Raumzeit
Der Podcast mit Tim Pritlove über Raumfahrt und andere kosmische Angelegenheiten
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RZ119 Das Ariane-Raketenprogramm

Ein Rückblick auf die Geschichte der Ariane-Raketen und ein Ausblick auf die Ariane 6

Nach einem rumpeligen Start mit der "Europa"-Rakete haben sich die führenden europäischen Techniknationen in den 1970er Jahren erfolgreich in dem Ariane-Raketenprogramm zusammengefunden, was dann auch schnell zur Mitgift bei der Gründung der ESA wurde. Besonders die Ariane 5 war dann lange Zeit eine der erfolgreichsten und zuverlässigsten Raketensysteme der Welt. Jetzt ist die letzte Ariane 5 gestartet und in diesem Jahr wird mit dem Jungfernflug der neuen Ariane 6 gerechnet.

https://raumzeit-podcast.de/2024/01/29/rz119-das-ariane-raketenprogramm/
Veröffentlicht am: 29. Januar 2024
Dauer: 2:16:16


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:34.800
  3. Vita 00:02:29.569
  4. Die Europa-Rakete 00:12:34.428
  5. Das Ariane-Programm 00:18:18.019
  6. Zuverlässigkeit von Systemen 00:33:05.130
  7. Ariane 5 00:45:49.603
  8. Qualitätssicherung beim JWST Launch 01:01:46.022
  9. Sonstige Erfolge 01:13:53.438
  10. Der politische Weg zur Ariane 6 01:15:34.282
  11. Wiederverwendbarkeit von Raketen 01:35:25.641
  12. Die Ariane 6 01:41:55.541
  13. Zukünftige Intiativen 02:07:06.677
  14. Ausklang 02:13:52.015

Transkript

Tim Pritlove
0:00:35
Denis Regenbrecht
0:01:18
Tim Pritlove
0:01:20
Denis Regenbrecht
0:01:26
Tim Pritlove
0:01:29
Denis Regenbrecht
0:01:30
Tim Pritlove
0:02:06
Denis Regenbrecht
0:02:43
Tim Pritlove
0:03:35
Denis Regenbrecht
0:03:37
Tim Pritlove
0:04:13
Denis Regenbrecht
0:04:16
Tim Pritlove
0:04:36
Denis Regenbrecht
0:04:39
Tim Pritlove
0:04:55
Denis Regenbrecht
0:05:04
Tim Pritlove
0:05:43
Denis Regenbrecht
0:05:50
Tim Pritlove
0:07:01
Denis Regenbrecht
0:07:09
Tim Pritlove
0:07:22
Denis Regenbrecht
0:07:33
Tim Pritlove
0:08:04
Denis Regenbrecht
0:08:08
Tim Pritlove
0:08:31
Denis Regenbrecht
0:09:21

Ich würde schon sagen, also wenn man sich jetzt die Hierarchie-Ebenen anguckt. Ob jetzt bei Ariane Group oder bei anderen Firmen, auch OHB, um jetzt nur Beispiele zu nennen, es ist schon so, dass auch auf den Führungsebenen und auch als CEO teilweise Leute sind, die tatsächlich auch früher mal Projekte gemacht haben und wissen, wie das funktioniert. Und das ist, glaube ich, wie du schon gesagt hast. Für das Eigenverständnis wichtig, aber auch die Akzeptanz der Ingenieure oder der Mechaniker unten am Boden, in der Line. Und natürlich mit einem gewissen Abstand entwickelt man natürlich auch andere Gedanken, das ist auch klar, aber am Ende des Tages ist es immer noch gut, seine Ingenieursfähigkeit im Kopf zu haben. Und wie gesagt, das sieht man noch bei Airbus in den Führungsstrukturen. Und das ist aber glaube ich wiederum was, was in Deutschland noch stärker vertreten ist als vielleicht vergleichsweise in Frankreich. Also da hat man schon ab einem bestimmten Level so die, sage ich jetzt mal, Grand-École-Überflieger in Anführungsstrichen, die natürlich auch mal was Technisches vielleicht gelernt haben, wenn sie auf der richtigen Grand-École waren. Die aber schon von Anfang an klar wissen, okay, bei uns geht es ins obere Management. Und da ist dann auch so tatsächlich so ein gewisser kultureller Unterschied da zwischen wie Deutschland managt und wie Frankreich managt, was gerade auch bei Ariane durchaus hin und wieder mal zu Reibungs, also nicht Verlusten, aber Reibungsbomben führen kann.

Tim Pritlove
0:10:58
Denis Regenbrecht
0:11:11
Tim Pritlove
0:12:19

Ja, die ESA, wie so viele Europaprojekte, sind eigentlich im Kern Friedensprojekte und von daher fühle ich das auch besser, wie sich das jetzt mittlerweile so entwickelt hat. Mal gucken, wann man mit dem Rest der Welt dann nochmal auf ein ähnliches Footing kommt. Ja, aber das gibt uns im Prinzip schon mal den richtigen Einstieg, denn das ganze ESA oder sagen wir mal das ganze europäische Raumfahrtprojekt, das ist ja nicht nur ESA, sondern das sind ja auch viele nationale Sachen, das ist auch die private Wirtschaft, die da dran hängt. All das ist ja im Prinzip auch ein Kind der Nachkriegsordnung und der Erkenntnis, dass es dann vielleicht doch für alle ein bisschen besser ist, wenn man sich nicht die ganze Zeit mit Raketen beschießt, sondern vielleicht die halt mal woanders hinschickt. Das ist definitiv der bessere Weg. Ich hatte hier in Raumzeit 98 mich mit Helmut Trischler unterhalten. Da haben wir diese ganze Geschichte auch schon mal aufgerollt und da kam natürlich dann auch schon die frühe Ariane-Geschichte so zum Tragen, weil sie auch so einer der Schlüsselmomente eigentlich ist, der europäischen Raumfahrt. Springen wir da vielleicht dann doch nochmal hin und das vielleicht auch noch mit einem etwas technischeren Blick da drauf. Es gab ja diese Europa-Rakete, die gebaut werden sollte. Das war im Prinzip ja auch so ein bisschen der Katalysator, so ein bisschen dieser Beginn. Wir können keine Raumfahrt machen, wenn wir nicht in der Lage sind, irgendwas nach oben zu schicken. Die Amerikaner und die Russen waren europaweit enteilt und das, obwohl ja im Prinzip das alles mehr oder weniger auch aus Europa ursprünglich mal kam, Wenn auch unter anderem Vorzeichen. Wie war der Weg so aus deiner Perspektive, bis es dann zu diesem Ariane-Projekt kam?

Denis Regenbrecht
0:14:16

Steinig. Also ich meine, du hast ja die Europa-Rakete angesprochen und das war ja der erste Versuch schon Mitte der 60er Jahre, gemeinschaftlich europäisch was auf die Beine zu stellen. Es gab vorher schon Aktivitäten von UK, von Frankreich, national Raketen zu entwickeln. Aber die Europa-Rakete und die dazugehörige Organisation, die ELDO, die European Launchers Development Organization, die waren der erste Versuch, gemeinsam was auf die Beine zu stellen, was von der Idee her auch ganz gut war, von der Umsetzung. Nicht ganz erfolgreich, wenn man das so sagen will. Die Probleme, die man hatte, man hatte einige Fehlstarts in Folge und hat das dann aufgegeben, aber die Grundproblematik war weniger das technische Unvermögen, Kinderkrankheiten gibt es immer, sondern das war eher die Art und Weise, wie das Projekt managementmäßig aufgesetzt wurde. Also heutzutage gibt es ja System Engineering und wie man Requirements durchreicht und diese ganzen Geschichten, wie das funktioniert, das gab es damals in dieser Art eigentlich fast noch nicht und deswegen wurde mehr oder weniger die, also ich vereinfache jetzt, also alle die sich ein bisschen genau damit auskennen, bitte ich das zu entschuldigen, wenn es jetzt zu vereinfacht ist, Aber die Raketenteile, die wurden so ein bisschen verteilt wie so Lego-Bausteine. Die Unterstufe, da hat man was genutzt, was die Briten schon hatten aus einer interkonditionellen Teilrakete. Dann hatten die Franzosen da was zusammengenommen, auch aus schon vorhandenen Raketenteilen. Und die Deutschen, die sollten die Oberstufe machen und ich glaube, die Italiener waren es, die sollten die Faring machen und dann hat man das dann entwickelt und hat sich dann, also übertrieben gesagt, irgendwann irgendwo getroffen, hat das zusammengeschraubt und hat gehofft, dass das alles zusammen funktioniert. Aber so eine Art, ich sage jetzt mal, Werner von Braun oder Sergej Koroljov oder so eine Art übergeordnete Projektorganisation, die wirklich dafür sorgt, dass auch wirklich. Kohärent zusammenpasst, die war eher unterdimensioniert und daher kam das dann auch.

Tim Pritlove
0:16:32
Denis Regenbrecht
0:16:43

Man muss dazu sagen, das war Mitte der 60er Jahre, das war 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Deutschen haben mitgemacht, dass die überhaupt mal wieder irgendwas bauen durften, was irgendwie irgendwo hinfliegt. Also das war auch ein Punkt, warum Deutschland die Oberstufe bekommen hat. Man hat gesagt, die dürfen alles machen, oder dürfen nicht alles machen, aber auf keinen Fall eine Unterstufe, die man später als Interkontinentalrakete nutzen kann. Also Oberstufen, die nur dann funktionieren, wenn wir die irgendwie mit anderen Sachen nach oben kriegen, alles gut, da können sie keinem mit beschießen, aber alles andere so vorsichtig. Richtig. Und das war wirklich der Grund, wie das damals aufgeteilt wurde. Und interessanterweise diese Oberstufengeschichte, das ist das, also Deutschland ist heutzutage immer noch in Europa das Oberstufenland. Das kommt daher, das ist eigentlich auch strange. strange. Und ja, also das Vertrauen war vielleicht noch nicht da. Und wie gesagt, die Prozesse, die waren halt auch noch nicht so in so einer Art kooperativen Art und Weise. Also diese ganzen Großvorhaben, die gingen ja damals erst los. Also ZERN wurde ja auch nach dem Krieg gegründet. Also diese ganze Art, wie man europäisch zusammenarbeitet, das musste sich ja auch erst in irgendeiner Art und Weise entwickeln. Und hat sich dann da halt halt am Ende des Tages nicht so ganz positiv entwickelt. Nach ein paar Jahren hat Frankreich gesagt, das ist jetzt irgendwie alles nicht so gut. Und am Ende des Tages wurde das dann Anfang der 70er Jahre abgebrochen. Und interessanterweise kam dann Frankreich, hat gesagt, okay, wir. Europäische Kooperation ist gut, wir brauchen so eine Rakete. Mit Europa hat es nicht geklappt, weil was daran lag, dass es keinen, sage ich jetzt mal, jemanden gab, der die Peitsche und das Zuckerbrot in der Hand hatte. Wir brauchen so eine Organisation, wo einer das Sagen hat und wir sind bereit, derjenige zu sein. Wir haben ja auch schon mal was vorbereitet, Schublade aufgemacht und dann hatte Frankreich tatsächlich ein Konzept, nicht in der Schublade, das hatten die natürlich national im Kness schon einige Jahre oder einige Monate vorbereitet. Jetzt muss ich gerade mal überlegen, ob ich die Reihenfolge der Buchstaben richtig bekomme. Genau, das war LSE. Das war der Lanceur Substitution Europa. Also der Ersatzträger von Europa, der Europa-Rakete. Und aus diesem LSE wurde ganz schnell die Ariane. Und der Ansatz war dann damals tatsächlich, CNES hat gesagt, wir machen das jetzt. jetzt, wir sind bereit, es europäisch zu machen, aber wir haben den Hut auf und wer mitmachen kann, kann mitmachen. Das Gesamtmanagement wird bei uns sein, beim KNESS und wir sagen, wo es lang geht. Und dann haben einige Länder, die bei dieser Europa-Raketengeschichte mit dabei waren, gesagt, okay, wir lassen uns nochmal auf den Versuch drauf ankommen, machen da mit, Deutschland unter anderem. Die Briten haben gesagt, nee, unter den Franzosen nicht. Natürlich war das nicht der Grund, aber nicht der offizielle Grund, den sie auch vorgeschoben haben, aber natürlich war klar, UK macht das ganz bestimmt nicht mit Frankreich mit Hulauf. Und dann hat man tatsächlich 1972 mit dem Ariane-Programm begonnen, was sozusagen aus diesen Trümmern des Europa-Raketen-Programms sozusagen entstanden ist. Und das ist interessant zu sehen, weil 1972, das ist drei Jahre vor Gründung der ESA. Die ESA Esan wurde 1975 gegründet und das Ariane-Programm begann schon 1972 unter Kness-Ägide. Und als die Esa gegründet wurde, wurde sozusagen die Ariane, die damals noch nicht eins hieß, weil es gab nur noch eine, die Ariane sozusagen mit so als Hochzeitsmitgift bei der Gründung der Esa, weil die Esa entstand aus der alten Eldo und der. ESRO, das war die European Space Research Organization, wurde die sozusagen neu gegründet, wurde das Ariane-Programm sozusagen so als Mitgift für die Gründung mitgegeben. Allerdings unter der Prämisse des CNES, dass es zwar ein ESA-Programm sein darf und kann, aber das Projektmanagement tatsächlich weiterhin vom CNES durchgeführt wird. Und das blieb auch so bis 2003. Also obwohl es immer ein ESA-Programm war und die ESA sozusagen das Geld der Teilnehmerstaaten eingesammelt hat, war die Programmkoordinierung und die Programmsteuerung der Ariane 1 bis 5 tatsächlich immer in Kness-Hand.

Tim Pritlove
0:21:27
Denis Regenbrecht
0:21:40
Tim Pritlove
0:22:31
Denis Regenbrecht
0:22:33
Tim Pritlove
0:24:12
Denis Regenbrecht
0:24:51

Ziemlich viel. Also die Ariane 1, die war Erstflug und erfolgreich und die wurde damals ja nicht entwickelt, um irgendwie irgendeinen Markt zu bedienen, sondern die wurde entwickelt, damit europäische institutionelle Nutzlasten gestartet werden können. Forschungssatelliten, Metasatelliten und so weiter. Und das kam aber genau in dem Zeitraum, wo dann das amerikanische Space Shuttle nicht das liefern konnte, was es versprochen hatte. Also ursprünglich war ja der Plan der Amerikaner, wir schaffen alle Raketen ab und starten alles mit dem Space Shuttle und die Startkadenzen, die immer geplant waren, die konnten nicht erfüllt werden und deswegen gab es immer noch einen großen Bedarf, über das Space Shuttle hinaus Startdienstleistungen anzubieten. Und zeitgleich kam es dann auch, dass dann viel mehr Bedarf war zu starten, auch gerade bei der sich dann auftuenden kommerziellen Telekommunikationsfirmen. Und Ariane kam dann tatsächlich genau in so einem goldenen Moment als kommerzieller Anbieter auf dem Markt. Und das ist auch wieder so ein Element. Also ich sage immer, der erste Raketen-Startup war eigentlich Ariane. Die tatsächlich die ersten richtigen waren, die dann auch auf dem kommerziellen Markt, das ist auch so ein Element, also einen richtig kommerziellen Startdienstemarkt gibt es eigentlich auch nur so semi. Das ist jetzt nicht so, wie wenn man ein Auto kauft, das muss man auch ganz ehrlich sagen und noch nicht mal so, wie man ein Flugzeug kauft. Das ist schon nicht so wirklich ein Markt im Adam Smithischen Sinne.

Tim Pritlove
0:26:23
Denis Regenbrecht
0:26:26
Tim Pritlove
0:27:09

Ich meine, zu dem Zeitpunkt war ja im Prinzip die Raumfahrt auch so ein bisschen seiner initialen Explorationsphase und der ersten Begeisterung so ein bisschen entwachsen. Also man hatte halt so, klar... Erste Experimente, dann natürlich die Mondlandung als das große Ziel und danach merkte man schon, da war dann aber auch so ein bisschen die Luft raus. Die Amerikaner konnten sich dann für weitere Mondlandungen nicht mehr so richtig begeistern. Man suchte sozusagen nach einer neuen Aufgabe, aber dann auch so im Rausch der Möglichkeiten und des Science-Fiction-Wahns ist man dann eben quasi diesem Weg der wiederverwendbaren Raumfahrzeuge gefolgt, was ja an sich auch irgendwo funktioniert hat. Und es gab ja auch zahlreiche Projekte, wo man sagen kann, okay, da sieht man auch, dass das im Prinzip jetzt nicht so eine doofe Idee war. Stichwort Hubble, man setzt es aus, dann funktioniert was nicht, dann fliegt man nochmal hin, dann repariert man das. Das sind ja alles so Sachen, die ohne das Space Shuttle jetzt auch gar nicht so möglich gewesen wären. Nur war eben der Aufwand, um dann das zu maintainen, viel zu groß. Also finanziell, technisch und dann mit der Challenger-Katastrophe etc. Merkte man dann auch, okay, die Komplexität ist nicht mehr so beherrschbar. Und diese Wiedergeburt sozusagen der klassischen Rakete, also im Sinne Wiedergeburt innerhalb des Systems, welchen Wert die Rakete an sich darstellt. Genau da kam dann im Prinzip Europa und hat gesagt, so eine Rakete haben wir hier, haben wir jetzt mal lange genug drüber nachgedacht. Gucke mal, scheint auch ganz gut zu funktionieren und passte auch von der Größe, wenn ich das richtig sehe, genau für diese neuen Anwendungen, weil man jetzt gemerkt hat, okay, jetzt wollen wir nicht mehr die großen politischen Durchbrüche feiern, sondern jetzt gibt es auch Nutzen. Jetzt brauchen wir Satelliten, jetzt wollen wir uns irgendwie die Welt von oben anschauen. Wissenschaft ist jetzt nicht nur so eine Vorstellung, sondern tatsächlich eine Primäranwendung. Und da war im Prinzip das Ariane-Programm genau zum richtigen Zeitpunkt am Start.

Denis Regenbrecht
0:29:18

Absolut, absolut. Absolut. Wie ich gesagt habe, man kam genau zum richtigen Zeitpunkt da an, wo der Bedarf da war. Das war jetzt nicht in irgendeiner Art und Weise von langer Hand geplant, sondern das war tatsächlich Glück, muss man so sagen. Und die Frage ist jetzt, ob dieses Glück im Nachhinein … Also dieses Glück hat natürlich die Ausrichtung der Ariane-Welt auch relativ stark mehr oder weniger bestimmt. Also ich hatte am Anfang gesagt, eigentlich wurde die Ariane entwickelt, um institutionelle Nutzlasten zu starten. Und das ist immer noch mehr oder weniger der Grund, warum wir eigentlich europäisch Steuergeld ausgeben, um eine Rakete zu entwickeln. Es geht darum, dass man nur souverän im Weltall agieren kann, wenn man souverän in den Weltall kommt. Und dazu braucht man eine eigene Rakete. Da will ich nochmal ganz kurz in das Jahr 72 zurück, als wir noch keine eigene Rakete hatten. Ich weiß nicht, ein paar Zuhörer haben wahrscheinlich die Symphonie-Geschichte schon kennen. Das war ein Telekommunikationssatellit, eine Kooperation aus Deutschland und Frankreich, der 1972 hätte gestartet werden sollen. Und das wäre mehr oder weniger so der Vorläufer des ersten drei Achsen stabilisierten Telekommunikationssatelliten, wie man ihn heute kennt. Früher gab es diese ganzen Tonnen immer. Aber dieser drei Achsen stabilisierte Satellit, also mit den Solarzellen nicht drumherum, sondern mit Flügeln, das war halt eine Neugeneration, die auch eine viel höhere Leistung hatte. Und das hatten die Europäer entwickelt und die wollten den auch starten, hatten aber keine Rakete. Und dann ist man zu denen gegangen, die Raketen haben, die Amerikaner und die haben dann gesagt, ja starten wir euch gerne, aber ihr dürft den aber kommerziell nicht nutzen. Obwohl da eigentlich für eine kommerzielle Nutzung geplant war. Also 72, da sollte glaube ich irgendwie Olympische Spiele übertragen, irgendwie sowas. und die Amerikaner haben gesagt, ja wir starten das Ding, ihr dürft das aber nur als. Telekommunikationsexperimentalsatelliten benutzen und damit kein Geld verdienen und da hat man gesehen, okay, selbst unsere Freunde, die Amerikaner, nutzen das aus, um sozusagen unliebsame Konkurrenz mehr oder weniger am Boden zu lassen oder sie nicht wirtschaftlich zu machen. Und deswegen war, das war ein Zeichen, dass es sinnvoll war, mit einer Ariane angefangen zu haben und vorher mit einer Europa-Rakete angefangen zu haben. Und das ist auch das Element, warum es ganz wichtig ist, dass Europa eigene Raketen hat. Es gibt immer Leute, die sagen, ja Gott, dann gehen wir halt zu Elon Musk und dann kaufen wir uns einen Falcon 9. Ja, ja, solange es noch andere Möglichkeiten gibt, ist das eine Methode, die man machen kann, um Geld zu sparen vielleicht. Aber sobald Europa keine Raketen mehr hat, also ich weiß nicht, ob sich die Galileo-Kollegen oder die Erdbeobachtungskollegen vollkommen abhängig machen wollen von den, sage ich jetzt mal, Befindlichkeiten von Elon Musk. Und nicht nur von den Befindlichkeiten.

Tim Pritlove
0:32:25
Denis Regenbrecht
0:32:48
Tim Pritlove
0:33:03

Genau. Gehen wir nochmal auf das eigentliche Erfolgsprogramm, weil Ariane 1 bis 4, das war im Prinzip so das, was eigentlich die europäische Raumfahrtindustrie dann erst so richtig aus der Taufe gehoben hat, weil darum geht es ja auch, es geht ja nicht nur darum, dass man jetzt eine nationale Behörde hat, sondern es ging ja schon immer auch darum und auch weiterhin eine entsprechende Industrie großzuziehen, die natürlich nur dann existieren kann, wenn es auch einen fortwährenden Bedarf gibt. Das ist ja auch so ein Aspekt bei diesen Bewertungen mit, oh Gott, so viel Geld, was uns das alles kostet. Ich glaube, wenn man da mal nachrechnet und sieht, okay, da die ganze Kohle in Europa reingeht und es ja auch immer diesen Verteilungsschlüssel gibt, dass wenn jetzt irgendein Projekt aufgesetzt wird, dass dann eben das, was die Länder lokal investieren, also sagen wir mal jetzt diese 20 Prozent, von denen du gesprochen hast, bei der Ariane, die Deutschland dort reinsteckt, Diese 20 Prozent fließen ja dann auch wiederum an deutsche Unternehmen, das ist entsprechend geregelt, sodass man dann eben damit automatisch auch immer eine lokale Industrie füttert, die dann diese Technologien entwickelt. Know-how aufbaut, Leute ausbildet, Infrastruktur und Produktionskapazitäten schafft, dass wenn eben der Bedarf besteht, dass man dann eben nicht erst so dasteht und sagt, ach was wollt ihr haben, so eine Rakete, sowas haben wir ja noch nie gemacht. Sondern dass das einfach da ist und dass man im Prinzip damit arbeiten kann. Das ist natürlich immer so ein Balanceakt, weil auf der anderen Seite, okay, jetzt haben wir vielleicht gerade mal nicht so viel Bedarf oder so viel Mittel, wenn wir das jetzt aber zu sehr kürzen, dann führt es dazu, dass dann eben die Leute die Industrie verlassen und wenn wir dann fünf Jahre später wieder feststellen, oh, jetzt haben wir aber dann doch wieder Bedarf, dann stehen wir halt doof da. Das ist natürlich immer sehr schwierig zu machen. Aber jetzt ging es ja erstmal ganz gut los. Wann begann sozusagen die Erkenntnis, dass man mit diesem Ariane... Mit diesem ersten Ariane-Modell, was dann halt Ariane 1 bis 4 war, nicht mehr vorankam.

Denis Regenbrecht
0:35:11

Ja, das ist auch eine interessante Geschichte. Man hatte die Ariane 5 als Nachfolgemodell, die war eigentlich originär gar nicht dafür gedacht gewesen, diesen Bedarf zu bedienen oder dem zu dienen. Die Ariane 4, die hat zu dem Zeitpunkt alles noch wunderbar geflogen und die Ariane 5 war 1985, wurde ein Vorbereitungsprogramm beschlossen, 1987 das richtige Entwicklungsprogramm. Das wurde gemeinsam beschlossen, jetzt sind wir wieder bei wiederverwendbaren Raumfähren und Gleitern, zusammen mit dem Hermes-Projekt. Also muss man sagen, das ist wieder so ein typisch deutsch-französisches Ding. Zu den damaligen Zeiten, diese Aufteilung ist heutzutage nicht mehr ganz so hundertprozentig, war Raketen stark von den Franzosen dominiert und bemannte Raumfahrt war etwas, was den Deutschen sehr wichtig war. Und da hat man dann sozusagen bei dieser Ministerratskonferenz, also Ministerratskonferenzen, das sind Meetings, die alle zwei, drei Jahre stattfinden, wo auf Minister-Ebene der ESA sozusagen große Programme aufgegeben werden, das nochmal zur Erläuterung, dass auf der Ministerratskonferenz dann gesagt wurde, wir vereinigen die deutschen und die französischen Interessen, wir bauen eine neue Rakete, das wollte Frankreich sowieso, eine Ariane 5 mit neuen Technologien, also hauptsächlich Wasserstoff, Sauerstoff. Die Ariane 1 bis 4, die war. Energetisch schlechteren Treibstoffen ausgestattet und die Deutschen, die konnten dann dafür sozusagen den Hermes-Gleiter entwickeln hauptsächlich und die Rakete ist darauf ausgelegt, diesen Hermes-Gleiter, also so eine Art Mini-Shuttle, ins Weltall zu schießen. Und das war mehr oder weniger der Startschuss für die Ariane 5, die, wie gesagt, zu dem Zeitpunkt überhaupt noch gar nicht gedacht war, um irgendwie Satelliten zu starten. Im Laufe der Entwicklung war es dann so, wie es immer so ist. Hermes wurde schwerer, die Leistungsfähigkeit der Ariane prognostiziert wurde weniger, sodass am Ende des Tages rauskam oder sich ergeben hat, Hermes war zu spät, war zu schwer, wurde auch zu teuer. Und dass man sich dann entschlossen hat, Hermes einzustellen, weil es war auch, glaube ich, technologisch, hat man sich sehr weit aus dem Fenster gelehnt oder sich mehr zugetraut, als man dann eigentlich konnte. Und das war dann Anfang der 90er Jahre. Aber gleichzeitig hat man dann gesagt, okay, aber die Ariane 5 entwickeln wir trotzdem weiter. Hätte man ja sagen können, okay, der eigentliche Nutzungszweck ist jetzt ja weggefallen. Wir haben eine Ariane 4, die ist irgendwie für alle Bedarfe gut geeignet, die wir haben, also gerade für unsere institutionellen Bedarfe. Die Ariane 5 ist eigentlich dafür gar nicht optimiert. Aber das ist ein Ja, also die Antwort wäre Ja gewesen. Man hat sich aber trotzdem entschieden, die Ariane 5 weiterzuentwickeln und sie dann statt Hermesse starten zu lassen, ganz normal Satelliten starten zu lassen. Auch unter der Aussage, dass seit den 80er Jahren in die 90er Jahre hinein und erkennbar auch in die Zukunft, die durchschnittlichen Satellitenmassen immer weiter angestiegen sind. Man hat dann auch festgestellt, das ist auch korrekt bei der Ariane 4, Die hat wirtschaftlich davon profitiert, dass sie sehr oft oder meistens sogar zwei Satelliten gleichzeitig starten konnte, sodass sozusagen sich zwei Satelliten den Preis der Rakete teilen konnten, sodass es für die nochmal günstiger wurde. Aber es kam dann gegen Ende hin der Nutzungszeit der Ariane 4 immer öfter, dass nur noch ein Satellit gestartet werden konnte, weil die durchschnittlichen Satellitenmassen sich halt nach oben bewegt haben. Sodass man gesagt hat, okay, wir haben jetzt eine Ariane 5, die ist darauf zwar nicht optimiert, aber vielleicht ist das das Problem für die ansteigenden Satellitenmassen. Wir entwickeln die jetzt mal so, dass die dann auch dieses Marktsegment bedienen kann. Und das hat man dann auch gemacht und ist dann 1996 zum ersten Mal gestartet, was leider allerdings ein Misserfolg war aus softwaretechnischen Gründen. Das ist eine richtig, richtig interessante Geschichte. Das wird jetzt hier zu weit führen, da die Details zu erklären. Den Untersuchungsbericht kann man aber tatsächlich immer noch online finden. Es wird immer gesagt, man hat Teile der Ariane 4 benutzt und die waren nicht qualifiziert. Das ist alles ein bisschen vereinfacht dargestellt. Aus dem Belageregelungssystem Sensorteile und Kreisel benutzt. Man hat allerdings die Software nicht darauf angepasst, an die Variablengrößen, sodass es zu einem Buffer-Override kam. Also ganz vereinfacht gesagt, die Variablengrößen waren für die Flugparameter der Ariane 4 ausgelegt. Und man hatte nicht bedacht, ganz vereinfacht gesagt, dass die Werte, die dann kommen, vielleicht nicht in die Variablengrenzen hineinpassen, bei einer Ariane 5 auftauchen. Was dann dazu geführt hat, dass dann so eine Art Buffer-Overflow war und dann...

Tim Pritlove
0:40:24
Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Das andere ist die Effizienz. Und der Schub ist am Anfang wichtig in der Startphase, wenn die Rakete abhebt. Und in der ersten Flugphase, weil dann die Erdgravitation noch auf die Rakete einwirkt. Und natürlich muss der Schub, die Schubkraft muss am Anfang größer sein als die Gewichtskraft der Rakete, weil sonst hebt sie nicht ab. Und das ist so ein bisschen ein Nachteil von diesen Flüssigwasserstoff, Flüssigsauerstoff-Triebwerken. Die Schubkraft ist vergleichsweise geringer. Deswegen hat die Ariane 5 geringer als beim Hydrazin oder auch bei Kerosin-Sauerstoff-Triebwerken, also das, was SpaceX benutzt. Und also man kann auch ein Triebwerk bauen, was genügend Schub, herstellt, flüssig Wasserstoff, flüssig Sauerstoff, das dann aber wieder dazu führt, dass ich viel mehr Treibstoff brauche und das Volumen des, also flüssig Wasserstoff ist halt vom Volumen her relativ viel, also die Dichte ist halt gering, deswegen brauche ich dann wieder große Raketen um groß, also groß genüge Tanks zu haben, um das da reinzukriegen und für Deswegen hat die Ariane 5 halt auch 5,40 Meter Durchmesser, weil man braucht ein ordentliches Volumen. Und wenn man dieselbe Rakete mit demselben Schub mit Kerosin bauen würde, wäre die Rakete vom Volumen her viel geringer. Und um das auszugleichen, dafür hat die Ariane 5 die zwei Feststoffbooster, weil Feststoff ist zwar in der Verbrennungseffizienz ganz schlecht im Vergleich, aber es ist halt sehr einfach damit sehr hohen Schub zu generieren. Man ist auch von der Technologie nicht so kompliziert, man braucht da keine Steuerung und Regelungen und Pumpen, sondern das ist eigentlich wie so eine Art große Silvesterrakete. Machst du einmal an, dann macht es zisch und dann, wenn sie fertig ist, wird sie abgeworfen. Und deswegen, das ist diese Kombination. Also man hätte die Ariane 5 auch anders bauen können, aber das war halt das Optimum damals für den Anwendungsfall, den man sich ausgeguckt hat.

Tim Pritlove
0:52:18
Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Also Low Earth ist eigentlich, also ja, war möglich, aber die ist dafür aber nicht hundertprozentig optimiert. Also nicht optimiert ist das falsche Wort, aber die meisten Leo-Satelliten sind einfach zu klein, um mit einer Ariane gestaltet zu werden. Also bei den ATVs hat das Sinn gemacht, weil das eine große Nutzlast war. Aber jetzt so, wenn jetzt irgendwie, keine Ahnung, jetzt im Vergleich Starlink oder sowas mit Falcon, diese Art von Konstellationen in Leo oder in Meo, in den mittleren Erdorbit, diese Art von Nutzlasten, die gab es damals eigentlich noch gar nicht. Die sind eigentlich erst jetzt so in den letzten paar Jahren groß geworden und eigentlich würde Ariane 5 das wahrscheinlich auch gekonnt haben, aber die Nachfrage nach Leo-Staats war tatsächlich eher gering. Es gab hin und wieder mal welche, hauptsächlich im Erdbeobachtungssatelliten ziviler Art, aber halt auch von Agenturen militärischer oder nachrichtendienstlicher Seite, also die Erdbeobachtungssatelliten der französischen... Geheimdienst, muss man so sagen, vom französischen Geheimdienst, die wurden auch mit der Ariane 5 gestartet. Aber das war nicht so die Hauptsumme. Die Hauptsumme an Satelliten, die gestartet wurden, waren tatsächlich die GTO-Satelliten, die Kommunikationssatelliten, die über viele, viele Jahre das Bread-and-Butter-Geschäft der Ariane-Spas waren. Also wenn man jetzt guckt, Ariane 5 hat so sechs bis sieben Starts im Jahr gemacht in ihrer besten Zeit und davon waren vielleicht zwei für institutionelle Kunden und der Rest war kommerziell mit GTO-Sateliten.

Tim Pritlove
0:58:27
Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
1:01:02
Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
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Tim Pritlove
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Denis Regenbrecht
1:07:17

X-mal getestet und also auch wirklich tatsächlich größenordnungsmäßig mehr, als es eigentlich in einer Mission eigentlich zu erledigen hätte. Aber jedes Triebwerk, was hergestellt wird, wird getestet und da kann man auch schon sehen, ist es eher eins, was eher so an der unteren Grenze der Marge ist. Also ist bei Automotoren wahrscheinlich genauso, weil irgendwie irgendwas nicht so gut zusammenspielt, Toleranz und sowas. Und man hat dann tatsächlich auch Teile, Triebwerke, aber nicht nur das, ausgesucht für die Mission, die wirklich die besten sind, die man sich aussuchen konnte. Und dann natürlich allein die Tatsache, dass die Qualitätssicherungs- und die Projektleute der NASA, die waren in der Produktionsphase der Ariane 5, die für Web genutzt wurde, immer mit dabei. Also die waren in den Quality-Meetings, in den Projekt-Meetings und die haben auch wirklich davor sich Dokumentation, also man kann jetzt irgendwie salopp sagen, Ariane hat irgendwie die Hose runtergelassen und hat sich dann tatsächlich untersuchen lassen, aber das war schon so. Und das kann ich auch verstehen. Also wenn ich irgendwie eine Nutzlast hätte, die, keine Ahnung, was am Ende jetzt die Gesamtkosten waren, irgendwie 10 Milliarden oder sowas, war glaube ich so die Größenordnung, wenn ich mich nicht täusche. Da würde ich mir aber auch alles ganz genau angucken. Und das war halt auch die Awareness in allen Bereichen der Kette, denen klar war, das Teil ist jetzt dafür. Und ich glaube, dann überlegt man schon nochmal, mal, ob man vielleicht jetzt da doch noch mal nachmisst. Das ist genauso, stelle ich mir vor, also wenn man genau weiß, dass es eine Rakete die bemannt fliegt, dann ist man glaube ich auch, also, man pusht nicht bei einer nicht bemannten Rakete, das will ich nicht sagen, aber ich glaube in der Awareness ist man trotzdem noch mal ein Tick, aufmerksamer.

Tim Pritlove
1:09:22
Denis Regenbrecht
1:09:35
Tim Pritlove
1:09:51
Denis Regenbrecht
1:10:20
Tim Pritlove
1:10:32
Denis Regenbrecht
1:10:34
Tim Pritlove
1:10:57
Denis Regenbrecht
1:11:26
Tim Pritlove
1:11:31
Denis Regenbrecht
1:12:32
Tim Pritlove
1:13:50
Denis Regenbrecht
1:14:00
Tim Pritlove
1:14:45
Denis Regenbrecht
1:16:05
Tim Pritlove
1:16:11
Denis Regenbrecht
1:16:27
Tim Pritlove
1:17:16
Denis Regenbrecht
1:17:17

Das war damals die sogenannte Ariane 5 ME. ME stand für Midlife Evolution. Das Entwicklungsprogramm hatte 2008 begonnen und man hätte dann eigentlich nur die Oberstufe ersetzt. Und da haben wir angefangen, 2012 hat man dann beschlossen, man macht damit weiter, bereitet aber parallel schon mal eine Ariane 6 vor. Das war sozusagen so ein Kompromiss zwischen Deutschland und Frankreich, sodass beide irgendwie sich darin sehen konnten Und 2014 war es dann so, dass man gesagt hat, okay, es sieht so aus, als ob das, was die Ariane 5 ME bieten kann, also nicht das bringt, was man wirklich braucht, sondern es ist für alle Beteiligten sinnvoller, direkt auf eine Ariane 6 zu gehen. Und dann hat man sich 2014 zu dieser Ariane 6 entschlossen. Dem gingen ganz viele politische Diskussionen voraus, kann man sich vorstellen, weil die Ariane 5 weiterzuentwickeln wäre von den Kosten her natürlich weitaus weniger kostenintensiv gewesen als die komplette neue Entwicklung an der Ariane 6. Aber nichtsdestotrotz, man hat sich dann dafür entschieden und der Grund dafür ist eigentlich relativ einfach. Also man kann sich ja fragen, du hast ja schon gesagt, Ariane 5 irgendwie super gute Erfolgsgeschichte, wir starten da irgendwie sechs, sieben Mal im Jahr, haben Kunden ohne Ende, wir starten Champs Web und Pipapo. Apropos, warum braucht man jetzt eigentlich Milliarden neu ausgeben, um eine Ariane 6 zu entwickeln? Und die Antwort ist eigentlich relativ einfach wie profan. Am Ende des Tages ist es das Geld. Weil eine Ariane 5 kostet halt mehr, als was der Kunde heutzutage bereit ist zu zahlen. Jetzt kann man sagen, okay, es fliegen ja zwei kommerzielle Kunden mit, aber selbst zwei kommerzielle Kunden, wenn man die Einnahmen zusammenrechnet, sind nicht kostendeckend für die Ariane 5. Deswegen hat man 2015 oder 2014 beschlossen, wir machen die Ariane 6 nicht als neue technologische Meisterleistung, eine Rakete, die noch mehr kann, weiter, höher, schneller, sondern das Ziel der Ariane 6-Entwicklung war zum damaligen Zeitpunkt, eine Rakete zu haben, die dasselbe kann wie eine Ariane 5, aber modular ist, sodass sie auch den Teil übernehmen kann, den bisher die russische Soyuz aus Kourou gestartet ist. Aber gleichzeitig ungefähr, jetzt kann man sich streiten ob 40, 50 Prozent, aber ungefähr die Hälfte dessen kosten soll, was eine Ariane 5 kostet. Das waren damals die Entwicklungsziele. Und das war auch der Grund, warum man gesagt hat, okay, das ist es jetzt den Staaten wert, diesen Schritt zu wagen, weil in den letzten Jahren der Ariane 5 war schon so, dass jeder Staat staatlich subventioniert war. Also die erfolgreichen kommerziellen Starts mit der Ariane 5 waren am Endeffekt nur deswegen verkaufbar, weil der Staat da Quersubventionen reingeschossen hat. Und man wollte die Ariane 6 so entwickeln, dass der Staat diese Subventionen nicht mehr zahlen muss.

Tim Pritlove
1:20:43
Denis Regenbrecht
1:20:44
Tim Pritlove
1:20:48
Denis Regenbrecht
1:20:50

Das ist kompliziert. Es ist immer kompliziert. Im Vergleich zu Ariane 5, wurden bisher nicht erreicht. Das heißt... Aus diversen Gründen, jetzt kann man sagen, okay, Inflation, Energiekrise und kann man, ja, es sind alles Elemente, die tatsächlich dazu beigetragen haben, aber am Ende des Tages hat auch die Industrie vielleicht noch nicht das darstellen können, was man erwartet hätte 2015 oder 2014. Also das ist ein Element. Dann kommt hinzu, dass natürlich die damaligen Zielkosten definiert wurden auf den Marktpreisen, die damals bestanden. Wir waren damals natürlich schon so schlau und haben gesagt, okay, das wird nicht so bleiben, das wird weiter runtergehen. Aber der Abfall der Marktpreise im Vergleich zur Prognose war noch stärker, als man es hätte annehmen können. Jetzt guckt man sich an, Elon Musk fliegt halt 50 Mal im Jahr. Also der hat 50 Raketen, wo er seine Fixkosten umlegen kann. Wir haben irgendwie 10. Und das ist halt auch ein Problem, was alle Raketenbauern letzten Endes betrifft. Die Kostenbasis ist sehr stark Fixkosten dominiert und deswegen ist es eigentlich gut, je öfter man fliegt, desto billiger wird der ganze Spaß. Spaß. Auf der anderen Seite muss man aber auch aufpassen, dass man es nicht übergroß baut, weil wenn ich dann die Kunden dann doch nicht habe und ich eine. Überproportional große Infrastruktur habe und ich dann die Starts gar nicht verkaufen kann, dann habe ich natürlich noch mehr Fixkosten und das ist so eine Kombination aus vielen zusammenhängenden Geschichten. Das ist, glaube ich, ohne eine Tafel immer sehr schwierig zu erklären. Aber letzten Endes ähm, Die Preise sind weiter gesunken und die Kosten-Targets wurden nicht erreicht. Das ist am Endeffekt der Grund, warum wir jetzt immer noch nicht in der Lage sind, subventionslos eine Ariane 6 zu betreiben.

Tim Pritlove
1:23:28
Denis Regenbrecht
1:24:31
Tim Pritlove
1:24:39

Ja.

Denis Regenbrecht
1:24:41
Tim Pritlove
1:25:26
Denis Regenbrecht
1:25:29
Tim Pritlove
1:25:54
Denis Regenbrecht
1:27:06
Tim Pritlove
1:28:52
Denis Regenbrecht
1:28:54

Und die grundlegende Frage ist natürlich auch, da kommen wir jetzt wieder ganz, ganz, ganz an den Anfang zurück eigentlich, wofür entwickeln wir mit Steuergeld Raketen? um drei Satelliten weniger zu starten als Elon Musk oder um unsere Satelliten, die wir selber starten wollen, zu starten. Und das ist auch eine Frage, also aus reiner Souveränitätssicht müssen die Kosten eigentlich erstmal nachgeordnet sein. Du hattest ja auch gesagt, es ist ja kein Geld, das weg ist. Also staatliche Budgets funktionieren ja nicht so. Also es wird immer so die schwäbische Hausfrau sozusagen vorgehalten, aber so funktioniert ja nicht ein Budget. Und du hattest ja auch gesagt, das landet alles wieder und es gibt da auch diverse Studien und die aktuellste, die wir haben, die sagt, dass jeder Euro, den du in den Raumtransport steckst, also raketenspezifisch, hat einen Multiplikatoreffekt von 3,5. Also für den gesamtwirtschaftlichen Mehrwert, das ist ja schon mal nicht gerade wenig. Und nichtsdestotrotz ist es etwas, was schwierig ist. Im Gesamtsystem die Kostenbasis so signifikant zu reduzieren, dass es wirklich spürbar ist. Und da gibt es diverseste Schlüsse, die man daraus jetzt ziehen kann. Und ein Schluss ist, dass das System, das wir jetzt haben, so wie es aufgestellt ist, also das Gesamtsystem aus ESA, aus Prime, aus den nationalen Agenturen, so wie es zusammenarbeitet, vielleicht jetzt nicht mehr unbedingt das Zukunftsmodell ist. Es hat uns jetzt seit den 70er Jahren erfolgreich sozusagen die Fähigkeit gebracht. Aber dass man überlegen muss, ob man im Ansatz da nicht anders rangehen kann. Und das heißt nicht, dass wir die ESA abschaffen oder dass wir irgendwie die Industrie abschaffen oder Agenturen abschaffen, sondern dass wir die Art und Weisen, wie solche Entwicklungen in Zukunft durchgeführt werden, anders aufziehen.

Tim Pritlove
1:31:05
Denis Regenbrecht
1:31:14
Tim Pritlove
1:31:55
Denis Regenbrecht
1:33:01
Tim Pritlove
1:33:25
Denis Regenbrecht
1:33:26
Tim Pritlove
1:33:26
Denis Regenbrecht
1:33:28
Tim Pritlove
1:33:34
Denis Regenbrecht
1:33:35

Commercial Orbital Transportation Services, sowas in der Art. Und das ist genau das, man stellt... In Aussicht, Startdienstleistungen zu kaufen. Und natürlich muss man dazu sagen, dass in Europa auf viel, viel, viel kleineren Füßen aufgebaut sein wird als in den USA. Wenn man sich die Budgets anguckt, also allein wenn NASA und das Verteidigungsministerium da Startdienstleistungen in Aussicht stellen, da fließen Milliarden ohne Ende. In Europa, selbst wenn man die EU-Kommission und die ESA zusammennimmt und die Nationalstaaten, da ist das immer noch eine überschaubare Anzahl an Starts, die man wirklich in Aussicht stellen kann. Aber nichtsdestotrotz ist das etwas, wo man hofft, dass dann halt durch mehr Player auch so ein bisschen die systemische, ich will nicht sagen Langsamkeit, aber so diese eingefahrenen Polsituationen sich so ein bisschen irgendwie dynamischer bewegen. Und es ist ja auch so, dass also Ariane Group oder Avio, die die Vega machen, sind ja auch aufgerufen, sich dann daran zu beteiligen. Es ist ja nicht so, dass es dann irgendwie ein Spiel, ein Sandkasten gibt für die einen und irgendwie die Alten, Anführungsstrichen, die müssen dann daneben warten, sondern das ist ja etwas, was. Also idealerweise dem gesamten System eine neue Dynamik geben soll. Und das ist halt die Hoffnung. Und. Und das ist etwas, was tatsächlich aus der nächsten Ministerratskonferenz, die soll 2025 sein, in Deutschland interessanterweise, der genaue Ort ist noch nicht bekannt, tatsächlich beschlossen werden soll.

Tim Pritlove
1:35:26
Denis Regenbrecht
1:36:42

Also bei Ariane 6 würde ich eine vorsichtige Skepsis sagen. Also das ist ja, ich muss da ein bisschen ausholen. Also es ist ja nicht so, dass die Europäer keine Reusability bisher machen oder gemacht haben, weil wir es doof finden. Also es gibt ja genügend durchgeführte Forschungs- und auch Testaktivitäten. Also Themis zum Beispiel ist ja etwas, was auch die ESA macht, was hauptsächlich von Frankreich getrieben ist. Es gibt auch eine Kooperation Frankreich-Deutschland-Frankreich, was Callisto heißt. Also nicht das Problem, sondern der Faktor ist ja eher Reusability, sowohl industriepolitisch als auch finanziell rentiert sich erst ab einer bestimmten Jahreskadenz. Und die ist abhängig von vielen, vielen, vielen Randbedingungen. In Europa sagt man, es würde sich rentieren, wenn man vielleicht so 20, 30 Mal im Jahr fliegt. Weiß ich nicht, vielleicht auch bei weniger. Aber die Kadenz, die Raketenkadenz, die wir jetzt haben mit sechs, sieben Mal, ist etwas, da lohnt sich Reusability de facto nicht. Nicht, weil man guckt sich jetzt an, irgendwie beim letzten Falke-9-Start, das war, glaube ich, das 19. Mal, dass einer von der Erststufe geflogen ist. Jetzt überlegt man sich, okay, Europa hat irgendwie sechs, sieben Mal im Jahr eine Rakete am Fliegen. Ich habe eine Erststufe, die kann ich 19 Mal nutzen, sag mal 21, weil dann kann ich besser teilen. Also ich habe drei Jahre lang keine Produktion. Und ich habe aber trotzdem die Produktionsinfrastruktur, Weil irgendwann muss ich ja wieder was bauen. Und ich hatte ja auch einmal zwischendurch gesagt, dass unser momentanes System sehr infrastruktur- und fixkostenintensiv ist. Und deswegen ist in dieser Art von Denke Reusability macht so keinen Sinn eigentlich. Das heißt nicht, dass wir es nicht können. Und jetzt komme ich auf deine Ariane 6 Frage zurück, wo es auf einmal Sinn machen würde, wäre zum Beispiel die Ariane 6, die hat ja vier Feststoffbooster, also die große Ariane 6. Diese könnte man eigentlich sehr gut durch Flüssigbooster ersetzen und wenn ich jeden dieser Flüssigbooster wiederverwenden würde, dann hätte ich auf einmal auch eine Kadenz von 40, wenn ich zehnmal im Jahr fliege und dann auf einmal würde es schon irgendwie wieder in der Kadenz der Produktion und der Wiederverwendbarkeit auch von den Zahlen her Sinn machen. Und das ist auch etwas, das haben wir jetzt untersucht und da gibt es inzwischen auch Aktivitäten, ob das bei einer Ariane 6 nicht in der mittelfristigen Weiterentwicklung sinnvoll sein könnte. Bei der Erststufe würde ich ganz vorsichtig sagen, nee, weil da endet man die ganze Rakete, dann hätte man direkt eine Ariane 7, definitiv. Aber ich gehe davon aus, dass in der nächsten Generation europäischer Träger das eine Rolle spielen wird. Dann auch wieder, also die Reusability, die ist ja kein Selbstzweck. Also, dass wir es können, bin ich mir ganz sicher. Aber wenn wir jetzt an diese Launcher-Challenge rangehen und an diese vielleicht Umorientierung wieder, wie das System in Europa funktioniert, ist es dann in Zukunft ohnehin jedem, der sich an der Dienstleistungsbereitstellung beteiligen möchte, selbst überlassen zu überlegen, wie seine Rakete aussieht. Und wenn jetzt Firma X sagt, okay, ich biete meine Rakete Reusability an, dann bitteschön. Wir wollen da jetzt als staatliche Seite gar nicht technologische Wege vorgehen. Wir sind da eigentlich vollkommen neutral, was die technologische Lösung angeht. Bei Ariane können wir es noch nicht sein, weil die halt noch zu stark staatlich beeinflusst ist. Also das ist für Ariane-Gruppen momentan natürlich auch nicht ganz einfach, in so einer Phase quasi jetzt, der Herr Scholz sagt, das ist eine Staatsrakete, ist es de facto auch. Und gleichzeitig versucht man parallel neben der Staatsrakete einen Biotop zu schaffen, was die New Space Player irgendwie stärker mit einbezieht. Also das ist momentan eigentlich strategisch eine unserer Hauptaufgaben, um in diesem Spagat irgendwie einen Weg zu finden. Der eine sinnvolle Zukunft gestaltet, ohne jetzt irgendwie schon Kinder mit dem Badwasser auszuschütten oder sich Äste abzusägen, auf denen man sitzt. Also das ist gar nicht so einfach in der aktuellen Situation.

Tim Pritlove
1:41:43
Denis Regenbrecht
1:41:49
Tim Pritlove
1:41:55

So, aber schauen wir nochmal jetzt vielleicht auf die Ariane 6 selber. Was erwartet uns denn jetzt in diesem Jahr als Launcher-Paket, was da in Kuro hingestellt wird? Ich war ja selber vor Ort, schon ein paar Jährchen her, konnte leider den Start selber nicht sehen, zu dem ich eigentlich eingeladen wurde, da gab es viel Pech, aber ich habe den Platz gesehen, als er noch in der Entwicklung war, da musste noch sehr viel Beton vergossen werden. Ist schon irre, mal da gewesen zu sein. Man macht sich keine Vorstellung davon, wie groß das alles ist. Also ein fettes Loch, was da gebuddelt werden muss, um einfach diesen Strahl, der dann nach unten in den Boden geschickt wird, seitlich abzulenken. Das alles muss irgendwie beregnet werden. Riesige Flächen allein, um das Ding anzuliefern, zwischenzulagern etc. Wird sicherlich auch vor Ort gewesen sein, nehme ich mal an, bei dem Startplatz. Also das ist ja ohnehin erstmal das, was als erstes da sein muss. Das macht man sich ja immer nicht so richtig klar. Ich denke immer so, ja, Rakete, klar, stellt man irgendwo hin, fliegt die dann halt los, kennt man ja so aus mit Science-Fiction. Ist ja mitnichten so, sondern eine Rakete ist ja ein System. Ein System, was nicht nur aus der Rakete selbst besteht, sondern aus den ganzen Zulieferkomponenten der gesamten Logistik. Wann wird welcher Teil woher gestellt, zusammengefügt, über den Teich geschickt? Was wird vor Ort produziert? Wir hatten das mit den Treibstoffen. Aber wie muss dann die Rakete gelagert werden? Aber wie wird sie dann eben auch gestartet und kontrolliert? Kontrollzentrum etc. Da hängt ja eine ganze Menge mit dran. Was ist das Gesamtpaket, was uns mit der Ariane 6 jetzt erwartet?

Denis Regenbrecht
1:43:40

Also das Gesamtpaket, also wir gehen jetzt davon aus, dass wir im Sommer, also im Juni, Juli spätestens tatsächlich den Erstflug sehen werden. Bis der stattfinden wird, wird es höchstwahrscheinlich, das ist momentan noch in der Prüfung, in La Bolshausen nochmal einen Test geben für die Oberstufe. Aber da wird gerade geprüft, ob man den nicht weglassen kann, weil die Elemente, die man für den Erststart, braucht, sind eigentlich schon alle durchgetestet deswegen, checkt man da gerade, ob man nicht eventuell bestimmte Tests zusammenlegen kann mit einem Test, das sowieso Ende des Jahres geplant ist, das war wie gesagt gerade in der Überprüfung ansonsten die Stufen, die werden im Februar Europa verlassen. Also die Stufen und Produktionsteile, die die erste Ariane 6, die flugfähig ist, ausmachen werden, die werden im Februar Europa verlassen auf dem Schiff. Das hat man bestimmt auch schon mal gesehen, das ist das mit diesen modernen Segeln. Moderne Segeln? Ja, das ist auch ein kompletter Neubau. Das hat so. Ich weiß gar nicht, ich bin kein Schiffbauingenieur, Aber das hat einen Motor, aber das kann auch mit Segelunterstützung fahren. Aber das sind halt nicht so Segel aus Stoff, sondern das ist so mit diesen rotierenden Röhren, will ich jetzt mal sagen. Aber muss man auf der Ariane-Space oder Ariane-Group-Seite mal gucken, da gibt es auch Bilder, da sind sie auch ganz stolz drum. Das ist auch wirklich ein geiles Ding. Und dann geht das dann dahin, wird entmontiert und dann hoffen wir, dass da irgendwie im Mai, Juni da was auf dem Pad stehen wird.

Tim Pritlove
1:45:34
Denis Regenbrecht
1:45:40
Tim Pritlove
1:45:49
Denis Regenbrecht
1:45:55
Tim Pritlove
1:46:30
Denis Regenbrecht
1:46:35
Tim Pritlove
1:47:56
Denis Regenbrecht
1:48:22

Also man hat ja auch immer das Ding, was Interplanetaren geht, da wird sich das Startfenster schon verbreitern, aber jetzt nicht mega signifikant. Aber man kann halt auch durch eine Wiederzündbarkeit Missionen fliegen und Orbitalplanungen machen, die vorher einfach nicht drin waren. Also das ist ein bisschen schwierig zu erklären, aber es ist zum Beispiel so, dass bestimmte Missionen davon profitieren, performance-mäßig, wenn man sozusagen unangetrieben einmal um die Erde rum ist und dann das Triebwerk nochmal zu zünden. Weil man dann an einem anderen Punkt des Orbits ist und dann sozusagen effektiver diesen Schub nutzen kann. Und bei der Ariane 5 ist es so. Die Oberstufe brennt und die brennt halt durch. Und dann ist das halt rum und dann kann ich dann auch keine Optimierung mehr machen. Und das ist ein Element, was besser ist. Und was auch noch neu ist, ist die Ariane 5 hatte zwei große Booster und die Ariane 6, die vergleichbar mit der Ariane 5 ist, wird vier kleinere Booster haben. Sie kann aber auch nur mit zwei Boostern fliegen, sodass dann die Performance ungefähr der der Soyuz aus Kourou entspricht, sodass dann die Ariane 6, wie es ihr Ziel ist, sowohl die Soyuz ersetzen wird, als auch die Ariane 5 ersetzen wird. Dass der Ersatz der Soyuz momentan noch viel, viel, viel, viel, viel eminenter und wichtiger ist, da hätte man jetzt irgendwie vor ein paar Jahren auch nicht drauf wetten wollen, aber es ist halt ein Element, was wichtig ist, Weil gerade die Galileo-Satelliten für die Navigation und auch die Sentinel-Satelliten von der Kommission, was die ganze Erdbeobachtung angeht, aber auch die ganzen Eumet-Satelliten für die Wetterbeobachtung, die haben eigentlich auf die Soyuz bzw. Dann im Ersatz auf die Ariane 62 gesetzt. Und diese Übergangsphase mit der Verzögerung und jetzt mit dem Wegfall der Soyuz, das hat schon dazu geführt, dass wir uns auch erkennen, da sind wir jetzt auch wieder bei der Grundnotwendigkeit der europäischen Raketen, dass wir jetzt in einer Phase waren, nach dem Überfall der Russen auf die Ukraine, dass wir keine Startdienstleistungen ausreichend zur Verfügung hatten. Ariane 5 war ausgebucht, Ariane 6 gab es noch nicht und die Vega-Rakete, also die kleine Feststoffrakete, kleinere Feststoffrakete ist momentan wegen technischer Probleme gegroundet, sodass wir momentan aktuell in Europa keine Rakete haben. Und was ist das Ergebnis? Wir müssen jetzt in die USA gehen und müssen da Startdienstleistungen einkaufen.

Tim Pritlove
1:51:16
Denis Regenbrecht
1:51:18
Tim Pritlove
1:51:37
Denis Regenbrecht
1:51:44
Tim Pritlove
1:51:47
Denis Regenbrecht
1:51:50
Tim Pritlove
1:51:55
Denis Regenbrecht
1:52:29

Absolut. Aber damit jetzt die Hörer da jetzt nicht irgendwie auf den falschen Gedanken kommen und sich dann sagen, ja, dann hätte man ja auch die Ariane 5 nehmen können. Also das ist die äußeren Ähnlichkeiten und Unterschiede. Also die wirkliche technologische Weiterentwicklung steckt natürlich im System drin. Das kann man von außen nicht so richtig einschätzen. Weil die Ariane 6 ist halt technologisch aus den 2010er Jahren und die Ariane 5 aus den 80er Jahren. Und da hat sich natürlich viel getan. Da sind wir jetzt wieder zurück bei der Software und bei der Avionik. Da hat sich natürlich einiges weiterentwickelt. Das ist komplett ganz andere Architektur. Aber auch die Produktionsprozesse der Triebwerke sind teilweise neu. Da kommt jetzt viel mehr 3D-Druck zur Anwendung. Die Materialien der Tanks sind auch neu. Das war früher nur Aluminium und eine Aluminiumlegierung. Jetzt hat man da Aluminium-Lithium-Legierungen, die sind viel leichter. Und generell, also es ist wirklich, also man merkt schon überall, dass die Zeit nicht stehen geblieben ist und man hat da wirklich überall Sachen drin und auch die Art, wie die Produktion geplant ist. Ich hatte am Anfang gesagt, Ariane 5 ist ja so ein bisschen Manufaktur, und ist Ariane 6 nicht mehr in dem Sinne, dass es tatsächlich nach modernen, Industrialisierungskonzepten ausgelegt, also mit einer Taktstraße, die jetzt nicht unbedingt ist wie, wie, keine Ahnung, bei VW in Wolfsburg. Es ist daran orientiert, wie auch Flugzeuge und sowas gebaut werden. Also es ist nicht mehr irgendwie, hier steht eine Rakete und dann baut man die dann so einzeln auf, sondern es ist tatsächlich, an jeder Station wird was gemacht und wenn es an der Station fertig ist, geht es dann weiter. Was auch dazu führt, dass die Durchgangszeit von Anfang bis zum Ende der Raketenproduktion auch geringer geworden ist.

Tim Pritlove
1:54:29
Denis Regenbrecht
1:55:17
Tim Pritlove
1:56:03
Denis Regenbrecht
1:56:56

Also das geht schon, aber nur bis zu einer bestimmten Grenze. Also die Anlagen, die wir jetzt alle haben und die Produktionsinfrastruktur, die wir jetzt haben, die ist darauf ausgelegt, bis maximal elf im Jahr herzustellen. Und die jetzt geplante Produktionsrate, wir sagen immer im eingeschwungenen Zustand, Geht von neun aus. Also man hat noch so ein bisschen Luft für zwei, vielleicht kann man auch mal zwölf herstellen, aber wenn man jetzt wirklich sagt, okay, die geht wie geschnitten Brot, wir könnten 20 am Stück verkaufen, dann müsste man tatsächlich nochmal Investitionen aufbringen, um zusätzliche Produktionsanlagen zu beschaffen. Das ist eigentlich, also das große Nadelöhr tatsächlich, sind jetzt gar nicht mal so die Stufen, die wir in Europa bauen, sondern das ist tatsächlich die Feststoffproduktionsinfrastruktur in französisch-guianer. Also die Feststoffstufen, die werden in französisch-koreaner direkt gebaut, hat Sicherheitsaspekte, weil man darf so große beladene Feststoffbooster mit dem Schiff gar nicht durch die Welt fahren. Also deswegen hat man sich bei Ariane 5 damals entschlossen, das in Kourou direkt zu machen und das ist dann halt auch, weil es dann die Infrastruktur schon gibt, hat man es dann halt da gelassen. Und wenn man das wollen würde, müsste man da tatsächlich nochmal eine ganze Menge Geld investieren. Man müsste auch in Europa Geld investieren, weil wie gesagt die Schweißanlagen und sowas sind auch ausgelegt auf eine bestimmte Kadenz, aber das Nadelöhr ist tatsächlich die Produktionskapazität der Feststoffgeschichten in Kuru.

Tim Pritlove
1:58:41
Denis Regenbrecht
1:58:46

Man könnte da sicherlich Geld investieren. Das Interessante ist, da kommen wir jetzt wieder auf deine Frage von der Reusability zurück. Da ist jetzt die Frage, ob es nicht eventuell tatsächlich mittelfristig schlauer ist, tatsächlich auf diese Reusable Booster zu gehen. Anstatt dann viele hundert Millionen in Produktionsinfrastruktur von Feststoff zusätzlich ranzugehen. Also das ist dann auch mal so eine Frage, das sind dann Trade-offs, die wir dann auch machen, zusammen mit der Industrie und zusammen mit der ESA. Da gibt es keine richtige und keine falsche Antwort. Was wir machen, das ist ein hochkomplexes System und da gibt es nicht irgendwie die einzig wahre Antwort, weil das hängt immer davon ab, wovon gehe ich in der Zukunft aus, was sind meine Nutzer, was ist die Nachfrage, wie wird sich das entwickeln, wie entwickeln sich Preise für bestimmte Produkte. Feststoff ist zum Beispiel hochgiftig die Verbrennungsprodukte sind schädlich für die Atmosphäre, schädlicher als alles andere, was die Rakete von sich gibt, gibt es da in Zukunft irgendwie einen Drive, dass das aus grünen Gründen nicht mehr gut ist und nicht mehr akzeptiert ist, was ich mir vorstellen kann und das sind alles solche Elemente weswegen es immer relativ einfach die sind ja doof, die machen das alle ganz nicht so schlau, die beeinflussen, was am Ende dann die technische Lösung ist. Von politischen Randbedingungen mal ganz zu schweigen, dass natürlich für die Industriepolitik in Frankreich eine technische Lösung X vielleicht sinnvoller ist als Y in Deutschland oder in Italien. Okay.

Tim Pritlove
2:00:34
Denis Regenbrecht
2:00:44
Tim Pritlove
2:01:01
Denis Regenbrecht
2:01:04
Tim Pritlove
2:02:03
Denis Regenbrecht
2:02:23
Tim Pritlove
2:02:32
Denis Regenbrecht
2:02:35
Tim Pritlove
2:02:38
Denis Regenbrecht
2:02:44
Tim Pritlove
2:03:38
Denis Regenbrecht
2:04:02
Tim Pritlove
2:04:16
Denis Regenbrecht
2:04:48
Tim Pritlove
2:05:07
Denis Regenbrecht
2:05:09
Tim Pritlove
2:06:40
Denis Regenbrecht
2:06:45
Tim Pritlove
2:06:47
Denis Regenbrecht
2:08:06

Dekaden glaube ich nicht. Also was klar ist, wo wir jetzt auch die, also ich in meinem Bereich die meiste Arbeit reinstecken werden, ist natürlich erst mal die Ariane 6 zum Fliegen zu bekommen. Und nach dem Erstflug beginnt ja eigentlich erst die richtige harte Arbeit. Eine Produktionskadenz und eine Startkadenz kontinuierlich so hinzubekommen, dass wir halt auch ein gutes System haben. Und dazu gehört jetzt auch, dass momentan die Diskussionen mit der Industrie am Laufen sind, was die Produktionsverträge angeht in der Industrie. Ersten Phase der kontinuierlichen Produktion. Also wir haben zwei Phasen. Wir haben einmal eine sogenannte Transitionsphase, das sind die ersten 15 Raketen, wo man sozusagen so langsam sich hochfährt und ab Rakete 16, sagt man, sind wir kontinuierlich drin und da finden momentan Gespräche statt zwischen ESA, zwischen uns, zwischen Industriellen, wie diese Phase ausgestaltet wird, vertraglich und auch auch Randbedingungen, das ist etwas, was auf alle Fälle jetzt gerade auf dem Papier steht. Und natürlich ist klar, dass die Ariane 6 bis in die 30er Jahre hinein auf alle Fälle ihre Rolle spielen wird, wenn es nach mir geht, auch darüber hinaus. Dann ist aber auch die Vorbereitung der Zukunft ein Element, was gar nicht so in meinem Bereich hineingehört. Da kümmert sich ja der Kollege drum, von dem ich am Anfang gesprochen habe. Aber natürlich habe ich da auch meine Ideen und kriege da auch was von mit. Wir reden ja auch miteinander. Und da ist natürlich jetzt der erste große Schritt jetzt diese Ausgestaltung der Randbedingungen für das, was wir diese Launcher Challenge nennen. Also das ist ja erstmal eine Idee, aber eine Idee mit bestimmten Umsetzungserwartungen, aber daraus muss man ja auch erstmal ein Konzept und ein Vorgehen machen, was Hand und Fuß hat. Und das ist das, was jetzt auch dieses Jahr tatsächlich uns im gesamten Bereich, aber auch der ESA, sehr viel Arbeit hervorrufen wird, dieses Konzept auch so zu definieren, dass man 2025 auf einer Ministerratskonferenz auch das entscheiden kann und sinnvollerweise dann auch mit einem nicht gerade geringen Geldsummen da reingehen kann. Weil wenn ich Firmen verspreche, dass ich in Zukunft ihre Produkte auf alle Fälle kaufe, dann muss ich auch dafür sorgen, dass ich auch das Geld habe, diese Produkte zu kaufen. Und ich muss ihnen natürlich auch im Rahmen dieser Challenge Co-Financing, ist das richtige Wort, geben, weil das hat die NASA bei SpaceX ja auch gemacht. Und diese ganzen Sachen auszudiskutieren, das ist ja, also wie Deutschland sich das vorstellt, ist das eine. Frankreich mag es anders sehen, Italien mag es anders sehen, die Schweiz mag es anders sehen, am Ende muss es die ESA umsetzen. Und das sozusagen alles so konvergenzmäßig zu haben, dass am Ende alle bereit sind, bei sowas mitzumachen. Da ist noch eine Menge Arbeit, die vor uns steht. Aber das ist aus unserer Sicht zumindest ein Weg, mit dem man die Zukunft sicherlich positiv gestalten kann.

Tim Pritlove
2:11:44
Denis Regenbrecht
2:12:04
Tim Pritlove
2:12:21
Denis Regenbrecht
2:12:28
Tim Pritlove
2:13:21
Denis Regenbrecht
2:13:35
Tim Pritlove
2:13:42
Denis Regenbrecht
2:13:44
Tim Pritlove
2:14:01
Denis Regenbrecht
2:14:06
Tim Pritlove
2:14:14
Denis Regenbrecht
2:14:18
Tim Pritlove
2:14:18
Denis Regenbrecht
2:14:20
Tim Pritlove
2:14:22