Raumzeit
Der Podcast mit Tim Pritlove über Raumfahrt und andere kosmische Angelegenheiten
https://raumzeit-podcast.de


RZ112 CERN: Die Beschleuniger-Kette

Die größte Maschine der Welt ist die Basis der Forschung am CERN

Die Beschleunigung von Teilchen ist die Grundlage für die Forschung am CERN. Eine Kaskade von miteinander verbundenen Ringen wird dabei zur Schnellstraße für beschleunigte Elektronen oder Ionen und bauen dabei sukzessive die Energie auf, die letztlich in einer Kollision freigesetzt wird und die Experimente am CERN ermöglicht.

Daher sind Aufbau, Inbetriebnahme, Betrieb und Wartung dieser komplexen Maschine ein sehr wichtiger Bestandteil der Arbeit am CERN.

https://raumzeit-podcast.de/2023/07/19/rz112-cern-die-beschleuniger-kette/
Veröffentlicht am: 19. Juli 2023
Dauer: 1:39:36


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:33.994
  3. Persönlicher Hintergrund 00:03:13.729
  4. CERN aus der Vogelperspektive 00:05:28.380
  5. Quellen und Linearbeschleuniger 00:10:49.036
  6. Booster und Synchrotrone 00:23:10.269
  7. Verbindung der Ringe und Auslenkungen 00:34:25.445
  8. Synchroton-Magnete und Kühlung 00:41:45.558
  9. LHC-Unfall 00:47:45.950
  10. Aufbau und Speicherung der Energie 00:49:52.555
  11. Andere Experimente und Anwendungen 00:59:33.279
  12. Wartung und Reparatur 01:06:54.233
  13. Long Shutdowns und High Luminosity LHC 01:16:55.555
  14. Future Circular Coliider (FCEEE) 01:21:49.059
  15. LHC Access Points und Sicheheitssysteme 01:26:00.368
  16. Andere Beschleuniger-Anwendungen 01:29:36.043
  17. Cloud Chamber 01:34:37.345
  18. Ausklang 01:37:33.102

Transkript

Tim Pritlove
0:00:34
Alexander Huschauer
0:01:24
Tim Pritlove
0:01:25
Alexander Huschauer
0:01:26
Tim Pritlove
0:01:28
Alexander Huschauer
0:01:43
Tim Pritlove
0:02:19
Alexander Huschauer
0:02:27
Tim Pritlove
0:03:03
Alexander Huschauer
0:03:23

Ich bin jetzt seit ungefähr zwölf Jahren am CERN. Schulisch habe ich eine technische Ausbildung gemacht. Ich habe damals eine Ausbildung in Mechatronik gemacht, wie es bei uns in Österreich spezielle Schulstufen gibt, also im Prinzip noch vor der Universität. Ich war dann immer schon technisch begeistert und natürlich viel mit Physik, Optik, Elektronik, Mechanik in Kontakt gekommen. Und dann hat mich das Studium der Physik gereizt, Technische Physik an der Uni Wien, an der Technischen Uni Wien. Und dort so eigentlich im Laufe der Zeit mir gedacht, Grundlagenforschung eher nicht so meins, glaube ich werde ich nie hinkommen, es wird mich mehr eher so in die Industrie treiben dann irgendwann mal. Aber dann habe ich ein paar Vorlesungen belegt im Bereich der Teilchenphysik und später dann noch eine Vorlesung im Bereich der Beschleunigerphysik. Und das war so mein Einstieg. Mein Einstieg hier ins CERN im Prinzip, weil es ist wirklich eine coole Möglichkeit, um all diese verschiedenen, so Physik einerseits, Engineering andererseits zusammenzubringen. Und gerade im Betrieb eines Beschleunigers kommt man tagtäglich mit all diesen Dingen in Kontakt. Und das ist wirklich das, was für mich den Reiz ausmacht. Alles andere ist eine langweilige Tätigkeit. Jeden Tag unterschiedliche Herausforderungen, denen man gegenübersteht. Ja und dann habe ich damals meine Diplomarbeit hier gemacht, bin hier geblieben für ein Doktorat und bin jetzt seit 2017 angestellt Star Physicist am CERN.

Tim Pritlove
0:05:08
Alexander Huschauer
0:05:17
Tim Pritlove
0:05:18
Alexander Huschauer
0:06:05

Also man findet in erster Linie verschiedene Orte. Also das CERN hat einen Hauptstandort, der im Kanton Genf liegt, in Maran. Dort sind die älteren, kleineren Beschleuniger des CERNs zu finden. Und von dort weg, die nächsten Maschinen, die sind dann doch etwas größer. Also wenn man sagt, die kleineren Maschinen haben so bis zu einer Länge von 630 Metern, die sich am Campus selbst befinden. Und danach die nächsten Maschinen, 7 km oder 27 km, die sind dann schon unter der Erde gebaut und auch wesentlich dann über den Campus des Zerns hinausgehend. Und zum großen Teil eigentlich in Frankreich liegen die. Und wenn man sich so Luftlinien anschaut, wenn wir uns gerade den LHC anschauen mit seinem 27 km Umfang, von. Den Punkt, wo die Strahlen indiziert werden in die Maschine bis zum gegenüberliegenden Punkt haben wir doch acht Kilometer Luftlinie. Also das ist wirklich groß und wenn wir so zum Anfang dieser Kette gehen, dann haben wir dort eine ganz kleine Quelle. Weil was wir machen hier, einerseits beschleunigen wir Protonen, um die dann später kollidieren zu können in verschiedenen Experimenten. Andererseits machen wir das auch mit Ionen, also zum Beispiel Bleionen. Aber in der Vergangenheit auch verschiedene andere Ionen. Die müssen irgendwo erzeugt werden, diese Teilchen, bevor man sie überhaupt mal in einen Beschleuniger senden kann. Und dann ist es eben wichtig, dass man Schritt für Schritt die Energie dieser Teilchen erhöht, um am Schluss die Energien, die die Experimente verlangen, produzieren zu können. Und warum brauchen wir da überhaupt hohe Energien? Das ist einerseits, ist die Energiedichte wichtig. Was wir machen, sind Kollisionen. Wir schießen Protonen auf Protonen, wir kollidieren. Und die Energie, die diese Protonenstrahlen haben, die können über die Energie ist gleich Masse, Lichtgeschwindigkeit zum Quadratformel umgewandelt werden. Also Energie kann in Masse umgewandelt werden, sprich aus der Energie der Strahlen können wir neue Teilchen erzeugen und diese neuen Teilchen können dann einfach von den Experimenten detektiert, untersucht, charakterisiert werden. Und andererseits, wenn wir vielleicht das Band ein bisschen zur Kosmologie, Astronomie spannen, da verwenden wir Teleskope, um in den Weltraum hineinzuschauen, um sich große Strukturen anzuschauen, Galaxien, Sterne dergleichen. Was wir machen hier ist genau das andere Ende der Größenordnung. Wir untersuchen die kleinsten Details der Materie. Und wie kommt man dorthin? Mit einem Mikroskop, mit optischem Licht, kann man sich bestimmte Teile sehr schön vergrößern. Irgendwann kommt man ans Limit. Das hängt einfach von der Wellenlänge des Lichts ab. Wenn man jetzt immer höher und höher auflösen, also in die Materie hineinschauen möchte, braucht man im Prinzip immer kleinere und kleinere Wellenlängen. Die Wellenlänge ist indirekt proportional zur Energie. Das heißt, ich brauche extrem hohe Energien, um geringe Wellenlängen zu erzeugen und dann einfach diese kleinsten Details der Materie auflösen zu können. Und so gehen wir dann mit den Beschleunigern, die im Endeffekt nichts anderes als ein super Mikroskop sind, gehen wir wirklich hinein in den Atomkern, in die Bestandteile, die Protonen, Neutronen, die Quarks und all die Teilchen, die man dann noch erzeugen kann in Kollisionen.

Tim Pritlove
0:09:29
Alexander Huschauer
0:10:59
Tim Pritlove
0:11:00
Alexander Huschauer
0:11:03
Tim Pritlove
0:11:19
Alexander Huschauer
0:11:20

Weil Wasserstoff aus Protonen und Elektronen besteht und wir wollen dieses Proton haben, das da in Neutronen kennt. Alles besteht ja aus Elektronen. Natürlich, aber es ist relativ einfach, dieses Elektron zu entfernen und dann nur mit diesem Proton überzubleiben. Auch Wasserstoff ist natürlich weiter verfügbar, ist sehr leicht zu bekommen, herzustellen und als Grundstoff im Prinzip zu verwenden. Dieses Gas wird eingelassen in diese Quelle. In dieser Quelle wird das Gas dann erhitzt, und mit einem Magnetfeld, eigentlich mit einem wechselnden Magnetfeld, das dazu führt, dass sich die Teilchen in diesem Gas immer schneller und schneller bewegen, dass das Gas ionisiert wird, sprich, dass die Teilchen auch, dass die Elektronen sich loslösen von dem Proton und dass man im Endeffekt ein Plasma erzeugt. Also einen Zustand, wo ionisierte Teilchen herumflitzen, wenn man so möchte. Und in dem ersten Teil unserer Kette ist es aber so, dass wir gar noch nicht das Proton verwenden, sondern ein negativ geladenes Wasserstoffatom. Sprich, wir Wir fügen im Prinzip dem Wasserstoff einmal in erster Linie noch ein Elektron hinzu. Und dann wird dieser negativ geladene Wasserstoff aus der Quelle mit Elektroden rausbeschleunigt, rausgezogen, rausgesaugt im Prinzip. Und danach, nach dieser Quelle, das sind wirklich die ersten zwei Meter der Beschleunigeranlage, geht es in einen Linearbeschleuniger. Und dieser Linearbeschleuniger ist die effizienteste Möglichkeit, um Teilchen möglichst schnell einerseits zu fokussieren, weil man muss sich vorstellen, wenn die Teilchen aus der Quelle herauskommen, haben die auch Winkelverteilungen. Das heißt, die haben eigentlich die Tendenz, in alle Richtungen gestreut zu werden. Jetzt möchte man die transversal, also horizontal und vertikal, möglichst fokussieren, aber gleichzeitig sie nach vorne beschleunigen, also ihnen mehr Energie geben. Und das passiert in erster Linie in einem sogenannten RFQ, Radio Frequency Quadrupole. Radio Hochfrequenter Quadrupole. Da kann man vielleicht noch dazu sagen, dass ein Beschleuniger so Grundbausteine hat. Und wenn man sich jetzt so einen Linearbeschleuniger anschaut, hat er eben als einen Grundbaustein die Hochfrequenz-Elemente, Hochfrequenz-Kavitäten, wie wir sagen, die dazu dienen mittels elektrischen Feldern, Energie an die Teilchen zu übergeben und sie zu beschleunigen. Und andererseits gibt es Quadrupole, die sind magnetischer Natur, das heißt wir haben ein magnetisches Quadrupolfeld, das dazu dient die Teilchen zu fokussieren, horizontal und Transfersaal dafür zu sorgen, dass die eben nicht... Auseinanderlaufen und im Endeffekt verloren gehen.

Tim Pritlove
0:14:09
Alexander Huschauer
0:14:14
Tim Pritlove
0:14:38
Alexander Huschauer
0:14:50
Tim Pritlove
0:14:52
Alexander Huschauer
0:14:58

Wir hatten auch bis 2018 haben wir rein Protonen beschleunigt und zwischen 2019 und 2020 gab es hier ein Upgrade-Programm, wo viele der Beschleuniger in ihrer Leistungsfähigkeit verbessert wurden und einer der Schritte war eben diesen neuen Linak, diesen neuen Linearbeschleuniger zu installieren, der H-, negativgeladene Wasserstoffatome, beschleunigt. Und das ist dazu da, dass man dann eigentlich in der nächsten Maschine, der erste Ringbeschleuniger ist, die Teilchendichte erhöhen kann und somit eine größere Anzahl von Teilchen in einer kleineren Fläche zusammenpacken kann. Weil das ist das, was im Endeffekt bei Experimenten wie beim LHC zählt. Es ist, dass man möglichst viele Kollisionen zusammenbekommt. Und wie bekommt man mehr und mehr Kollisionen zusammen? indem man einerseits die Anzahl der Teilchen erhöht oder andererseits die Strahldimensionen verkleinert, damit, wenn man sie aufeinander schießt, möglichst viele Teilchen miteinander kollidieren. Das heißt wir gehen dann durch diesen Linak, wo Stück für Stück die Energie der Teilchen erhöht wird mit verschiedenen Kavitäten, verschiedenen Arten von Kavitäten und am Ende der Quelle haben wir zum Beispiel 45 Kiloelektronenvolt an Energie. Das heißt, die Quelle hat 45 Kilowolt und wenn die Ladung da durchgeht, dann spricht man davon, dass die Teilchen auf 45 Kiloelektronenvolt beschleunigt wurden. Im Prinzip, wenn man sich eine Batterie hernimmt mit einem Volt, ein Teilchen, das von einem Volt beschleunigt wird, hätte am Ende einen Elektronenvolt. Und das sind diese Energieskalen, die wir am CERN verwenden, um unsere Beschleuniger zu definieren. Welche Größenordnungen von Energien, die im Prinzip den Teilchen geben können. Jetzt sind wir am Ende dieses Linux, sind wir von den 45 kEV am Beginn zu 160 Megaelektronenvolt, 160 MeV gekommen. Und dann gehen wir in die erste Transferlinie.

Tim Pritlove
0:17:05
Alexander Huschauer
0:17:30
Tim Pritlove
0:18:34
Alexander Huschauer
0:18:56
Tim Pritlove
0:18:58
Alexander Huschauer
0:19:06
Tim Pritlove
0:19:16
Alexander Huschauer
0:19:27
Tim Pritlove
0:20:31
Alexander Huschauer
0:21:05
Tim Pritlove
0:21:11
Alexander Huschauer
0:21:20
Tim Pritlove
0:21:48
Alexander Huschauer
0:21:50
Tim Pritlove
0:22:32
Alexander Huschauer
0:22:37
Tim Pritlove
0:22:56
Alexander Huschauer
0:22:57
Tim Pritlove
0:23:07
Alexander Huschauer
0:23:10

Und dann gehen wir hinein in den Booster, den Proton-Synchrotron-Booster, der die erste kreisförmige Maschine ist. Unsere Kreisbeschleuniger, die nennen wir Synchrotron. Da sage ich dann auch nochmal dazu vielleicht warum genau. Also gehen wir zu den Bestandteilen, die wir brauchen. Beim LINAC hatten wir jetzt schon die Hochfrequenz-Kavitäten und Quadrupole zum Fokussieren. Ein wesentlicher Bestandteil für einen Ringbeschleuniger fehlt uns jetzt noch, das sind die Dipolmagnete. Dipolmagnete haben ein konstantes magnetisches Feld und geladene Teilchen in einem Dipolmagnet werden auf eine Kreisbahn gelenkt. Und das ist eben das, was es uns ermöglicht, die Teilchen im Kreis zu senden, in sogenannten Synchrotrons, in diesen Kreisbeschleunigern. Und mit diesen Quadrupolmagneten kommt es auch in diesen Maschinen zur transversalen Fokussierung und dann gibt es eben noch genauso Hochfrequenz-Kavitäten in den Maschinen, die auch dort dazu führen, dass die Teilchen beschleunigt werden. Es ist ein großer Unterschied aber zum LINAK, weil beim LINAK gehen diese Teilchen durch zum Beispiel beim LINAK 4 86 Meter einmal durch. Die werden einfach einmal beschleunigt und dann ist die Beschleunigung dort erledigt. Bei dem Kreisbeschleuniger nützt man jetzt aus, dass man wesentlich kleinere elektrische Spannungen hat, kleinere Beschleunigung bekommt, aber dafür eben oftmals im Kreis geht. Und jedes Mal, wenn das Teilchen vorbeikommt, wenn es im Kreis geht, wird es mehr und mehr und mehr beschleunigt. Wenn es jetzt mehr beschleunigt wird, sagen wir auch, dass es im Prinzip more rigid wird, rigider, und Es lässt sich. Also die Ablenkung in einem gleichbleibenden Magnetfeld wird immer weniger und weniger. Um ein Teilchen, das immer höhere und höhere Energie bekommt, weiterhin auf einer gleichen Kreisbahn halten zu können, muss man auch das Magnetfeld der Dipole nach oben fahren, so damit eben der Kreisbeschleuniger hat eben eine Vakuumkammer und die Teilchen müssen idealerweise im Zentrum dieser Vakuumkammer bleiben. Wenn sie davon zu weit ausgelenkt werden, dann werden sie irgendwann die Kammer treffen und dann sind sie weg. Und deswegen heißen die Maschinen Synchrotron, weil synchron mit der Beschleunigung muss man das Magnetfeld der Dipole und im weiteren Sinne auch der Quadropole erhöhen, damit man die Teilchen auf der gleichen Kreisbahn halten kann.

Tim Pritlove
0:25:30
Alexander Huschauer
0:25:34
Tim Pritlove
0:26:02
Alexander Huschauer
0:27:00
Tim Pritlove
0:28:21
Alexander Huschauer
0:28:33
Tim Pritlove
0:29:42
Alexander Huschauer
0:29:59
Tim Pritlove
0:30:36
Alexander Huschauer
0:30:39
Tim Pritlove
0:30:44
Alexander Huschauer
0:30:47
Tim Pritlove
0:31:44
Alexander Huschauer
0:31:48
Tim Pritlove
0:32:27
Alexander Huschauer
0:32:32
Tim Pritlove
0:32:36
Alexander Huschauer
0:33:14
Tim Pritlove
0:33:17
Alexander Huschauer
0:33:18
Tim Pritlove
0:33:19
Alexander Huschauer
0:33:24
Tim Pritlove
0:34:23
Alexander Huschauer
0:34:36
Tim Pritlove
0:34:49
Alexander Huschauer
0:35:01
Tim Pritlove
0:35:08
Alexander Huschauer
0:35:16
Tim Pritlove
0:36:25
Alexander Huschauer
0:36:29
Tim Pritlove
0:36:31
Alexander Huschauer
0:36:32
Tim Pritlove
0:36:37
Alexander Huschauer
0:36:57
Tim Pritlove
0:37:16
Alexander Huschauer
0:37:18
Tim Pritlove
0:37:56
Alexander Huschauer
0:38:21

Ganz genau, das ist relativ flexibel. Also wir haben diese 1,2 Sekunden, in denen der Boosterstrahl produzieren kann, dann geht der Strahl zum Beispiel zum PS weiter und kann dort innerhalb von 1,2 Sekunden wiederum extrahiert werden, ausgelenkt zu einem der Experimente. Zum Beispiel gibt es EntOF, Neutron Time of Flight, wo Neutronenphysik gemacht wird. Oder, es ist nicht immer im PS dann 1,2 Sekunden, manchmal muss man auch um die Energie weiter zu erhöhen, 2,4 Sekunden oder 3,6 Sekunden machen. Also diese Basic Period von 1,2 Sekunden einfach zusammenpacken in längere magnetische Zyklen. Und dann kann man Strahl weiter senden zum Beispiel zu unserer Antimaterie Maschine, dem Antiproton Decelerator oder zum Superprotonen Synchrotron, wo dann im weiteren die Strahlen zum LAC. Für den LHC produziert werden, aber das geht eben relativ flexibel. Also einmal gibt es einen Strahl für ENTOF, einmal gibt es einen Strahl für AD, einmal gibt es einen Strahl zum SPS. Danach hat wieder nur der Booster Strahl und schickt das zu seiner Facility, die ist die Isolde Facility, wo Isotope und exotische Atomkerne untersucht werden. Und das ist relativ flexibel und all das wird immer und wieder abgespielt in einer Konstellation, die wir Super Cycle nennen. Also man hat zum Beispiel eine Programmierung von 20 verschiedenen magnetischen Zyklen, die werden abgespeichert, da gibt es das Haupt-Timing-System, das ist dafür zuständig, dass all diese Dinge eben der Reihe nach abgespielt werden und nach 30 Sekunden beginnt es wieder vom Neuen und die gleichen User bekommen wiederum ihren Strahl. Das heißt, was bei uns wichtig ist, ist dann der sogenannte Duty-Cycle, wie viel Strahl bekommt welches Experiment zu welchem Zeitpunkt. Und das ist halt ein bisschen ein Verhandlungsgeschick im Hintergrund und da gibt es natürlich gibt es da vom CERN Council dann auch Prioritäten, welche Experimente sollten wie viel Strahlzeit bekommen über das Jahr verteilt. Dann gibt es den Physikkoordinator, der sich dafür dann einsetzt, dass die Interessen der Experimente richtig vertreten werden. Und gemeinsam mit der Operation entwickelt man dann eben so ein Schema, wie man diesen Beschleunigerkomplex betreibt, sodass im Endeffekt jeder glücklich wird.

Tim Pritlove
0:40:51
Alexander Huschauer
0:41:10
Tim Pritlove
0:41:12
Alexander Huschauer
0:41:23
Tim Pritlove
0:41:46
Alexander Huschauer
0:42:26
Tim Pritlove
0:42:59
Alexander Huschauer
0:43:07
Tim Pritlove
0:43:20
Alexander Huschauer
0:43:24
Tim Pritlove
0:43:34
Alexander Huschauer
0:43:35
Tim Pritlove
0:45:13
Alexander Huschauer
0:45:22
Tim Pritlove
0:45:53
Alexander Huschauer
0:45:56
Tim Pritlove
0:46:21
Alexander Huschauer
0:46:34
Tim Pritlove
0:47:48
Alexander Huschauer
0:47:54
Tim Pritlove
0:48:02
Alexander Huschauer
0:48:04
Tim Pritlove
0:48:20

Ja.

Alexander Huschauer
0:48:21
Tim Pritlove
0:49:22
Alexander Huschauer
0:49:42
Tim Pritlove
0:49:46
Alexander Huschauer
0:49:48
Tim Pritlove
0:49:52
Alexander Huschauer
0:50:10
Tim Pritlove
0:51:35
Alexander Huschauer
0:51:37
Tim Pritlove
0:53:13
Alexander Huschauer
0:53:29
Tim Pritlove
0:53:38
Alexander Huschauer
0:53:45
Tim Pritlove
0:53:47
Alexander Huschauer
0:53:55
Tim Pritlove
0:53:59
Alexander Huschauer
0:54:03
Tim Pritlove
0:54:44
Alexander Huschauer
0:54:58
Tim Pritlove
0:55:15
Alexander Huschauer
0:55:21
Tim Pritlove
0:56:07
Alexander Huschauer
0:56:17
Tim Pritlove
0:56:19
Alexander Huschauer
0:56:49
Tim Pritlove
0:57:07
Alexander Huschauer
0:57:12
Tim Pritlove
0:57:20
Alexander Huschauer
0:57:28
Tim Pritlove
0:58:28
Alexander Huschauer
0:58:28
Tim Pritlove
0:58:30
Alexander Huschauer
0:58:31
Tim Pritlove
0:59:06
Alexander Huschauer
0:59:27
Tim Pritlove
0:59:33
Alexander Huschauer
1:00:12

Die North Zone oder die East Zone. North ist am SPS, East ist am PS, wo dann verschiedene User, wie wir die nennen, von außen hineinkommen können und verschiedenste Tests machen können, also zum Beispiel Materialien einfach bestrahlen, um zu sehen, wie sich die unter der Einwirkung von Protonenstrahlen oder Ionenstrahlen verhalten. Oder wirklich auch Grundlagenforschung zu machen, um sich anzusehen, wie zerfallen verschiedene Produkte, was sind die Zerfallsprodukte. Also einerseits gerade zum Beispiel dunkle Materie, natürlich einerseits gibt es die Forschung dafür am LHC, aber es gibt auch sehr viel Forschung in diesen ganzen experimentellen Zonen, wo man halt, nachdem die Möglichkeit der Masse dieser Teilchen, die zuständig sein können für die dunkle Materie, einen enormen Energiebereich spannen können, man nicht genau weiß, wo, in welchem Energiebereich sich die befinden, sucht man im LHC danach, sucht man aber auch bei anderen Energien danach einfach. Und dafür sind diese verschiedenen Beschleuniger mit ihren unterschiedlichen Energien wirklich bestens geeignet, wenn man verschiedene Experimente an verschiedenen Beschleunigern durchführen kann. Was jetzt das... Was der Unterschied ist zwischen diesen Kollisionsexperimenten und diesen Fixed-Target-Experimenten ist, dass die Energien, die erreicht werden können, wesentlich geringer sind bei Fixed-Target. Man schießt den umlaufenden Strahl auf einen ruhenden Block. Da ist im Prinzip die Energie, die man erzeugt proportional zur Wurzel aus der Energie der einfallenden Teilchen, während bei den zwei umlaufenden Strahlen einfach die doppelte Energie, die Energie jedes Strahles zählt und somit haben wir diese Kollisionen bei 7 TeV. Das führt zu einer Schwerpunktenergie von 14 TeV in beiden Strahlen und man hat halt viel mehr Energie zur Verfügung, die man in Materie umwandeln kann, als bei diesen Fixed-Target-Experimenten.

Tim Pritlove
1:02:21
Alexander Huschauer
1:02:35

Also wir haben zum Beispiel, wenn ich als Beispiel hernehme, die East Area am PS, dann gibt es dort eine sogenannte Test Facility und die wird auch dafür verwendet, dass all die großen LHC-Experimente, ATLAS, CMS, LS etc. Ihre Detektoren testen können und sehen, wie sich die Materialien, wie sich die Siliziumdetektoren verhalten unter Strahleinfluss. Also in diesem Sinne auf jeden Fall auch Materialtests für zukünftige Entwicklungen der verschiedenen Bestandteile der Kette im Prinzip. Dann gibt es auch eine Facility, die nennt sich Heiratmat, wo wir mit hohen Energien auf Materialien, auf verschiedensten Materialien die Strahlen schießen. Um dann eben einfach zu sehen, wie gut, wie, wie soll ich sagen, wie widerstandsfähig sind verschiedenste Materialien. Was für Schäden kann der Strahl erzeugen, abhängig von der Strahlgröße, von der Strahlintensität, von der Strahlenergie. Wenn wir verschiedenste Elemente im Beschleuniger einbauen, möchte man oft mal neue Materialien ausprobieren und sehen, ob die vielleicht ein bisschen besser geeignet sind für den jeweiligen Anwendungszweck. Das muss man vorher testen. Und dafür gibt es dann so eine Facility zum Beispiel. Dann gibt's... Unsere Antimaterie-Produktion mit dem Antiprotonen-Decelerator, ein Endschleuniger, der dazu führt, dass Teilchen langsamer werden. Also wie das dort funktioniert ist, man schießt wiederum Protonen auf einen Metallblock und filtert dahinter die Antiprotonen heraus. Das heißt, alle anderen Teilchen werden im Prinzip abgelenkt und weggeworfen, wenn man so möchte. Man filtert nur die Antiprotonen heraus. Die werden dann von einer speziellen weiteren Maschine, auch ein Synchrotron, das halt nicht Teil der Hauptkette ist, aber genauso ein Synchrotron ist, die werden von dort dann entschleunigt, zu einem weiteren kleinen Synchrotron geschickt vom AD, diesem Decelerator, zu Eleanor, der eine sehr geringe Energie am Ende hat und dort kommen wir zu antiprotonen Energien von nur 100 Kiloelektronenvolt. Also da sind wir dann quasi wieder von den Energien vergleichbar zum Beginn der Kette, wo wir die Protonen erzeugt haben.

Tim Pritlove
1:05:01
Alexander Huschauer
1:05:03
Tim Pritlove
1:05:52
Alexander Huschauer
1:05:56
Tim Pritlove
1:05:58
Alexander Huschauer
1:06:05
Tim Pritlove
1:06:43
Alexander Huschauer
1:06:51
Tim Pritlove
1:06:52
Alexander Huschauer
1:07:25
Tim Pritlove
1:07:26
Alexander Huschauer
1:07:28

Ja, auch permanent. Es ist halt doch ein riesiger Komplex mit verschiedensten Technologien, die im Einsatz sind. Mit verschiedensten Elementen. Magneten, Stromversorgungen, Kühlsysteme, Vakuumsysteme, Hochfrequenzsysteme und überall dort kann was kaputt gehen. Das kann einfach ein Kondensator sein in einer der Stromversorgungen, dass einer der Magnete dann einfach nicht mehr den Strom bekommt, den er eigentlich braucht, um die Strahlen auf der Bahn halten zu können. Dafür gibt es dann am CERN die Equipment-Experten. Also für jeden Bereich gibt es im Prinzip die Experten. Und wir in der Operations Group sind dafür zuständig. Wir haben Leute, die 24-7 auf Schicht sind, um diese Beschleuniger zu betreiben und eben auch die Leistungsfähigkeit der Maschine nachzuverfolgen. Und immer wenn ein Problem auftritt, entweder selbst lösen zu können oder halt auch zu identifizieren, welche Leute muss ich kontaktieren, um jetzt diese eine Stromversorgung zum Beispiel zu reparieren. Manchmal kann es sein, dass an einer Stelle zum Beispiel ein Problem mit dem Vakuum auftritt. Dann kontaktiert man den Vakuum-Experten, der sich das dann genau ansieht und uns sagt, okay, ist normal, erwarten wir, oder da haben wir vielleicht ein Lack, sollten wir uns mal anschauen. dann müssen wir mal in die Maschine hinein und das vielleicht patchen. Dann, was wir gerade gestern wieder hatten, ein kritischer Punkt ist immer, Strahl von einer Maschine in die andere Maschine rüber zu schicken, weil man hat eben diese Kicker und man muss diese Kicker richtig timen, dass der Kicker in der einen Maschine den Strahl extrahiert, aber gleichzeitig gibt es in der anderen Maschine Kicker, die den Strahl injizieren. Also Extraktionskicker, Injektionskicker, die müssen aber mehr oder weniger gleichzeitig feuern, nur durch die Time of Flight, die die Teilchen halt brauchen, von einer Maschine zur nächsten und die halt synchronisiert. Und dafür gibt es einen ganzen Synchronisierungsmechanismus zwischen den Maschinen, wo die eine Maschine Informationen zur anderen Maschine sendet und wenn da mal ein Stück Hardware kaputt geht, dann kannst du auf einmal keine Strahlen mehr injizieren.

Tim Pritlove
1:09:47
Alexander Huschauer
1:10:09

Ja ganz so viele sind es nicht, aber wir haben schon, auf jeden Fall wir haben das CERN Control Center, den CCC, wo der Großteil aller Bioschleuniger kontrolliert wird. Und da haben wir unsere Vistas, die Bildschirme an der Wand hängen, die uns zu jeder Zeit Statusinformationen geben über die Beschleuniger selbst. Was ist die Intensität im Beschleuniger? Was ist das Magnetfeld im Beschleuniger? Welche Art von magnetischem Zyklus wird gerade gespielt? Wohin sollen diese Teilchen geschickt werden? Habe ich Verluste, weil es kann auch sein, wenn eines dieser Elemente dann nicht funktioniert im Beschleuniger, dann werde ich es in erster Linie dadurch sehen, dass ich irgendwo Strahlverluste habe. Das kann soweit führen, dass ich einen Alarm bekomme, weil an einer bestimmten Stelle der ganze Strahl zentriert einfach aus der Maschine rausgeschossen wurde, wo aber jetzt nicht die Transferlinie unbedingt ist. Dann kriege ich dort einen Alarm über unseren Radiation Monitor und dann muss ich verstehen, welches Element nicht funktioniert und dazu geführt hat, dass wir den Strahl dort eben verloren haben. In größeren Maschinen ist das dann wirklich problematisch, weil dort eben die gespeicherte Energie im Strahl so hoch ist, dass, wenn das passiert, die Maschine beschädigt werden kann. Dementsprechend braucht man da schon spezielle Maschinenschutzkonzepte, die frühzeitig erkennen, ob irgendein Equipment fehlerhaft ist. In den kleineren Maschinen bis zum PS ist das jetzt nicht so problematisch, ab dem SPS wird das dann eben problematisch. In den kleineren Maschinen kriegt man halt einen Alarm und muss dann ein bisschen warten, bis dieses Strahlungsniveau im Prinzip runtergegangen ist. Und dann nehmen wir den Betrieb wieder auf. Und oftmals kommt es auch vor, dass man dann direkt in die Maschine hineingehen muss, weil Sachen, die kaputt gegangen sind, wirklich im Ring selbst nur zu reparieren sind. Und das können zum Beispiel Verstärker sein für diese Hochfrequenz-Kavitäten. Die haben oft Verstärker, die sehr nahe am Beam gebaut sind, damit die ganzen Kabellängen und dergleichen wesentlich ziemlich kurz sind. Und da muss man dann, da haben wir eine eigene Strahlenschutzgruppe, die kontaktiert man dann, die sagen, okay ihr habt so und so viel Stahl produziert in den letzten so und so viele Stunden, das heißt jetzt müssen wir dort 15 Minuten, 30 Minuten, eine Stunde warten, bis wir überhaupt hineingehen können in die Maschine, damit die Leute, die dort dann arbeiten, auch einfach nur eine minimale radioaktive Strahlendosis abbekommen.

Tim Pritlove
1:12:35
Alexander Huschauer
1:12:43
Tim Pritlove
1:12:46
Alexander Huschauer
1:12:48
Tim Pritlove
1:13:21
Alexander Huschauer
1:13:25
Tim Pritlove
1:14:25
Alexander Huschauer
1:14:50

Das ist das Stichwort preventive maintenance, also Wartung vorhersehen im Prinzip, bevor sie notwendig wird und Teile austauschen. Also wir haben Unmengen von Daten, die wir laufend abspeichern, natürlich einerseits der Experimente, aber auch wir auf der Beschleunigerseite. Wir haben wirklich ein System, das all diese Daten kontinuierlich lockt und das einerseits über die Strahlqualität, aber andererseits auch über die Equipmentqualität. Und diese Datenmenge, die können wir dann eben verwenden, um Modelle zu trainieren und dann Vorhersagen zu machen. Man steckt noch ein bisschen in den Kinderschuhen für jetzt gerade diese Wartungsvorhersagen, aber wo wir viel Machine Learning oder Optimierung einfach verwenden, ist, um die Leistungsfähigkeit des Strahls zu verbessern. Es gibt Temperaturvariationen, im LHC gibt es zum Beispiel auch Einfluss der Gezeiten. Das sieht man auch, die Maschine ist relativ sensibel darauf, wie der Mond steht. Also die Parameter des Strahls können sich laufend ändern. Da kann natürlich der Operator, der die Maschine betreibt, intervenieren und verschiedene Parameter anpassen. Das passiert dann alle x Minuten, Stunden oder dergleichen, je nachdem, wie es erforderlich ist. Oder wir verwenden Optimierungsalgorithmen, die kontinuierlich die Strahlparameter überwachen Und immer dann, wenn so ein Drift gemerkt wird, nachkorrigieren. Das hilft uns auch in vielen Teilen, die Leistungsfähigkeit unserer Strahlen einfach immer auf optimalem Niveau zu halten, sage ich mal.

Tim Pritlove
1:16:30
Alexander Huschauer
1:17:06

2019, 20, da war der letzte große Stopp, Long Shutdown 2. Davor gab es schon mal 2013, 14, gab es Long Shutdown 1 und jetzt für 26, 27, 28 ist dann Long Shutdown 3 geplant. In den vergangenen zwei Jahren hat man sich darum gekümmert, dass die LHC-Injektoren bessere Leistungsfähigkeit haben, um sie vorzubereiten auf das Upgrade des LHC selbst, was 2026-2028 stattfinden wird, mit dem Ziel, dass wir mehr Kollisionen erzeugen können. Ein wesentlicher Parameter im LHC ist die Luminosität. Die sagt uns, wie viele Kollisionen pro Sekunde und pro Fläche können wir erzeugen. Das heißt, umso höher die Luminosität, umso höher die Anzahl der Kollisionen, die wir den Experimenten zur Verfügung stellen können. Und die Luminosität wird umso höher, je mehr Teilchen wir haben, haben oder je kleiner die Fläche unserer Teilchenpakete ist. Deswegen hat dieser vergangene Shutdown in den Injektoren dazu gedient, diese Strahlparameter zu verbessern, sprich mehr Teilchen in kleinere Strahldimensionen hineinpacken zu können. Wir haben im Prinzip für die LHC-Strahlen die Anzahl der Teilchen verdoppelt und die Fläche halbiert. Und somit können wir dann wesentlich höhere Luminosität zur Verfügung stellen für die verschiedenen LHC-Experimente. Das war im Prinzip ein Upgrade-Programm, das rein ausgelegt war auf die Anforderungen des zukünftigen LHC, also High-Luminosity-LHC heißt dann das Upgrade vom LHC in den nächsten Jahren. Aber gleichzeitig ist das dann auch von Vorteil für alle anderen Experimente, die am CERN stattfinden, weil genauso diese verbesserte Strahlqualität auch denen zugutekommt.

Tim Pritlove
1:19:05
Alexander Huschauer
1:19:11
Tim Pritlove
1:19:12
Alexander Huschauer
1:19:13
Tim Pritlove
1:19:55
Alexander Huschauer
1:20:15
Tim Pritlove
1:20:27
Alexander Huschauer
1:20:33
Tim Pritlove
1:20:35
Alexander Huschauer
1:20:57

Absolut. Dieses High-Luminosity-LHC-Projekt, das ist die Priorität für das CERN im Moment, dieses Upgrade durchzuführen. Da ist alles unterwegs, um diese neuen Elemente gerade zu konstruieren und einzubauen. Und das soll eben die LHC-Kette bis zum Jahr 2040 so in Betrieb halten, soll dann natürlich nach dem Upgrade wesentlich höhere Statistik den Experimenten zur Verfügung stellen, damit man schneller zu Entdeckungen kommen kann. Ungefähr ein Faktor 10 wird sich diese Luminosität erhöhen nach diesem Upgrade von dem LHC. Und das ist halt jener Schritt jetzt, um den LRC wirklich komplett auszunützen, bis ans Ende seiner Lebensdauer sozusagen. Und dann muss man halt schon darüber hinaus schauen und muss mal anfangen. Also der LRC ist 2008 in Betrieb gegangen. Die ersten Diskussionen und Vorschläge für so eine Maschine sind 1984 gemacht worden. Also da ist wirklich eine lange Designphase, Entwicklung, Produktion, Installation und alles dahinter. Beim LHC ist es so, dass es damals schon in dem gleichen Tunnel, wo der LHC heute ist, eine Maschine gab, wo Elektronen und Positronen, also die Antiteilchen der Elektronen, beschleunigt und kollidiert wurden. Und da hat man im Prinzip einerseits die Elektronenspeicherringe oder Kollider und andererseits die Protonenmaschinen. Mit Elektronen sagt man so, das sind Präzisionsmaschinen, weil die Elektronen keine Substruktur haben. Das heißt, da treffen wirklich Elektronen auf Elektronen und man kann ganz genau physikalische Prozesse damit untersuchen. Während diese Protonenmaschinen, Protonen, interne Struktur, Quarks, Gluonen, das heißt, da treffen keine Teilchen, keine einzelnen Teilchen, sondern da trifft man so ein Gemisch von Teilchen aufeinander. Dadurch entstehen extrem viele verschiedene Produkte, viel Background, den man auch gar nicht haben möchte, aber auch extrem viel Potenzial für neue Physik. Und deswegen heißen diese Protonen-Maschinen dann Entdeckungsmaschinen, oft, weil man damit eben neue Physik entdecken kann. Jetzt haben wir das Higgs-Boson entdecken können vor zehn Jahren mit dem LHC. Natürlich möchte man weitere Dinge entdecken, aber man möchte genauso die Higgs-Eigenschaften ganz genau verstehen können. Und dafür braucht es im Prinzip wiederum so eine Präzisionsmaschine mit höheren Energien. Die Eigenschaften des Higgs-Bosons direkt messen kann. Und deswegen wäre dann der nächste Schritt nach diesem High-Luminosity-LHC, nennen wir dieses Studiegerad FCC, Future Circular Collider, und das wäre dann eine Maschine, so wie es jetzt geplant wird, von 91 Kilometer Länge, die eben genauso hier in die Region hineinpassen würde. Also das ist auch dann schon sehr sehr herausfordernd in mehrerer Hinsicht. Natürlich in Hinsicht von Magnetfeldern, die man braucht für diese Maschine, in der Hinsicht von allein, wie baue ich diesen Tunnel, wie stabil ist das ganze Gestein, wo ich diesen Tunnel hinbaue, wie hoch sind diese Zutrittspunkte. Teilweise ist die Maschine dann unter dem Berg, da muss ich schon mal einen sehr, sehr langen Access-Tunnel graben. Was ist dann Sicherheitsaspekte, wenn da unten irgendetwas passiert, wie komme ich rauf, wenn der Aufzug nicht funktioniert, all diese Dinge müssen dann beachtet werden. Aber so ein FCC für Elektronen und Positronen, das wäre so im Prinzip der nächste logische Schritt, was die Beschleunigerkette betrifft, um dann diese Higgs-Properties im größeren Detail untersuchen zu können. Und dann wird das auch so aufgezogen, dass man nach diesem FCC-II auch wiederum einen Protonen-Protonen-Beschleuniger machen kann. In dem gleichen Tunnel, in diesem gleichen 91 Kilometer Tunnel, eben gleich wie es mit diesem LEP und dem LAC war, dass man die vorhandene Infrastruktur wieder verwenden kann.

Tim Pritlove
1:25:14
Alexander Huschauer
1:25:16
Tim Pritlove
1:25:17
Alexander Huschauer
1:25:22
Tim Pritlove
1:26:01
Alexander Huschauer
1:26:31
Tim Pritlove
1:26:37
Alexander Huschauer
1:26:52
Tim Pritlove
1:26:55
Alexander Huschauer
1:26:57

Am ELC gibt es so acht Access Points, die verteilt sind. Einerseits bei den verschiedenen Experimenten, aber dann für die Hochfrequenz-Kavitäten zum Beispiel, dann gibt es Kollimationssysteme, die dafür sorgen, dass die Teilchen, die bei hoher Amplitude, also hoher transversaler Position, hoher horizontaler oder vertikaler Position, dass die quasi geschluckt werden von diesem Kollimatorsystem, bevor sie von den Magneten geschluckt werden würden, weil wenn wir Teile im Magneten verlieren, kann es dazu führen, dass dieses flüssige Helium sich erwärmt oder dass die Spule dieser Supraleiter nicht mehr supraleitend ist, weil er eine lokale Erwärmung hat, das ist dann ein so genannter Quench, dann geht dieser Magnet dann von einem supraleitenden in einen normalleitenden Zustand über und das möchte man einfach vermeiden während des Betriebs, weil das dauert dann acht bis zwölf Stunden bis man wieder recoveren kann und das ist natürlich Maschinenzeit, die dann verloren geht. Und deswegen möchte man, bevor man solche Teilchen in den Magneten verliert, möchte man sie lokalisiert in sogenannten Kollimatoren. Das sind im Prinzip Metallblöcke, die möglichst nah am Strahl positioniert sind, aber nicht zu nah, um den Hauptstrahl zu absorbieren, aber eben Teilchen, die dann aufgrund der Kollisionen wird der Strahle auch immer größer und größer, dann kann es passieren, dass eben Strahlteilchen zu höherer Amplitude kommen und die werden dann von diesen Metall-Kollimatoren absorbiert, bevor sie den Magneten treffen würden.

Tim Pritlove
1:28:34
Alexander Huschauer
1:28:40
Tim Pritlove
1:28:41
Alexander Huschauer
1:28:43
Tim Pritlove
1:28:58
Alexander Huschauer
1:29:00
Tim Pritlove
1:29:06
Alexander Huschauer
1:29:16
Tim Pritlove
1:29:36
Alexander Huschauer
1:29:59

Also es gibt natürlich ein paar Laboratorien, die sich wirklich mit Grundlagenphysik beschäftigen. Aber die Teilchenbeschleunigung oder die Anwendung der Teilchenbeschleuniger in der Grundlagenphysik macht nur ungefähr 4-5 Prozent der Anwendung der Teilchenbeschleuniger weltweit aus. Natürlich gibt es einige größere Maschinen. Es gab zum Beispiel das Tevatron Fermilab, die haben genauso Protonen-Antiprotonen-Kollisionen gemacht in der Nähe von Chicago. Es gibt das Brookhaven National Lab in der Nähe von New York. Dort gibt es den Relativistic Heavy Ion Collider. Es gibt dann eben einerseits diese RIG, der Gold beschleunigen kann, wie er auch die Bleionen beschleunigen kann und können, um dann so ein Quark-Gluon-Plasma herzustellen, wie es zum Beispiel in dem Alice-Detektor vor allem untersucht wird. Also um so eine Suppe von Teilchen im Prinzip zu erzeugen, die. Wo jetzt keine Atomkerne mehr gebunden sind, wo alle Teilchen frei herum existieren und diesen Status knapp nach dem Urknall im Prinzip zu reproduzieren. Und das kann man am RIG untersuchen, das kann man am LAC untersuchen mit Blei. Dann gibt es Programme in China zum Beispiel, um auch größere Beschleuniger zu bauen, die existieren aber noch nicht. Das ist ein bisschen so vielleicht ein Konkurrenzprogramm. Es gab früher, am CERN gab es auch der SPS, der war früher mal ein Protonen-Antiprotonen-Kollider. Der ist dann umgebaut worden, der hat begonnen als SPS, als Protonenmaschine, wurde dann umgebaut in eine Protonen-Antiprotonen-Maschine und später wieder zurückgebaut in eine reine Protonenmaschine. Und dann gibt es halt extrem viele Anwendungen in Medizin, in Industrie, von wesentlich kleineren Anlagen, die Energien sind dann nicht mehr vergleichbar, aber gerade in Krankenhäusern, wo man Radioisotope herstellt, um die dann für Bildgebung zu verwenden, Positronenemissionstomographie, wo man etwas injiziert bekommt in den Körper, das sich dann zum Beispiel an Tumorzellen anlagern kann, erzeugt dann Photonen, die gemessen werden von Detektoren. Diese Stoffe muss man irgendwo erzeugen, dann muss man sie in den Körper bringen. Und dann gibt es natürlich auch Strahlentherapie, kann passieren mit Elektronen und dann Gamma-Strahlen, die erzeugt werden, es gibt Protonen oder Kohlenstoff-Ionen-Zentren, die wirklich dazu dienen, dass jetzt Krebstumore behandelt werden. Und je nachdem, ob man jetzt Elektronen verwendet zum Beispiel, wenn man oberflächennahe Tumore hat, kann man relativ gut Elektronen verwenden, weil die einen Großteil ihrer Energie nahe der Oberfläche, nahe der Haut nach dem Eindringen in den Körper verlieren. Andererseits dann, wenn man einen Tumor hat, der an kritischen Stellen sitzt, jetzt zum Beispiel neben dem Herz, hinter dem Aug, im Gehirn irgendwo, dann möchte man nicht unbedingt den Großteil der Energie beim Eintritt in den Körper verlieren und dann weniger Energie am Schluss überhaben. Da verwendet man Protonen und Kohlenstoff zum Beispiel, weil man mit denen dezidiert einstellen kann, wo soll die Energie verloren werden und somit kann man wirklich so einen Tumor scannen aus verschiedensten Richtungen und diese Tumorzellen dann mit so einem Synchrotron zerstören. Das heißt, das braucht dann aber für so Protonen- oder Kohlenstoffionentherapie braucht es wirklich ein eigenes Beschleunigerzentrum mit eigenem LINAC, Quelle LINAC, Synchrotron, verschiedenste Behandlungsräume, Transferlinien, während so Elektronenbeschleuniger dann vielleicht so drei, vier, fünf Meter Platz brauchen und dann wesentlich besser in ein Krankenhaus hineinpassen zum Beispiel. Und dann gibt es das noch in der Industrie, dass man sterilisiert zum Beispiel, Bakterien abtötet, dass man biologische Experimente versucht, dass man in der Halbleiterindustrie die die Oberflächenbeschaffenheiten verändert, indem man Ionen mit Beschleunigern einbringt in verschiedene Elemente. Also es gibt wirklich eine riesige Bandbreite an Anwendungen von Beschleunigern, die über die Grundlagenforschung hinaus geht.

Tim Pritlove
1:34:22
Alexander Huschauer
1:34:46
Tim Pritlove
1:35:43
Alexander Huschauer
1:35:47
Tim Pritlove
1:36:30
Alexander Huschauer
1:36:32
Tim Pritlove
1:37:24
Alexander Huschauer
1:37:37
Tim Pritlove
1:37:40