, aber zur Prototypenreife oder zur Umsetzung in der Raumfahrt. Das ist einmal die Integration für Mikro- und Namenssysteme, also tatsächlich Miniaturisierung von Systemen ein ganz, ganz großer Punkt. Wenn Sie so, ich weiß nicht, ob Sie mal in einem Labor waren, das sind immer riesige Aufbauten, die kann dann der Postdoc XY bedienen und wenn irgendjemand anders reinkommt, dann zerbricht das ganze Experiment und nichts tut mehr. Das ist natürlich nichts, was wir als Technologie verkaufen können. Das ist nichts, was irgendein Industriepartner haben möchte, sondern die müssen tatsächlich irgendwie idealerweise in eine Schuhbox reinpassen und man hat außen einen Stecker und auf der anderen Seite einen Anknopf und dann funktioniert das von ganz alleine.

Tim Pritlove
0:33:48
Lisa Wörner
0:33:51
Tim Pritlove
0:35:02
Lisa Wörner
0:35:17
Tim Pritlove
0:35:20
Lisa Wörner
0:35:23
Tim Pritlove
0:36:12
Lisa Wörner
0:37:35
Tim Pritlove
0:38:50
Lisa Wörner
0:38:57
Tim Pritlove
0:39:38
Lisa Wörner
0:39:46
Tim Pritlove
0:39:51
Lisa Wörner
0:40:11
Tim Pritlove
0:40:27
Lisa Wörner
0:40:45
Tim Pritlove
0:41:06
Lisa Wörner
0:41:22
Tim Pritlove
0:42:41
Lisa Wörner
0:42:45
Tim Pritlove
0:43:05
Lisa Wörner
0:43:16
Tim Pritlove
0:43:55
Lisa Wörner
0:44:07
Tim Pritlove
0:44:08
Lisa Wörner
0:44:27
Tim Pritlove
0:45:34
Lisa Wörner
0:45:54
Tim Pritlove
0:46:15
Lisa Wörner
0:46:16
Tim Pritlove
0:46:36
Lisa Wörner
0:46:38
Tim Pritlove
0:47:21
Lisa Wörner
0:47:27
Tim Pritlove
0:47:35
Lisa Wörner
0:47:43
Tim Pritlove
0:48:23
Lisa Wörner
0:48:30

Ja genau, also im Prinzip ist das ein Zustand der Materie wie das, was sie sonst so kennen. Sie kennen sicherlich Festkörper und Flüssig und sie kennen Gas und vielleicht, nachdem ich vorhin so lange darüber gesprochen habe, jetzt auch Plasma noch als zusätzlichen Zustand. Und wenn man das weiter kühlt und kühlt und kühlt und kühlt, dann kommt man zu dem sogenannten Bose-Einstein-Kondensat, also einem Kondensationsvorgang. Es können nicht alle Teilchen tatsächlich kondensieren, sondern nur die, die der Bose-Einstein-Statistik folgen, sogenannte Bosonen. Das hat was mit dem Spin zu tun. Da gibt es den großen Unterschied zu haben zum Beispiel elektronenhalbzahligen Spin, sagt man dazu. Das ist eine Quantenzahl, die dann bestimmt, wie sich das Teilchen verhält. Während zum Beispiel Protonen und Neutronen, nein das stimmt nicht, die haben auch halbzahligen Spin. Jetzt fällt mir kein gutes Beispiel ein, die Wechselwirkungs-Bosonen haben ganzzahligen Spin. Das Higgs-Boson, ein typisches Boson, hat ganzzahligen Spin und danach trennt sich das auch. Also das, was halbzahligen Spin hat, nennen wir ein Fermion, nach Fermi und das, was ganzzahligen Spin hat, nennen wir ein Boson, nach Herrn Bose. Und bei BKL schauen wir uns eben halt genau Bosonen an, die diese Kondensation untergehen können. Elektronen können das, Fermionen können diese Kondensation nicht in dieser Form unterlaufen. Die kann man trotzdem kühlen und man kann dann ganz viel spannende Systematiken damit machen. Aber die Kondensation geht eben vor allen Dingen mit den Bosonen.

Tim Pritlove
0:49:57
Lisa Wörner
0:50:00
Tim Pritlove
0:50:12
Lisa Wörner
0:50:36
Tim Pritlove
0:50:50
Lisa Wörner
0:50:52
Tim Pritlove
0:51:49
Lisa Wörner
0:52:01
Tim Pritlove
0:52:05
Lisa Wörner
0:52:18
Tim Pritlove
0:52:40
Lisa Wörner
0:52:43

Kommt noch. Total spannendes Experiment. Und wir haben jetzt den Vorteil, dass wir diese Wellenfunktion haben, aber das System ist in sich massenbehaftet. Das heißt, ich kann jetzt, wenn ich mit den... Also die Interferometrie mit den Atomen machen, nicht mehr an den Atomen. Also ich habe keinen, es ist nicht so, dass ich mit einem Laser reingehe und den zurückgehe und ich gucke dann in der Laserinterferenz nach, sondern ich benutze die Atome, um damit Interferenz zu machen. So ähnlich wie vorher mit den Fullerenen am Doppelspalt. Nur dass wir jetzt die Spalten durch Laser erzeugen, es wird sehr, sehr kompliziert dann. Kann ich damit Interferenz machen und kann eben mit diesen Atomen jetzt Systeme probieren. Insbesondere Beschleunigung. Und eines der ersten Experimente, was man damit versucht hat zu machen, ist die Äquivalenz des freien Falls zu untersuchen. Ganz spannendes System. Wenn Sie jetzt eine Feder und eine Bleikugel fallen lassen, dann behaupte ich, dass die gleich schnell fallen. Und dann sagen Sie, nein, das tun Sie nicht. Und dann sage ich ihnen, ja dann haben sie noch ein Luftproblem. Und dann nehmen wir die Luft raus und auf einmal sehen wir, dass die gleichzeitig fallen. Für interessierte Zuhörer, es gibt da ein tolles Video von der NASA, man sieht nicht so richtig viel drauf, aber ich glaube Neil Armstrong hat das tatsächlich auf dem Mond gemacht. Da hat er einen Hammer und eine Feder oder sowas auf den Mond fallen lassen und man sieht auf diesem Video auch wie das gleichzeitig fällt und das ist eine spannende Frage. Ist tatsächlich dieses Äquivalenzprinzip, dieses Einstein'sche Äquivalenzprinzip, Ist das valide bis überall oder finden wir da eine Verletzung? Das ist eine totale Grundlagenthematik, aber die kann man mit diesen kalten Atomen eben untersuchen. Das wurde gemacht oder wird jetzt geplant auf einer sogenannten Höhenforschungsrakete, wo man ein Bose-Einstein-Kondensat auf eine Rakete packt, schickt das hoch und es kommt wieder runter. Sechs Minuten Schwerelosigkeit und kann in dieser Zeit eben Experimente machen. Um das zu tun, muss man zwei verschiedene Massen miteinander vergleichen. Ich muss also zwei verschiedene schwere Objekte haben und gucken, wie fallen die im gravitativen Potenzial. Bei uns machen wir das mit überraschenderweise Rubidium und Kalium. Man vergleicht das Fallen, die Beschleunigung in dem Gravitationsfeld durch sehr genaue Interferenz an diesen Testteilchen und kann damit dann zum Beispiel das Äquivalenzprinzip vermessen. Jetzt habe ich schon gesagt, ich kann damit also Beschleunigung messen, wie zum Beispiel die Erdgravitation. Super, dann kann ich das bestimmt auch für andere Dinge einsetzen. Also hier wäre die Quantenmechanik als Sensor für andere Fundamentalphysik gewesen und jetzt ist die Frage, kann ich diesen Sensor, den ich für die fundamentale Physik eingesetzt habe, nicht auch für alles andere nutzen? Gibt es nicht vielleicht noch andere Anwendungsgebiete, in denen ich das benutzen kann?

Tim Pritlove
0:55:34
Lisa Wörner
0:56:31
Tim Pritlove
0:56:33
Lisa Wörner
0:56:43
Tim Pritlove
0:56:51
Lisa Wörner
0:57:03
Tim Pritlove
0:57:16
Lisa Wörner
0:57:23
Tim Pritlove
0:57:30
Lisa Wörner
0:57:32
Tim Pritlove
0:58:23
Lisa Wörner
0:58:27

Genau. Nur dass der Laser hier wirkt wie bei dem Laser-Experiment die Spiegel und die Strahlteile. Das heißt der Laser ist zunächst ein Strahlteiler, dann ein Spiegel und wieder ein Strahlteiler. Und solange wir keine Gravitation haben, bewegen die sich eben auf diesem Pfad und ich kombiniere sie hinten und ich sehe keine Veränderung in dem Endresultat. Und jetzt ganz ähnlich wie bei Ligo und Lisa, wenn sich das jetzt im Gravitationspotential bewegt, dann fallen die nach unten. Das heißt, ich verändere die Länge dieser Wege und damit auch verändere ich auch das Auslesesignal und kann dann aus dem Auslesesignal die Beschleunigung ablesen, die ich vermessen habe. Und jetzt haben Sie gerade die beiden Experimente angesprochen, GOCE und GRACE, die funktionieren ein bisschen unterschiedlich. GOCE vermisst eine Gradiometrie, also die Veränderung des Gravitationsgradienten entlang des Gravitationsvektors. Das kann ich also hier genauso machen. Ich messe also an zwei übereinander geordneten Positionen entlang des Gravitationsvektors, die Gravitation mit dem Atometerferometer und bekomme einen Gravitationsgradiometer, eine Goethe-artige Konstellation mit einem Satelliten, die das Erdschwerfeld vermisst. Und bei GRACE ist die Situation ein bisschen anders. Bei GRACE hat man zwei oder mehr, wir lassen mal diese ganzen anderen Konstellationen, wo dann irgendwie mit drei vorgeschlagen wurde und dann so zueinander verkippt und so, das lassen wir mal alles raus. Gehen wir mal von der einfachen GRACE Konfiguration aus. Da habe ich zwei Satelliten, die fliegen hintereinander her. Und wenn jetzt unten drunter eine höhere Masse ist, zum Beispiel im Berg, dann wird die Beschleunigung durch diese höhere Masse größer. Das heißt der erste wird von dem zweiten wegbeschleunigt und die Entfernung zwischen den beiden wird größer. Dann fliegt der drüber, wird gebremst und dann kommt der zweite hin und wird beschleunigt, dann wird der Abstand kleiner. Wenn der zweite drüber geflogen ist, wird der auch gebremst und wir haben wieder den Originalabstand zwischen den beiden. Damit messe ich das Gravitationspotential. Ich mache einfach eine Entfernungsmessung zwischen diesen beiden Satelliten.

Tim Pritlove
1:00:34
Lisa Wörner
1:00:34

Ganz einfach. Also schon das Tracking ist super simpel. Verstehe gar nicht. Total einfach. Dabei ist es jetzt ganz wichtig, dass ich unterscheiden kann, ist diese Abstandsmessung, die ich mache, ist das tatsächlich ein gravitatives Signal oder liegt das daran, dass diese Satelliten gewackelt haben? Das heißt hierbei kann man Atominterferometer einsetzen, um die Beschleunigung des Satelliten zu vermessen und das Signal dann eben zu trennen von dem Gravitationssignal. Wichtig an der Stelle, BKL machen wir hier auch, aber der Hauptanteil von BKL, also das Physics-Package liegt bei einem Schwesterinstitut in Hannover, bei dem Institut für Satellitengeodäsie und Inertialsensorik und wir haben ganz, ganz viele nationale Partner da drin, die verschiedene Systeme bauen, das Lasersystem, die Elektronik. In die Infrastruktur und dann auch noch ganz wichtig, BKL ist eine Kollaboration mit der NASA, die uns dann auf die ISS bringt und die ISS zur Verfügung stellt. Warum sage ich das alles? Weil diese Erdbeobachtungsmissionen danach, diese GOCHA-artigen, also die Gradiometrie und die Gravimetrie, die GRACE-artigen Experimente, das ist alles ganz viel Expertise, die auch in Hannover liegt, bei dem Institut für Satellitengeodäsie und Inertialsensorik, die dann auch tatsächlich Abteilungen haben, die diese Laser-Link-Systematik im Griff haben. Offensichtlich ist es so einfach, dass wir eine ganze Abteilung dafür brauchen, die die Atominterferometrie da drin im Griff haben, die dann die Modellierung des Ergebnisses, also die Rückführung dieser Abstandsmessung auf ein Gravitationssignal, auf eine tatsächliche Gravitationsfeldkarte zurückführen, lauter solche Sachen. Also da passiert ganz viel in verschiedenen Dingen.

Tim Pritlove
1:02:19
Lisa Wörner
1:02:28
Tim Pritlove
1:03:48
Lisa Wörner
1:05:11
Tim Pritlove
1:05:23
Lisa Wörner
1:05:25
Tim Pritlove
1:05:40
Lisa Wörner
1:05:57

Das ist richtig, das ist aber nicht das Problem. Das Problem ist, dass der Sensor an irgendwas fest sein muss. Damit der eben halt irgendein Signal gibt, muss der ja irgendwie sich bewegen können. Ich muss diese Bewegung auslesen und ich muss den irgendwo halten. Es gibt die elektrostatischen, aber auch die elektrostatischen müssen, halten das System fest. Der hält das elektrostatisch in dieser Position und dann wackelt das da drin. Das heißt aber ich habe immer noch eine Reibung. Also ich habe immer noch irgendwie eine rückstellende Kraft, die das System wieder in den Ursprungszustand zurückbringt und das sorgt für die Drift. Und die Drift sorgt dafür, dass nach relativ kurzer Zeit, tatsächlich auch im Tunnel, nach relativ kurzer Zeit die Genauigkeit der Position stark runtergeht. Bei ihrem Handy haben sie da noch den Vorteil, dass sie, solange sie noch Signal haben, also noch Mobilfunksignal, kann das auch noch helfen. Das macht dann eine Triangulation über die verbundenen Masten. Das kann helfen, aber nehmen wir das mal weg, dann haben Sie einfach nur diesen Inertialsensor und der kommt sehr, sehr schnell an seine Grenzen und braucht sehr schnell wieder ein GNSS-Signal, um zu sagen, ach so, da bin ich. Das sehen Sie auch daran, wenn Sie Ihr Handy aufmachen und Sie haben diesen kleinen blauen Punkt in der Mitte und dann ist da dieser große blaue Kreis außenrum, der sagt, das ist die Genauigkeit Ihrer aktuellen Position. Das hat genau was damit zu tun. Das wird immer, also wenn wir jetzt kein GNSS hätten und kein Telekom und sie würden damit loslaufen, dann würde dieser blaue Kreis sehr schnell immer immer größer werden, weil er immer ungenauer weiß, wo sie sind.

Tim Pritlove
1:07:28
Lisa Wörner
1:07:29
Tim Pritlove
1:07:38
Lisa Wörner
1:07:55
Tim Pritlove
1:08:36
Lisa Wörner
1:08:53
Tim Pritlove
1:09:06
Lisa Wörner
1:09:23
Tim Pritlove
1:10:58

Genau, Jules ist ja die Jupiter Icy Moons Explorer Mission. Habe ich übrigens auch eine Sendung zugemacht, Raumzeit 95, als ich neulich bei der ESA in Madrid war und das startet ja auch bald, also wir haben heute, nehmen wir gerade auf, am 24. März und am 13. April soll es dann endlich mal losgehen mit dieser Mission, wo ich gerade dabei bin. Gotcha habe ich natürlich auch eine Sendung zu gemacht. Raumzeit 40, da kann man sich nochmal die Vermessung des Gravitationsfelds der Erde anhören. Hervorragend. Genug geplagt. Alles gut, aber was Sie jetzt schon sehen ist, dass wir … Aber diese Navigation, aber das ist ja sozusagen, also okay, also Vermessung, aber es gibt ja sozusagen auch so Navigationsprobleme. Also ich erinnere mich bei der Rosetta Mission gab es glaube ich das Problem, also das ist ja dann sozusagen Navigation im All ist ja dann, also diese Fernmission funktioniert ja auf Basis von Star Trekern, da gibt es halt keine GPS Satelliten, aber da gibt es halt viele Sterne und man kennt das Sternbild ja mittlerweile ziemlich gut. Das heißt in dem Moment wo man eben mit dem Star Trekker auf die anderen Sterne schaut, dann gibt es mittlerweile die Technik die halt relativ schnell sagt, okay alles klar, sieht so und so aus, Pattern Matching und so weiter, wir sind hier und das kann ja auch die Position verhältnismäßig gut berechnen. Aber ich glaube, als dann Rosetta in der Koma des Kometen gelandet ist, also im Nebel sozusagen, da war es dann mit dem Star Trekker nicht mehr so.

Lisa Wörner
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Tim Pritlove
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Lisa Wörner
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Tim Pritlove
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Lisa Wörner
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Tim Pritlove
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Lisa Wörner
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Lisa Wörner
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Tim Pritlove
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Lisa Wörner
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Lieber die Katze tot oder lebendig. Richtig. Und das ist hier ganz wichtig. Das heißt allgemein bedeutet Verschränkung. Ich kenne den Gesamtzustand, aber ich kenne die Einzelkonstituenten nicht. Ich kenne den Zustand der Einzelkonstituenten nicht. Und in der Verschlüsselung macht man das so, dass man vorne ein Photon reinschickt und dann nimmt man ein Kristall. Dieser Kristall produziert mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit horizontal polarisierte Photonen, Sie kennen das vielleicht aus dem Kino, wenn Sie mal in so ein IMAX gegangen sind, das 3D Ding. Da bekommt man so eine Brille und das eine Glas ist vertikal polarisiert und das andere horizontal polarisiert. Was da drin ist, ist im Prinzip nur so eine Plastikfolie, die Streifen in horizontaler oder in vertikaler Richtung hat und da nur entsprechendes Licht durchlässt. Und wenn ich die jetzt übereinander lege und 90 Grad aufeinander drehe, dann kommt da nichts mehr durch. Das können Sie mal ausprobieren, wenn Sie das nächste Mal so ein 3D-Kino anschauen, dann kommt da auf einmal kein Licht mehr durch. Das nennen wir, damit ist das eines horizontal polarisiert, wenn ich das durch das vertikal polarisierte Licht durchgehen lasse, dann kommt eben kein Licht mehr durch. Das ist im Prinzip die Idee von Polarisation. Das gleiche machen wir hier. Wir schicken ein unpolarisiertes Photon rein. Und hinten kommen zwei raus und wir wissen, dass es insgesamt unpolarisiert sein muss. Und das heißt, die beiden haben jeweils 50 Prozent Wahrscheinlichkeit, vertikal oder horizontal polarisiert zu sein. Das ist ein Gesamtzustand. Jetzt kann ich an zwei Stellen messen. Ich nehme diese beiden Photon, messe sie irgendwann und stelle einen horizontalen Polarisationsfilter rein und dann messe ich dahinter, ob ich das Photon gemessen habe oder nicht. Wenn ich es messe, war es horizontal polarisiert, wenn es nicht messe, war es vertikal polarisiert. Und gleichzeitig muss das auf der anderen Seite, wenn ich es hier horizontal messe, muss es dort vertikal sein und dann war es rum. Jetzt kann ich das messen und ich erzähle es mir nicht und dann kann ich damit im Prinzip einen Schlüssel generieren. Weil ich ja immer weiß, was der andere gemessen haben muss.

Tim Pritlove
1:21:26
Lisa Wörner
1:21:28

Weil ich von der einen Messung auf die andere schließen kann. Wichtig ist dabei, dass dieser Zustand existiert über die beiden Photonen in diesem Fall oder über die beiden Kugeln vom Anfang. Der existiert, bis ich die Schachtel aufmache, bis ich messe. Und es gibt jetzt viele, viele Experimente, die versucht haben herauszufinden, ob dieser sogenannte verschränkte Zustand, ob der irgendwann eine Grenze hat. Also wie weit kann ich diese beiden Photonen voneinander entfernen und auf einmal kollabiert dieser Zustand zu früh, bevor ich ihn messe. Gibt es irgendwie eine Entfernung, über die das funktioniert? Das ist lustigerweise eine andere Gruppe in Wien. Wien ist ein ganz heißes Pflaster für Quantenphysik und auch für Quantentechnologien. Die haben sich das angeschaut. Die armen Doktoranden mussten nach Teneriffa, glaube ich. Die armen Doktoranden. Die haben mir wirklich leid getan. Weil da die Luft schön dünn ist oder schön gleichmäßig und man dann zwischen den Inseln auch viel Platz hat, um diese Experimente zu durchzuführen. Hat das dann zwischen den Inseln gemacht. Dann bekannt geworden ist das Mithios Experiment von den Chinesen gemeinsam mit den Österreichern am Ende des Tages. Die haben den Satelliten gebaut und haben dieses verschränkte Photon vom Satelliten auf den Boden geschickt. Einen nach Österreich und einen, ich meine nach Gengzhou in China. Und haben sich angeschaut, ob das eben auch funktioniert und konnten damit nachweisen, dass diese Verschränkung über 7400 Kilometer...

Tim Pritlove
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Lisa Wörner
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Lisa Wörner
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Ja, also die große Herausforderung dabei ist ja, dass ich ihnen meinen Schlüssel geben muss, irgendwie. Ich muss den Schlüssel irgendwie austauschen. Wenn das abgehört wird, dann habe ich den Schlüssel in der Hand von dem Dritten, der dann alle meine Nachrichten überprüfen kann. Der die Sachen selber entschlüsseln kann. Das heißt zum einen den Austausch von dem Schlüssel sicher zu machen und zum anderen einen sicheren Schlüssel zu generieren. Sie kennen unterschiedliche Schlüsselsicherheiten auch aus dem privaten Bereich. Meine WhatsApp-Verschlüsselung, wenn sie denn überhaupt existiert, ist sicherlich eher weniger sicher. Die, die meine Bank benutzt, um Daten zu übermitteln, ist hoffentlich etwas besser. Und das hat ein bisschen was damit zu tun, welcher Schlüssel da zugrunde liegt, wie dieser Schlüssel generiert wird und wie lang er ist. Bisher sind wir auch da stark darauf angewiesen, dass diese Schlüssel, die idealerweise zufällig sind, Die werden von dem Computer erzeugt. Die sind also nur so zufällig, wie der klassische Computer zufällig ist. Und das ist nicht besonders zufällig, sodass die Quantenmechanik uns hier zwei Vorteile bringen kann. Das eine ist die tatsächliche Zufälligkeit des Schlüssels und auf der anderen Seite die Nichtabhörbarkeit der Schlüsselerzeugung. Sodass eben halt wirklich diese beiden Parteien den Schlüssel haben am Ende des Tages und ich nicht, oder ich diesen Schlüssel nicht mehr klassisch übermitteln muss, sondern ich habe diesen Schlüssel bei den beiden Parteien erzeugt, die dann ihre Nachrichten verschlüsseln und dem anderen schicken und der andere kann das entschlüsseln.

Tim Pritlove
1:28:09
Lisa Wörner
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Tim Pritlove
1:29:58
Lisa Wörner
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So im Groben schon. Ich kann jetzt natürlich noch irgendwie drei Stunden weiter reden, welche anderen Anwendungen es noch gibt. Wichtig ist mir noch anzumerken, dass wir diese Systeme natürlich auch für verschiedene Anwendungsbereiche einsetzen wollen und ein wichtiger Anwendungsbereich dabei ist für mich auch der Klimaschutz. Also die großen Herausforderungen unserer Zeit damit anzugehen und auch im Klimaschutz dann zu schauen, wie wir Quantentechnologien einsetzen können. Na das eine ist die ganze Erdbeobachtungsschiene, die wir jetzt ja auch schon besprochen haben. Eben anzuschauen wie der Planet sich verändert dadurch, dass wir da sind. Wie die Goldkappen abschmelzen und Leute solche Dinge. Andere Dinge sind auch über verbesserte Navigationssystemen, Routen zu verbessern und Autos oder insgesamt Fahrzeuge schneller von der Straße zu bringen. Von A nach B und dann nicht irgendwie noch drei Schleifen zu fahren, bevor man dann da hinkommt. Solche Themen fallen da auch mit runter. Also ganz viel von dem, was wir heute schon besprochen haben. Die Überwachung des Erdmagnetfeldes, das sich ja auch dauernd wandelt und dauernd verändert, dass es nicht so sehr in diesem Climate-Change-Thema mit drin ist, aber sicherlich auch ein Thema, was die Umweltbeobachtung, die Erdbeobachtung, die Beeinflussung des Klimas angeht. Ohne Menschen gemacht zu sein. Genau, lauter solche Themen. Wie können wir Quantentechnologien eben als Querschnittsthema hier auch einbringen, um bei Klimaforschung zu helfen, um bessere Klimamodelle zu entwickeln, um mehr Daten zu generieren.

Tim Pritlove
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Lisa Wörner
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Tim Pritlove
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Lisa Wörner
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Tim Pritlove
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Lisa Wörner
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Tim Pritlove
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