Raumzeit
Der Podcast mit Tim Pritlove über Raumfahrt und andere kosmische Angelegenheiten
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RZ115 CERN: ATLAS

Aufbau, Funktion und Aufgabe des ATLAS-Detektors am CERN

Nach dem CMS-Detektor ist ATLAS das zweite große Detektor-System am Large Hadron Collider am CERN in Genf, dass den Nachweis des Higgs-Bosons geliefert hat und mit seiner aufwändigen Technik auch heute noch weiter Teilchenkoliisionen beobachtet und damit aktiv zur Grundlagenforschung beiträgt.

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Veröffentlicht am: 24. September 2023
Dauer: 1:17:16


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:33.781
  3. Persönlicher Hintergrund 00:02:02.736
  4. Konzeptionsphase 00:07:39.734
  5. Unterschiede zu CMS 00:20:45.314
  6. Kollisionsablauf 00:31:23.078
  7. Auf der Suche nach dunkler Materie 00:49:03.391
  8. Verbesserung des Detektors 00:55:39.579
  9. Supersymmetrie 01:02:42.002
  10. Dunkle Energie 01:08:45.998
  11. Ungelöstes Rätsel Gravitation 01:10:32.800
  12. Ausklang 01:13:58.617

Transkript

Tim Pritlove
0:00:34
Christoph Rembser
0:01:58
Tim Pritlove
0:01:58
Christoph Rembser
0:02:01
Tim Pritlove
0:02:03
Christoph Rembser
0:02:21
Tim Pritlove
0:02:31
Christoph Rembser
0:02:32
Tim Pritlove
0:03:05
Christoph Rembser
0:03:08

Also das war so meine Hoffnung. Und dann ist es aber so, es gibt hier am CERN ein Sommerstudentenprogramm und durch das Studium an der Uni Bonn bin ich dann einfach durch Zufall hier in das Sommerstudentenprogramm am CERN reingekommen. Das war 1989, also schon relativ lang her. Und dann plötzlich kam ich in eine Welt, die völlig anders war als das, was ich kannte. Es war hier ein internationales Umfeld. 89 war auch noch die Zeit, da gab es noch die Mauer. Und trotzdem war hier schon mein Supervisor aus der Sowjetunion noch. Das war André Linde übrigens, ein ganz bekannter Kosmologe. Der hat mich da hier betreut. Und zum ersten Mal, ich komme aus Westdeutschland, Da war das plötzlich so dieses grenzenlose, diese Wissenschaft, die Offenheit und es war toll das zu spüren und die ganzen anderen Studenten. Und dann war es auch noch das Jahr, wo in China das Massaker Tiananmen Square Studentenrevolte und CERN diente auch so als Auffanglager für Studenten und Professoren aus China, die fliehen mussten. Plötzlich war das hier voll mit Chinesen. Wir hatten da auch so in Baracken geschlafen hier, so drei Bettzimmer, so wie so eine alte Jugendherberge und dann waren wir so viele Leute hier plötzlich, dass wir Schichten schlafen mussten. Da wurde ich morgens von irgendjemandem geweckt, dann kam ich abends wieder ans Bett, da lag da wahrscheinlich ein anderer und diese Atmosphäre. Hier machen wir Wissenschaft, hier gehen wir vor allem Träumen nach, Die eigentlichen, das merkt man bei mir auch, das kennt man vielleicht, wenn man abends mal auf einer Wiese liegt und in die Sterne guckt. Das ist so ein irre Gefühl, wenn man einen tollen Himmel hat und dann diese Unendlichkeit des Weltraums sehen kann. Geht es eigentlich darum, hier kann man erforschen, woher kommt eigentlich das Ganze und woraus sind wir gemacht und vor allem wo geht es vielleicht auch noch hin. Wie entwickelt sich unser Weltall. Das war einfach faszinierend und von dem Moment an habe ich gesagt, na gut, lassen wir das mal mit dem Geigenbauen weiter. Jetzt ist mein Ziel hier, werde ich weiter.

Tim Pritlove
0:05:13
Christoph Rembser
0:05:14
Tim Pritlove
0:05:15
Christoph Rembser
0:05:17

Die klangen nicht schlecht, also ich kam vor allem vom Cello, also das war ein Cello, die hab ich dann gemacht, aber ich hab auch eine Gitarre und so gebaut, aber das konnte man mit Kernforschung nicht mithalten. Genau, das konnte man nicht mithalten, weil das war wirklich so diese fundamentale philosophische Frage worum es hier ging war plötzlich spannend und das vor allem mit anderen Menschen zu machen und das ist großartig. Und dann habe ich mein Studium in Bonn weitergemacht und abgeschlossen und hatte dann erstmal Diplom und Doktorarbeit am DESI, am Deutschen Elektronen-Synchrotron, oben in Hamburg gemacht. Da gab es den tollen Beschleuniger HERA, der hat Elektronen auf Proton geschossen und da habe ich dann Erfahrung gesammelt im, nicht mehr Geigenbau, sondern Detektorbau. Und darauf habe ich mich auch spezialisiert. Wie baue ich Detektoren, um elementare Teilchen nachzuweisen und dann rauszufinden, wie funktioniert das Ganze. Und dann bin ich 1997 hier zum ersten Mal zum CERN gekommen, nach der Doktorarbeit als junger Fellow und plötzlich wieder diese Freiheit, die man hatte, diese internationalen großen Kollaborationen, das war großartig. Und dann wie es so ist, ergibt sich plötzlich, ja jetzt machen wir hier nochmal einen weiteren Postdoc. Da hatte ich dann so einen Limited Duration Contract bekommen. Und dann hörte der auf, dann hatte ich kurz eine Professur in Erlangen, an der Uni Erlangen für Astroteilchenphysik, um auch mal was anderes zu machen, weil man kann ja am besten lernen, indem man was anderen erklärt, da muss man ja selber viel lernen. Und dann war ich aber kaum hier weg, dann hat dann Cern wieder gesagt, ja wir bauen ja gerade die Detektoren für den LAC und es fehlt schon, dass du da bist, deswegen hier komm, bieten wir dir eine Stelle da dran. Und dann hab ich natürlich gesagt, ja gut, zurück hierher. Und damals war noch der Beschleuniger LEP, das war jetzt der Vorgänger von dem Large Hadron Collider, im selben Tunnel. Hat der Elektronen beschleunigt, Elektronen und Positronen aufeinander geschossen. Ich arbeitete damals bei einem Experiment, das nannte sich Opal. Und gleichzeitig war man aber auch schon dabei, Ende der oder in den 90ern, um die Entwicklung für die Detektoren des LHC zu machen. Und da habe ich dann beides gemacht. Es ist immer toll, wenn man zwei Sachen macht. Einmal die Physik mit dem existierenden Beschleuniger und dann gleichzeitig aber auch die Entwicklung für den neuen Beschleuniger. Und ja, dieses Feuer brennt eigentlich immer noch hier, muss ich sagen.

Tim Pritlove
0:07:37
Christoph Rembser
0:08:58

Ja das ist eigentlich eine spannende Frage. Ich persönlich glaube, würde ganz stark behaupten, das ist limitiert durchs Geld. Also Physiker und ihre Ideen und Visionen, da gibt es so viele, dass man wahrscheinlich von den Detektoren noch hätte 10 weitere mindestens bauen können. Das Problem ist nur, irgendwann muss man sie halt dann auch wirklich bauen und braucht dafür Geld und dann müssen sich halt die Leute zusammen finden, die sowas machen. Ich will da gleich noch mal drauf zurückkommen, aber erst noch mal ganz kurz, was sind eigentlich die Detektoren? Eigentlich sind das nur große Kameras, die um den Kollisionspunkt der Protonen, der Hadronen, wie du das auch gesagt hast, aufgebaut sind. Und eigentlich macht man Schnappschüsse. Man macht Schnappschüsse von so einer Kollision, weil wenn da zwei Protonen kollidieren, dann gilt wieder die alte einsteinische Formel, die kennt jeder, E gleich mc², da wird dann Energie in Masse umgewandelt, in Materie in verschiedene Teilchen und die fliegen dann von diesem Kollisionspunkt in alle Richtungen weg. Diese Detektoren sind nichts anderes als große Kameras, die man da drum setzt und dann macht man im Prinzip Bilder von solchen Kollisionen, also da wir so 40 Millionen Kollisionen pro Sekunde haben, sind das also riesen Kameras mit 40 Millionen Bilder pro Sekunde. Und dann, was wir dann mit diesen Bildern eigentlich machen ist, weil die Energie, mit der die Protonen da zusammenstoßen, entspricht der Energiedichte des frühen Universums ungefähr 10 und minus 12 Sekunden nach dem Urknall. Das heißt unsere Beschleuniger sind nichts anderes als riesen Zeitmaschinen und ich habe die Möglichkeit mit meinen Detektoren, mit meiner Kamera, Fotos zu machen vom frühen Universum. Total spannend. Und dann kann ich lämlich sagen, was passiert denn da eigentlich? Was ist denn zu dieser Zeit des frühen Universums wirklich passiert? Und dann gehe ich meine 40 Millionen Bilder pro Sekunde durch und dann lerne ich im Prinzip die Regeln des frühen Universums. Also so als Beispiel, wenn du Fußball nicht kennst, fängst du an oder irgendeinen anderen Sport, fängst du an Bilder zu gucken und mit den Bildern lernst du dann die Regeln. Und genauso machen wir das mit den Teilchen. Wir lernen die Regeln des frühen Universums durch diese Bilder kennen, die wir uns dann angucken. Und jetzt sind natürlich diese Kollaborationen, also diese Experimente wie ATLAS und CMS, da sagt halt jeder Physiker, ich kann die beste Kamera bauen. Und zwar sind die dann natürlich auch noch spezialisiert. Jede Kameralage kann ein bisschen was anderes als die andere und der eine Physiker sagt, ich kann super Kameralagen bauen, die können die Spuren der Teilchen super präzise vermessen, die vom Wechselwirkungspunkt wegfliegen. Andere sagen, ich kann super Kameras bauen, die können dann auch noch sagen, was für ein Elementarteilchen das war. Andere können sagen, ich baue dann auch noch so Kamerateile, die sagen dir die Energie von diesen Teilchen, die da durchgeflogen sind. Und wenn man das dann alles kombiniert, dann kriegt man halt dieses riesengroße Experiment. Ja wie es so ist, viele Physiker, tolle Ideen und eigentlich wenn man jeden fragt, sagt er ich baue jetzt einen super Detektor und die kommen ja auch, das ist ja keine. Hierarchische Bundeswehr oder so, wo irgendein General sagt so jetzt baut ihr das. Also zum Beispiel beim LHC, es ist nicht nur bei Atlas oder CMS, war es ganz klar, wir wollen das Higgs-Teilchen finden. Das war eines der großen Ziele. Also muss man die Kamera so bauen, dass sie sensibel darauf ist, dass sie Higgs-Teilchen, so wie wir sie vermuten, dass sie zerfallen, wirklich auch präzise und mit hoher Effizienz vermessen kann. Und zum Beispiel ein ganz klares Foto oder Signatur nennen wir das von einem zerfallenden Higgs-Teilchen, wenn es das gibt, sind zum Beispiel Elektronen, zwei Elektronen oder zwei Myonen. Also baut man dann die Kamera so, dass sie das super gut auflösen kann und dass man dann aus diesen zwei Elektronenspuren, die man vermessen kann, dann genau berechnen kann, was war die Masse des Teilchens, aus dem die beiden herausgekommen sind. Und das gibt sozusagen die Anforderungen an die Kamera und dann sagt jeder, ich habe da eine Idee, wie ich es mache. Und dann gehen sie los, rennen sie los und bauen dann so eine Art Prototypen. Und dann werden die dann getestet und mal ausprobiert und dann wird auch gezeigt, ja, das stimmt auch mit den Summulationen überein. Also es funktioniert genauso gut mit einer Auflösung, wie wir uns das erhofft haben. Und dann wird das auch noch in Tests bewiesen und dann etablieren sich langsam wirklich Technologien, welche man nehmen könnte und welche nicht. Dann gibt es dann Unterschiede. Die eine hat dann wieder so viel Material, dass die die Teilchen beeinflusst. Andere sind dann leichter, haben dann auch wieder Vorteile. Und irgendwo findet sich, ruckelt sich dann die ganze Gemeinschaft so zurecht, dass sie am Ende dann im Prinzip einen wissenschaftlichen Shootout machen. Und sagen, hier haben wir so ein Konzept, hier ist ein anderes Konzept, welches von den beiden nehmen wir jetzt für unsere Kamera? Und dann kommen so die Ideen. Und das andere sind natürlich was für Geldartner zur Verfügung.

Tim Pritlove
0:14:32
Christoph Rembser
0:14:40

Klar, weil alle kommen ja mit ihrer Erfahrung. Es ist ja nicht so, dass da irgendwelche Laien zusammenkommen, Sondern es sind meist Leute, die zum Beispiel schon eine Spurkammer, also ein Kamerateil aufbauen, die die Spuren der Teilchen ausliest. Das macht man ja schon seit den 70ern und noch älter, dass man solche Teilchenkameras baut. Und diese Erfahrung, da wollen sie dann immer sagen, jetzt kitzeln wir noch ein bisschen mehr raus, machen hier noch ein bisschen mehr Technologie und nehmen hier zum Beispiel neue leichte Materialien. Also ich ganz konkret habe bei einem Kamerateil des Atlas mitgearbeitet, war da auch lange Projektleiter. Der nannte sich der Übergangsstrahlungsdetektor und das ist eigentlich eine Spurkammer, funktioniert noch so ein bisschen wie so ein altes Geiger-Müller-Zellrohr, man hat so ein Röhrchen, innen drin ist ein dünner Draht gespannt, in dem Röhrchen ist ein Gas und zwischen der Röhrchenwand und dem Draht ist ein elektrisches Feld und wenn da jetzt so ein Teilchen durchfliegt, Dann ionisiert es das Gas und die Elektronen driften hin zum Draht und machen da ein Signal. Und wenn du dann über 100.000 von solchen Röhrchen hast, dann siehst du wirklich wie so Perlen auf einer Schnur, wo das Teilchen lang geflogen ist. Dann spricht das eine Röhrchen an, dann das andere. Und wenn man das dann visualisiert, sieht man richtig, ja da ging eine Spur lang. Und dieser Übergangsstrahlungsdetektor kann dann auch zusätzlich sagen, was für ein Teilchen das war. War das ein Elektron oder ein Pion, was da durchgeflogen ist? Und den ersten habe ich damals bei Zeuss bei Hera gebaut. Das habe ich da am Liese gelernt. Und dann hatte man die Ideen dann auch, wie kann man das hier besser machen. Jetzt hatte man neue Materialien, Verbundstoffe, so Carbon, Fibers und so was, alles hat Spaß gemacht. Und damit hat man das dann optimiert. Und andere Kollegen zum Beispiel, die waren es gewohnt große Detektorteile zu bauen, die haben die Energie von Teilchen gemessen. Kalorimeter nennen sich die. Und da hat man dann auch neue Ideen gehabt, wie kann man die noch größer und noch präziser machen. Und da, wie gesagt, gab es dann immer solche Kollaborationen, die erst mal Prototypen gemacht haben und diese Prototypen wurden dann zum Beispiel auch in Teststrahlen hier am CERN getestet und dann hat man gesehen, was ist die Performance? Was ist der Preis? Und dann konnte man sich auch was einigen.

Tim Pritlove
0:16:51
Christoph Rembser
0:17:01
Tim Pritlove
0:17:13
Christoph Rembser
0:17:26
Tim Pritlove
0:17:38
Christoph Rembser
0:17:45

Trotzdem, dann nennt man natürlich auch seine Vorläufer oder seine Ideenprojekte, denen gibt man natürlich auch Namen. Muss sein. Und dann versucht man halt diese Dinger, die man sich vorgenommen hat, ob Eagle oder Ascot heißt, Prototypen zu bauen, das dann zu testen und wie gesagt, wenn man dann gesagt hat, der von Eagle funktioniert aber jetzt besser als der von Ascot, Dann sagt man, okay, diese Kamerakomponente nehmen wir jetzt von dem. Diese Kamerakomponente von dem anderen und so bauen sich dann die Nachfolger, also Atlas, dann zusammen aus mehreren Konzeptstudien. Das Wichtige und das ist das, was die Teilchenphysiker eigentlich super können. Eigentlich ist es ja so, wenn man ein Konzept hat und das wird nicht genommen, da ist ja jeder erst mal stinkbeleidigt und das ist furchtbar. Vor allem muss man sich auch vorstellen, die haben ja auch Geld, die Leute. Und eigentlich will man ja das Geld dann haben, um das in seine Kamerakomponente, Detektorkomponente zu packen. Und man muss dafür immer sorgen, in der Soziologie der Kollaboration, dass man keine Verlierer schafft. Und das ist eigentlich ganz wichtig. Deswegen nimmt man den wissenschaftlichen, versucht man das über einen ganz wissenschaftlichen Ansatz, welches funktioniert besser und welches ist vielleicht günstiger. Also Preis-Nutzen-Verhältnis und dann einigt man sich. Und dann versucht man auch den anderen, den Konkurrenten aber dann auch wieder an Bord zu holen, sodass man das dann zusammen macht. Und nur so erreicht man es dann, dass plötzlich 3000 Leute, wie in dem Fall der Atlas-Kollaboration, zusammenhalten und hinter einem einzigen Konzept stehen, was sie vorher von ihren verschiedenen Studien übernommen haben. Das ist faszinierend.

Tim Pritlove
0:19:29
Christoph Rembser
0:19:39
Tim Pritlove
0:20:45
Christoph Rembser
0:21:31

Ja also erstmal haben sie beide natürlich ein Solonoin, aber das ist schon richtig. CMS hat einen riesengroßen Trump, während Atlas hat einen anderen Ansatz von dem ganzen Magnetsystem her. Und zwar hat man einmal bei Atlas dann gesagt, gut, oder das ist eigentlich auch bei CMS genau dasselbe erstmal, hinter den Kollisionspunkt. Die erste Kameralage, die man braucht. Das sind Spurdetektoren, die dann nämlich genau vermessen können, wie die Spuren von den kollidierenden oder die Teilchen von den kollidierenden Protonen weggeflogen sind. Und da sind die Konzepte mit sogenannten Siliziumdetektoren, Siliziumpixeldetektoren und Siliziumstreifendetektoren sehr ähnlich von Atlas und CMS. Also da, ein Experte bei Atlas, der kennt auch das CMS-System und umgekehrt. Das CMS-System ist was die Siliziumdetektoren angeht größer, weil damals hatte man noch nicht so viel Erfahrung mit diesen Siliziumdetektoren und die waren halt mutig und haben gesagt, wir bauen ein ganz großes System. Bei Atlas waren wir dann ein bisschen konservativer und haben vor allem aber auch gesagt, es ist auch wichtig, schon in dem Spursystem Teilchen identifizieren zu können. Dass man sagen kann, das ist ein Proton, das ist ein Elektron, das ist ein Pion oder das ist ein Myon oder weiß Gott was. Und deswegen hat der Atlas Silizium Detektor Pixel und Streifen noch diesen Übergangsstrahlungsdetektor TRT, das ist im Prinzip diese Röhrchen, die ich eben beschrieben hatte, drumherum und da kann man dann auch noch Spuren nochmals zusätzlich vermessen aber vor allem auch sagen, was für ein Teilchen das war. Das war eine ganz wichtige Sache, die wir uns damals überlegt hatten, weil auf der Suche nach dem Higgs war es wichtig, Zerfälle des Higgs-Teilchens in Elektronen. Genau aufzuzeichnen und genau zu vermessen, weil da wusste man, da kann man ganz genau die Masse des Higgs-Teilchens damit bestimmen. Und dadurch, dass diese Event-Bilder, also diese Fotos, die man macht, die sind ja so voll von allen möglichen Teilchen und wenn man da dann diese Elektronen ganz genau sehen und vermessen kann, dann hilft das schon auf der Suche nach dem Higgs und es hilft auch später das sogenannte Kalorimeter, das dann um die Spurdetektoren gebaut ist, auch noch zu kalibrieren. Das war ganz wichtig. Und dann gehen die Unterschiede auch weiter, nämlich bei Atlas kommt dann erstmal eine Spule, ein Supraleitender Magnet, tatsächlich um diese Spurdetektoren. Und der Magnet hat ja eigentlich nicht die Aufgabe, die Teilchen zusammenzuhalten, sondern das ist eigentlich so, geladene Teilchen in einem Magnetfeld fliegen so eine gekrümmte Bahn. Und aufgrund der Krümmung kann man dann einmal sagen, sind die positiv oder negativ geladen, weil die einen krümmen sich in die eine Richtung und die anderen in die andere. Und man kann vor allem sagen, wie viel Energie haben die oder wie schnell sind die Teilchen. Wir nennen das Energie, aber im Prinzip wie schnell sind diese Teilchen. Ein ganz schnelles Teilchen wird in diesem Magnetfeld ganz wenig nur gekrümmt. Ein total langsames Teilchen ziemlich stark, das macht sogar schon fast so Kringelchen. Und damit kann man dann auch, wenn man die Energie dieser Teilchen präzise vermisst, kann man genauer auch berechnen, woher aus welchen Teilchen Zerfall kommen, diese Spuren, die wir jetzt gerade gemessen haben. Und dann hat der Atlas schon einen kleineren Magneten um diese Spurkammern und dann kommen bei Atlas noch Kalorimeter, die vermessen dann die Energien der Teilchen ganz genau. Und dann kommt noch eine entscheidende Detektorkomponente, sowohl bei CMS als auch bei Atlas. Das sind die sogenannten Möhrenkammern. Myonen kennt man klar, kosmische Strahlung, sind ja immer da. Fliegen sind die schweren Brüder der Elektronen. Und wann immer so in so einem Foto so ein schwerer Bruder eines Elektrons auftaucht, kann man schon sagen, oh, das ist wahrscheinlich ein interessantes Foto. Und wir wissen auch, Higgs zerfällt auch gerne in zwei Myonen. Das heißt, wenn ich diese Sache auch noch ganz präzise messen kann, dann habe ich vielleicht noch höhere Statistik, um die Masse des Higgs-Teilchens zu finden. Und deswegen hat ATLAS noch in diesen Myondetektoren, die ganz außen sind, ein zusätzliches Magnetsystem eingebaut und das sind diese acht Toroidspulen, die eigentlich dann nochmal genau in dem Myondetektor ein gutes präzises magnetisches Feld erzeugen, dass man diese Spuren der Myonen in den Myonenkammern auch noch sehr präzise vermessen kann. Und das ist ein großer Unterschied zwischen ATLAS und CMS.

Tim Pritlove
0:26:09
Christoph Rembser
0:26:33
Tim Pritlove
0:26:40

Präzision, das ist eigentlich das worum es geht. Gerade wenn man am Ende so viele Milliarden Kollisionen beobachtet und da eine statistische Aussage draus machen will, dann wäre ja quasi eine Ungenauigkeit die einmal auftritt, tritt ja dann auch milliardenfach auf und dann multipliziert sich das dann entsprechend. Das heißt der Aufbau der beiden Detektoren ist so unterschiedlich eigentlich nicht, wo zieht man denn dann quasi die Grenze, dass man sagt, Es ist aber jetzt unterschiedlich genug, sodass wir eben auch wirklich das eine zur Überprüfung des anderen heranziehen können, weil das Ziel der ganzen Idee ist ja nicht nur, dass man zwei hat, weil die dann, was weiß ich, wenn der eine einen Defekt hat, dann ist der andere immer noch heile, Sondern es geht ja auch darum, konzeptionell anders zu arbeiten, damit man eben nicht schon in seiner Messmethode selber so ein Bias mit drin hat und am Ende irgendetwas meint festzustellen, was tatsächlich nur in dieser technischen Konstellation auftritt, aber ansonsten halt nie auftreten würde. Das ist ja sozusagen der Hintergedanke, warum man überhaupt zwei solche General-Purpose-Detektoren ja auch hinbaut. Aber wenn jetzt sozusagen der große Magnet ist identisch und die Spurdetekstitution ist ähnlich, dann die nächste Phase war ein bisschen anders. Woran kann man das auch quantifizieren, dass das anders genug ist? In so einer wissenschaftlichen Bewertung wird das ja wohl auch genau gemacht worden sein. Es wird ja sicherlich die Pläne auf dem Tisch gewesen sein und jemand wird gesagt haben müssen, okay das ist jetzt auch anders genug.

Christoph Rembser
0:28:26

Ne, das an sich, es gab so kein Komitee, von äußeren Experten oder von nicht internen Experten, die dann gesagt haben, sind die Unterschiede groß genug. Also ganz wichtig und das ist ja schon mal der allergrößte Unterschied ist, es wurde von verschiedenen Menschen gebaut. Es wurden die kleinen Details von verschiedenen Physikern und Ingenieuren designt und vor allem auch die Software zur Auswertung der Bilder wird unabhängig von anderen Leuten geschrieben. Ich persönlich würde sagen, es geht noch nicht mal um den großen analytischen Unterschied einer Detektorkamera, aber wir wollen natürlich auch immer herausfordernde Technologien bauen, was jetzt nicht so schon 20 Jahre alt ist, sondern was gerade mal state of the art ist. Und da weiß man manchmal noch nicht, funktioniert das, wird das eigentlich auch wirklich funktionieren. Das sagte ich ja. Also CMS war sehr, sehr, ich finde das tapfer und richtig, dass die da gesagt haben, wir bauen halt nur Silizium in die. In die inneren Spurkammern. Und da war Atlas halt konservativer, weil man gesagt hat, okay vielleicht funktioniert das ja ganz gar nicht und wir sind vielleicht zu optimistisch. Dann hat man bei Atlas halt noch zusätzlich diesen Gasdetektor Old Fashioned Technology gehabt. Also es ist auch eine Art Risikominimierung, die man dadurch macht. Und bei CMS zum Beispiel, die Kalorimeter sind so Kristallkalorimeter, die mit extrem hoher Präzision auch die Energie vermessen, aber da war man auch nicht ganz sicher, halten die überhaupt in den Strahlenschäden das ganze aus. Also es ist nicht unbedingt, dass jemand gesagt hat, hier das ist so anders, das reicht jetzt, das ist anders genug, sondern es ist wirklich auch eine Risikoabwägung, dass man manchmal sagt, okay das ist neu, das ist etwas konservativer. Und dann macht natürlich ein riesen Unterschied die Software, die die Sachen auswählt, beziehungsweise auch die Trigger, die überhaupt entscheiden, welche von den Bildern will man wegschreiben. Das haben wir ja noch gar nicht gesagt, aber 40 Millionen Bilder pro Sekunde kann man gar nicht speichern. Wir können das, das war am Anfang so, dass man vielleicht so auf ein paar hundert Bilder gekommen ist, jetzt bauen wir gerade, rüsten wir das auf, dass wir auf tausend Bilder pro Sekunde sind, die wir überhaupt aufzeichnen können. Und das ist zum Beispiel auch, da es von anderen Leuten gemacht wird, aber auch teilweise auch andere Technologie in den Computer, Elektronik genommen wird, auch so unterschiedlich, dass wirklich von der Systematik her der eine Detektor ganz anders ist und unabhängig von dem anderen und insofern ist es richtig wie du das gesagt hast, wenn der eine was misst und der andere nicht, dann ist da echt was faul. Bei einem oder dem anderen.

Tim Pritlove
0:31:23
Christoph Rembser
0:32:16
Tim Pritlove
0:32:18
Christoph Rembser
0:33:26
Tim Pritlove
0:33:47
Christoph Rembser
0:33:55

Ok, da hast du recht. Also sie entsteht nicht, sondern die Bewegungsenergie, die Teilchen haben ja fast Lichtgeschwindigkeit, die ist wie zwei Autos, wenn die zusammenprallen, dann haben die natürlich schon ihre Energie vom Fahren, aber dann in diesem kleinen Punkt Die Energie wird umgewandelt. Umgewandelt und ist dann einfach als Energie da und kann dann neue Teilchen erzeugen. Und diese fliegen dann halt, also leben meist ganz kurz nur, weil es sind ja nur wenige elementare Teilchen wirklich stabil. Also das Elektron kennen wir, ist stabil, aber selbst das Myon, was wir schon aus der Kosmologie kennen, die kosmische Strahlung, lebt ja, hat ja auch nur eine gewisse Lebensdauer. Aber die meisten Teilchen zerfallen dann recht wieder und zerfallen in diese stabilen Teilchen wie Elektron oder quasi stabile Teilchen wie Myon und Pion und die fliegen dann halt durch unsere Schichten der Kamera und die ersten Schichten oder die ersten Schichten sind die bei Atlas, dass genau die Spur fest gelegt wird, dass man zum Beispiel sagen kann... Die Kollision war hier, aber jetzt ein bisschen weiter davon weg. Da entstehen plötzlich noch weitere Teilchen oder da ist ein anderer Vertex, nennen wir das. Das ist immer so ein Hinweis, dass da zum Beispiel noch Teilchen wieder zerfallen sind, die kurz entstanden sind. Zum Beispiel Teilchen mit B-Quarks drin. Wir sind aber wichtig zu identifizieren, weil die helfen uns zum Beispiel auch das Higgs zu finden. Immer wenn schwere Teilchen involviert sind, war es gut, dass man gucken konnte, diese Fotos guckt ihr an, da ist vielleicht dann das Higgs. Und diese Spuren werden dann ganz genau aufgezeichnet und vor allem auch, weil sie ja in dem Magnetfeld drin sind, sehr präzise vermessen, was für Impulse sie haben.

Tim Pritlove
0:35:43
Christoph Rembser
0:35:46

Also wie funktioniert Silizium? Das ist im Prinzip nichts anderes als jede Handykamera. Also man hat eine Halbleiterschicht. Diese Halbleiterschicht, die hat dann auch am unteren Ende Auslesepads, die dann auf elektronische Bausteine geführt werden, wie zum Beispiel Verstärker. Aber dann ist es genauso wie eben schon beschrieben. Ein Teilchen fliegt durch ein Material durch, wo eine Spannung angelegt ist. Zwischen oben und unten dieser Sensoren ist eine Spannung angelegt und wenn da ein Teilchen, ein geladenes Teilchen durchfliegt, dann erzeugt es da in dem Silizium solche Löcher oder erzeugt freie Elektronen, die dann zu einem bestimmten Punkt gesammelt werden und da dann als elektrisches Signal abgegriffen werden. Und jetzt, wenn diese Pixel... Durch die die fliegen können, klein genug sind, 25 Mikrometer, dann hat man damit ja schon eine unwahrscheinlich gute Ortsauflösung. Allein schon deswegen, grob 25 Mikrometer mal 25 Mikrometer, da ist es durchgeflogen, also weiß ich schon ziemlich genau, wo die Spur ist. Wenn ich mehrere davon habe, kann ich dann auch noch diese Spuren kombinieren und da es ja gerade fliegen muss, kann man das sehr präzise machen, dann geht das nochmal, verbessert sich die Auflösung noch um Faktoren. Und damit ist man dann schon ziemlich genau und präzise in der Spurauflösung. Wir haben da verschiedene Lagen, also je näher man an dem Kollisionen dran ist, dann hilft das der Spurrekonstruktion. Zum Beispiel bei Atlas ist glaube ich die innere Lage noch näher dran als bei CMS, hilft uns. Dann gibt es vier Lagen, die nach außen gehen von diesen Pixeln. Und danach gibt es dann diese Siliciumstreifen, funktionieren ganz genauso, nicht 25 Mikrometer auf 50 Mikrometer, sondern sind halt lange Streifen, mehrere Zentimeter, aber auch relativ dünn. Trotzdem, wenn man das dann im Algorithmus kombiniert, mit den Spuren kann man das sehr genau verändern.

Tim Pritlove
0:37:45
Christoph Rembser
0:37:53
Tim Pritlove
0:37:57
Christoph Rembser
0:38:06
Tim Pritlove
0:38:35
Christoph Rembser
0:38:41
Tim Pritlove
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Christoph Rembser
0:39:46
Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
0:40:35
Christoph Rembser
0:40:48
Tim Pritlove
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Christoph Rembser
0:41:43
Tim Pritlove
0:42:30
Christoph Rembser
0:42:31
Tim Pritlove
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Christoph Rembser
0:43:07
Tim Pritlove
0:43:43
Christoph Rembser
0:43:51

Genau, richtig. Also Kalorimeter misst die Energie der einzelnen Teilchen. Deswegen bestehen solche Kalorimeter meist oder eigentlich immer aus schweren Materialien, wie zum Beispiel irgendwelche Bleiplatten oder Stahlplatten, Kupferplatten. Da fliegen dann die Teilchen rein und machen Schauern auf, geben ihre Energie ab, indem sie wieder weitere elektromagnetische Schauer oder Teilchen erzeugen. Die muss man dann jetzt aber auch noch nachweisen und da hat man das dann so, dass man so eine Absorberschicht immer hat und dazwischen dann eine Schicht mit flüssigem Argon und da ist jetzt wieder genau derselbe Trick fast wie bei diesen Röhrchen, die ich vorher beschrieben habe. Dieses flüssig Argon wird auch wieder ionisiert, wenn da diese Teilchenschauer drin sind und wenn man dann auf der anderen Seite zwischen der Absorberschicht Liquid Argon und dann eine Schicht Elektronik hinbaut, dann messen die wieder die entstandenen Schauerteilchen und können dann wieder genau sagen, hier haben wir einen Stromimpuls gesehen, der so und so groß ist. Und dafür sind immer diese Messungen oder wir nennen das Teststrahlen vorher unglaublich wichtig, dass man kalibriert. Wenn wir einen elektrischen Impuls sehen, der so und so groß ist, dann entspricht das einem Teilchen mit der und der Energie. Und diese Kalorimeter sind relativ dick, also das sind mehrere 10 Zentimeter, so dass man viele Teilchen vermessen kann und genau aufzeichnen kann. Und vor allem diese elektromagnetischen Kalorimeter, das sind die, die der innere Teil eines großen Kalorimeters bildet, die messen präzise die Energie der Elektronen. Diese Kalorimeter sind auch meist so dick, dass jedes Elektron bis dahin gut absorbiert ist, wenn es diese paar 10 Zentimeter durchquert hat. Das hat CMS auch. CMS hat nicht einen Liquid-Argon-Kalorimeter, sondern einen Kristall-Kalorimeter. Da wird dann der Lichtimpuls gemessen, wenn da so ein Teilchen aufschaut.

Tim Pritlove
0:45:55
Christoph Rembser
0:45:58
Tim Pritlove
0:47:16
Christoph Rembser
0:47:21
Tim Pritlove
0:48:28
Christoph Rembser
0:48:36

Aber das Wichtige ist halt wirklich, die Dinger sind so aufgebaut, also einmal das Fass, habe ich natürlich nicht so gut beschrieben, aber es ist wirklich das Fass parallel zu der Strahlrichtung drum herum und damit das Fass auch noch geschlossen ist, damit keine Teilchen irgendwie so noch entkommen in Richtung des Strahlrohrs, sind dann noch so zwei Fassdeckel drauf gebaut. Und damit umschließt man den Wechselwirkungsfang fast komplett. Und das ist auch wichtig, weil klar das Higgs war eine tolle Sache und dafür haben wir auch die Detektoren gebaut. Aber meine persönliche Motivation ist eigentlich eine ganz andere. Ich will dunkle Materie finden. Das ist das wieso ich hier eigentlich arbeite. Und das war auch das, was ich früher auch schon in den alten Beschleunigern gesucht habe, weil das ist was faszinierendes. Also ich erwähnte ja schon, die Physiker hier, wir kennen das, wir träumen, wenn wir oben in den Himmel gucken und dieses Weltall funktionieren sehen. Und dann brennen sich einem natürlich jetzt die Fotos und von irgendwelchen Teleskopen ins Hirn, die uns zum Beispiel Bullet Galaxy zeigen, wo zwei Galaxien miteinander kollidieren. Und dann gibt es Fotografien von verschiedenen Teleskopen und Kameras in der Astronomie, die uns dann zeigen, hier, dann gibt es den heißen Bereich, die durchdringen sich schnell, aber dann, die durchdringen sich und dann gibt es aber auch einen Bereich, den man mit Gravitationslinsen gemessen hat, der geht schnell durch, das ist ein ganz klarer Beweis dafür, dass es dunkle Materie geben muss im Weltall. Und wenn es dunkle Materie geben muss, dann muss die auch beim Urknall entstanden sein. Und welche Geräte eignen sich dann wieder besser als unsere hier, wo wir in der Zeit zurückreisen können, ganz nah an den Urknall, um zu gucken, hey, wenn es die dunkle Materie vom Urknall her gibt, dann sind wir vielleicht jetzt in der richtigen Energie, beziehungsweise in der richtigen Zeit zurück, in der wir gucken können, wie diese dunkle Materie entstanden ist. Das heißt, wenn ich die in meinen Kameras nachweise, dann weiß ich endlich, was das ist und das versuche ich.

Tim Pritlove
0:50:37

Es gibt ja sehr viele Thesen, also dunkle Materie, um es auch nochmal kurz erläutert zu haben, ist sozusagen das, was man halt bei der Beobachtung von Galaxien sich quasi errechnet hat, was eigentlich noch da sein müsste, aber man... Sieht's nicht. Hence the name Dunkel, aber es geht gar nicht so sehr um die Dunkelheit, sondern eher darum, dass man es eigentlich nicht weiß. Dark im Sinne von wir haben keine wirklich gute Erklärung dafür und auch der Begriff Materie ist ja im Prinzip auch erstmal nur so daher gesagt, weil ob es sich wirklich um Materie im eigentlichen Sinne oder zumindest im aktuellen Verständnis davon was es sich, Man kann es nicht mit Bestimmtheit sagen und es gibt ja auch viele Theorien, die versuchen dieses Phänomen auf eine andere Art und Weise zu erklären. Entweder indem man einfach so die Gravitation anders definiert, rechnet einfach gar nicht richtig, ist ein bisschen schwierig gegen Einstein zu arbeiten, aber man kann es ja mal probieren. Oder ja, dass alles voll ist mit irgendwie schwarzen Löchern und man es nur deshalb nicht beobachten kann, weil man halt einfach den Elektromagnetismus sozusagen fernhält und keinerlei Photon mehr entweichen kann, was ja nun unser primäres Messinstrument eben ist. Es sei denn man benutzt halt jetzt noch Gravitationswellenastronomie und Neutrinoastronomie, die jetzt sozusagen frisch dazugekommen ist, aber das hilft uns in dem Fall auch erstmal nicht weiter oder zumindest macht es derzeit so den Eindruck, als ob man das nicht unbedingt weiterbringen kann. Also hat man jetzt irgendwie das Problem, dass man eigentlich erstmal versucht irgendwas nachzuweisen, von dem man noch nicht mal genau weiß, was es ist. Aber auf der anderen Seite ist ja jetzt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich doch um irgendeine Materieform handelt und damit ja sozusagen, Teilchen haben muss, die irgendwelche Eigenschaften haben, ist jetzt auch nicht komplett von der Hand zu weisen. Das kann halt auch gut sein und die ganze Teilchenbeobachtung, die halt jetzt über Jahrzehnte gemacht wurde, fast, ich weiß nicht wie lange guckt man sich jetzt Teilchen an, 100 Jahre sind noch nicht ganz voll so, aber da ging es dann irgendwie los. Und natürlich jetzt vor allem so in den letzten 50, 60 Jahren mit den ganzen Beschleunigungsringen und eben der ganzen Teilchenphysik, die hier auch theoretisch geleistet wird, kommt man eben so langsam an diesen Punkt, dass man sagt, okay, wir haben jetzt hier so unser Standardmodell so ein bisschen zusammen. Also alles das, was wir so bisher sehen konnten, messen konnten, haben wir, wo wir auch theoretische Konstrukte drumherum gebaut haben, um da sozusagen Verständnis zu bekommen, wie das auch alles miteinander interagiert, ist so jetzt auch erstmal weitgehend komplett, nachdem halt dieses Higgs-Feld und bzw. Das Teilchen, was daraus resultiert, das Higgs-Boson, dann auch erfolgreich am CERN gemessen wurde. Und wenn man jetzt also sagt, jetzt brauchen wir aber noch dunkle Materie, dann müssen wir halt irgendwo gucken, wo wir noch nicht geguckt haben und das kann halt bedeuten, entweder haben wir noch nicht scharf genug geguckt. Oder wir gucken in einem falschen Bereich und brauchen noch mehr Power.

Christoph Rembser
0:54:00
Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
0:58:40

Richtig genau. Das ist das was wir auch machen im Moment. Da bauen wir unsere Detektoren noch weiter aus, verbessern die, weil klar Atlas wurde 2012 angeschaltet oder 2008 angeschaltet, das ist ja 2008 angeschaltet, das ist ja schon alte Technologie. Jetzt wollen wir wieder modernere Sachen da reinbringen, um die Raten noch weiter zu erhöhen, die Anzahl der Fotos und vor allem die Kapazität diese Fotos genau zu analysieren. Weil wie sähe eigentlich dunkle Materie aus auf einem Foto? Das ist ja, das sagtest du eben auch schon so schön, man sieht ja nix. Es ist genau das, dass man eben nichts sieht, also nicht ganz, aber wenn solche Teilchen zusammenstoßen, Dann fliegen ja alle möglichen Teilchen in irgendwelche Richtungen und werden da von den Kameras vermessen. Und damit haben wir dann im Prinzip Energie und Impuls aller Teilchen, die da wegfliegen. Wenn wir jetzt was haben, was man nicht sieht, dann fehlt irgendwo an der Stelle was. Dann ist irgendwas nicht mehr richtig ausbalanciert. vor allem. In einem Bereich, der senkrecht zum Strahlverlauf geht. Und das muss man sich ja so vorstellen. Wenn Teilchen zusammenprallen, haben die ja Flugrichtung. Und diese Flugrichtung sind ja nur entlang des Strahlrohrs. Wenn wir jetzt ein Foto machen von den wegfliegenden Teilchen, dann muss ja, weil bisher keinerlei Bewegungsrichtung transvers zu diesem oder senkrecht auf diesen Strahlaxen war, Man muss ja auf dem Bild alles balanciert sein, was transvers davon weg geht. Das heißt, wenn was in die eine Richtung geht, muss auch was in die andere Richtung gehen, damit es in der Summe wieder Impulsehaltung gilt. Ja, ich hoffe, du kannst noch ein bisschen folgen.

Tim Pritlove
1:00:29
Christoph Rembser
1:00:29
Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
1:06:03
Christoph Rembser
1:06:12

Genau, nee das ist auch richtig. Und jetzt ist es so, wenn man in der Theorie, Theoretiker Massen von Teilchen berechnen, dann ist das ja nicht einfach nur eine Zahl, sondern zu der Masse eines Teilchens in seiner Berechnung trägt zum Beispiel bei sogenannte Schleifenrechnung, dass aus dem Vakuum irgendwelche Koppelungen gibt, die dann noch zu der Masse eines Teilchens beitragen. Da wäre ich jetzt manchmal, das ist, hätte ich gerne jetzt ein Bild, was ich zeigen würde, dann würde man es natürlich besser verstehen. Aber die müssen wir erzeugen. Aber wenn man damit zum Beispiel auf diese Art, auch der Schleifenberechnung, die Higgs-Masse berechnet mit der modernen Theorie, dann stellt man plötzlich fest, weil wenn man sich die Higgs-Masse bei hohen Energien anguckt, dann wird die plötzlich unendlich groß. Das beobachtet man ja gar nicht, sondern die verändert sich ja gar nicht so. Und daraufhin gibt es dann halt diese Supersymmetrie, eine Theorie, die halt sagt, ah, weil zu der Masse eines Teilchens in den Schleifen tragen die Kraftteilchen mit einem anderen Vorzeichen bei als die Materieteilchen. Und jetzt kommt der Trick, wenn man dann halt sagt, ja gut, jetzt gibt es noch supersymmetrische Teilchen zu den Kraftteilchen, das sind nämlich supersymmetrische Materieteilchen und zu den Materieteilchen, also supersymmetrische Kraftteilchen, dann hat man plötzlich zwar die Anzahl der Schleifen verdoppelt, aber dadurch, dass die sich von den Vorzeichen her unterscheiden, Kompensieren die sich und damit erreicht man in der Theorie plötzlich, dass die Massen nicht explodieren.

Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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Christoph Rembser
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Tim Pritlove
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