Raumzeit
Der Podcast mit Tim Pritlove über Raumfahrt und andere kosmische Angelegenheiten
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RZ113 CERN: Der ALICE-Detektor

Das ALICE-Experiment auf der Suche nach dem Wunderland des Quark-Gluon-Plasmas

Das ALICE-Experiment ist eines der großen Detektorsysteme am CERN in Genf und nutzt den CERN-Beschleunigerring um die Kollision schwerer Ionen zu beobachten. Dabei entsteht ein sogenanntes Quark-Gluon-Plasma, in dem sich Atom zu einem Teilchenbrei vermengen wie man es vermutlich kurz nach dem Urknalls vorgefunden hat.

https://raumzeit-podcast.de/2023/08/02/rz113-cern-der-alice-detektor/
Veröffentlicht am: 2. August 2023
Dauer: 1:42:16


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:34.518
  3. Persönlicher Hintergrund 00:01:51.747
  4. Kollisionsbeobachtung mit ALICE 00:05:35.659
  5. Quark-Gluon-Plasma 00:12:36.547
  6. Funktionsweise des Detektors 00:25:51.767
  7. Ergebnisse 01:02:47.281
  8. Technische Weiterentwicklung 01:05:53.671
  9. Bisherige Forschungsergebnisse 01:13:42.462
  10. Die großen Fragen 01:25:19.678
  11. Der nächste Detektor 01:37:49.905
  12. Ausklang 01:39:39.173

Transkript

Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Die Frage ist, was passiert, wenn ich sehr viel Energie in ein Volumen pumpe, das sehr viel größer ist als ein Proton. Darüber ist noch wenig bekannt. was passiert mit dem Vakuum, wenn ich da sehr viel, sehr sehr viel Energie reinstecke, über ein sehr großes Volumen, groß, wie gesagt, groß im Vergleich zu der Größe eines Protons. Und dann kommen da eben bei einer Proton-Proton-Kollision kommen ein paar hundert Teilchen raus, die erzeugt werden. Bei einer Blei-Blei-Kollision, da habe ich ja, Blei hat 82 Protonen und diese Bleikerne sind völlig nackt. Wir nehmen denen alle Elektronen weg, dass man sie möglichst stark beschleunigen kann. Das heißt, dieser Bleikern ist 82 Plus geladen, der hat die Ladung von 82 Protonen. Und dann kommen noch 126 Neutronen dazu. dann habe ich also 208. Nukleon, also 208 Protonen plus Neutronen, habe ich ein sehr großes System, das kollidiert und da entstehen 20.000 geladene Teilchen, nicht nur ein paar hundert. Und das ist der große Unterschied zu ALICE. Wir müssen bei einer einzigen Kollision eine sehr, sehr hohe Teilchenzahldichte untersuchen können und dafür haben wir einen speziellen Detektor gebaut. Also die Überlegung, was für einen Detektor wir gebaut haben, kommt daraus, was passiert in dieser Kollision. Und es war sehr schnell klar, wenn man am Large Hadron Collider ein Schwerion-Experiment, in dem man Bleikerne kollidiert, bauen möchte, braucht man zunächst mal praktisch die gesamte Physikergemeinschaft, die sich mit so einer Physik beschäftigt. Weil man einfach einen Detektor, weil die Herausforderungen so groß sind auf der Detektorseite, auf der Datenaufnahmeseite vom Rechenanspruch, dass man da praktisch fast alle Physiker, die in dem Feld arbeiten, zusammenbringen muss. Und dann war auch sehr schnell klar, da muss dieser Detektor nicht nur eine Teilmessung machen oder ein ganz besonderes Signal und eine Sonde untersuchen können, sondern sehr breit aufgestellt sein, dass er möglichst alle Signale erkennen kann.

Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Weil man genau neue Eigenschaften sieht. Man sieht dann plötzlich, das muss ich weiter ausholen, die Protonen sind ja keine fundamentalen Teilchen. Elektron ist ein Elementarteilchen, das hat eine Ladung, das hat eine bestimmte Masse, aber Protonen sind ja ausgedehnt, die bestehen selbst noch mal aus Elementarteilchen, das sind die Quarks. Und das ist eben das fundamentale Teil, die Quarks sind Bestand der Bis dahin. Des Standardsmodells der Teilchenphysik und da gibt es sechs verschiedene Quarks. Ich kann mal aufzählen, die Physiker sind nicht besonders innovativ, wenn sie neue Namen geben. Da gibt es einen Up-Quark und einen Down-Quark und daraus besteht unsere gesamte Welt. Ich kann zwei Up-Quarks nehmen und einen Down-Quark, dann habe ich drei Quarks und das ist ein Proton. Ich kann andersherum zwei Down-Quarks nehmen, einen Up-Quark, auch wieder drei Quarks, dann habe ich einen Neutron. Da nehme ich noch das Elektron dazu und damit kann ich vom Wasserstoffatom bis zum Blei oder Uranatom das komplette Periodensystem bauen. Alles zusammenbauen und das ist unsere Welt, aus der wir auch bestehen, wo aus dieser Tisch hier besteht. Und die Natur hat es aber so eingerichtet, dass es noch eine zweite und dritte Generation oder Familie, das sind Synonyme, man kann beides nehmen, sagen, gibt. Und kein Mensch weiß, warum es jetzt eine zweite und eine dritte Generation gibt. Es gibt auch genau drei, auch das wurde am LAC untersucht, auch bei anderen Beschleunigern. Gibt es denn nicht noch eine vierte, fünfte, sechste Familie? Gibt es nicht. Zumindest nicht bei den Energien, die uns momentan zur Verfügung stehen. Und das ist eines der großen Rätsel im Standardmodell der Deutschmusik. Warum gibt es drei Familien und genau drei und nicht mehr und nicht weniger? So und dann kommen wir zur starken Wechselwirkung. Die Protonen, diese Quarks, werden zusammengehalten von der starken Wechselwirkung. Wir kennen ja aus der Schule, aus dem Alltag, die elektromagnetische Wechselwirkung, elektrische Ladungen, magnetische Felder. Wir kennen die Schwerkraft, die, die Gravitation, die hat gespielt keine Rolle im Standardmodell der Teilchenphysik, die wird nicht berücksichtigt. Aber es gibt noch zwei im Standardmodell, zwei weitere mikroskopische Kräfte, das ist die schwache Kernkraft oder die schwache Kraft, Die ist zum Beispiel dafür verantwortlich, dass ein Neutron zerfällt in ein Proton und ein Elektron und ein Neutrino. Und dann gibt es noch eine Kraft, das ist eben die starke Kraft. Und diese beiden Kernkräfte haben sehr kurze Reichweiten. Wir wissen ja von der elektromagnetischen Wechselwirkung, die geht unendlich weit. Oder wir sehen, wir spüren die Schwerkraft der Sonne, die 150 Millionen Kilometer von uns entfernt ist, spüren wir, weil die Erde sich eben um die Sonne bewegt. Und diese Kernkräfte haben sehr, sehr kurze Reichweiten, also sehr viel kleiner als die Größe von einem Atom. Deshalb sind die so schwierig zu sehen.

Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Ah ja, das ist eine interessante Frage, das war in den 1960er Jahren, hat man die Struktur von einem Proton oder auch von Atomkern untersucht, mithilfe von Elektronenstreuung. Das Elektron ist ja ein Elementarteilchen, das hat selbst keine Struktur, das hat also keine Breite, keine Höhe, keine Länge. Es hat keine Dimension. Es ist punktförmig nach allem, was wir wissen. Wir haben noch nie festgestellt, dass das Elektron noch eine Unterstruktur hat und irgendwie ausgedehnt ist. Zumindest mit der experimentellen Auflösung, die wir heute erreichen, die mehr als tausend Mal besser ist als die Größe vom Proton. Also ein Elektron ist punktförmig im Standardmodell. Und mit diesen Elektronen, die hat man auf Protonen geschossen und aus dem gestreuten Elektron dann über die Struktur des Protons einen Aufschluss erhalten. Das kann man sich vorstellen, wie wenn die Leute ein Einzelspalt-Experiment kennen. Wenn ich mit Licht auf eine Struktur leuchte, sehe ich, wenn die Lichtwelle ungefähr die Größe hat von dem Spalt oder von dem Teilchen, das ich untersuche, dann sehe ich Beugungseffekte. Dann sehe ich eben nicht nur Licht und Schatten, sondern ich sehe Beugungseffekte im Licht. Und daraus kann ich auf die Größe des Deichens schließen. Das hat man gemacht mit Elektronen, also mit Materiewellen. Die Materiewellen haben sehr viel kürzere Wellenlängen als normales Licht, das uns zur Verfügung steht. Und dann hat man nicht nur das Licht gebeugt, man hat auch, das nennen die Physiker, inelastische Kollisionen gemacht. Das hat man mit sehr hohen Energien auch wieder an einen Beschleuniger, der damals die höchsten Energien zur Verfügung gestellt hat, mit Elektronen, die viel Energie hatten, auf den Proton geschossen und aus diesem Streumuster schließen können, dass hier Elementarteilchen mit einer bestimmten Ladung im Proton sind, genauso wie Radaford das vor über 100 Jahren mit am Goldkern gemacht hat mit Alpha-Teilchen. Er hat also ein Streuexperiment gemacht bei hohen Energien und dann gesehen, aha, die Proton haben noch eine innere Struktur.

Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Also sozusagen so ein Blick in den Urknall, könnte man fast sagen. Ich meine, die ganze Urknalltheorie ist ja wirklich bestechend, weil sie ja in gewisser Hinsicht viel von dem erklärt, was wir heute sehen und dieses Gedankenexperiment, quasi das Universum in der Zeit rückwärts laufen zu lassen, hat ja schon zu so einigen Vorhersagen geführt. Und wenn man sich mal vorstellt, heute haben wir halt so ein sich ausdehnendes Universum und wir falten das jetzt sozusagen wieder zusammen, dann wird's halt erstmal kleiner und langsamer, jetzt wird's ja immer schneller, Es wird kleiner, langsamer, verdichtet sich irgendwann, man hatte dann, jetzt hab ich die Zahl vergessen, an bestimmten Zahl von Jahren nach dem eigentlichen Knall diesen Moment, wo alles soweit sich aufheizt, also normalerweise die Abkühlung jetzt heizt sich auf, dass gar kein Licht mehr frei fließen kann und das ganze Universum sozusagen undurchsichtig wird. Und wenn man es jetzt immer weiter komprimiert und die Temperatur immer weiter zunimmt, sind halt also all diese ganzen Strukturen, wie wir sie heute kennen, so gar nicht mehr da und alles besteht eigentlich nur noch aus so einer Suppe aus Elementarteilchen, in diesem Zustand der totalen Hitze nicht in der Lage sind, sich zu verbinden. Aber in dem Moment, wo man alles expandiert und sich abkühlt stellen sich sozusagen diese Verbindungen her und mit die erste Verbindung, die sich herstellt ist sozusagen, dass die Quarks durch diese Gluonen zusammengehalten werden und sich damit überhaupt erst Protonen bilden, die dann später zu Atomen werden.

Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Ja, also so ein Teilchen, wenn es aus der Kollisionszone kommt, jetzt sagen wir die Bleikerne stoßen zusammen und dann, unser Detektor sitzt ja praktisch senkricht zur Strahlrichtung. Das Strahlrauer ist ja gerade in der Kollisionszone. Natürlich ist der Ladschadonkollein ein Ring, aber entlang der Kollisionszone ist das gerade. Und um diese Kollisionszone herum bauen wir den Detektor. Jetzt wird ein Teilchen in der Kollision, in diesem Ultrahochwakuum erzeugt. Dann macht sich das auf den Weg zu unserem Detektor. Das Erste, was es sieht, ist das Strahlrohr. Das muss ja durch das Strahlrohr durch. Im Strahlrohr ist Hochvakuum. Außerhalb vom Strahlrohr ist normaler Druck. Da können wir beide hingehen und uns den Detektor angucken und den reparieren oder was Neues einbauen. Das heißt, es muss erst durch das Strahlrohr durch. Und was wir, speziell in ALICE, aber das machen auch die anderen Experimente, tun ist, wir wollen möglichst niederenergetische, wir wollen möglichst alle Teilchen nachweisen. Das heißt, wir wollen die messen, aber möglichst wenig stören. Jede Materie, die das Teilchen auf dem Weg zum Detektor und Limit-Detector durchdringen muss, stört das Teilchen. Das verliert Energie, das weicht ein bisschen von seiner Bahn ab, die es ursprünglich hatte. Also wir versuchen möglichst minimalinversiv die Teilchen nachzuweisen. Jetzt geht das durch das Strahlor durch. Das heißt, allein das Strahlor ist schon ein Hightech-Ausrüstungsgegenstand. Das wird aus extrem stabilen und leichtem Material gebaut, aus Beryllium. Dass eben die Teilchen möglichst wenig gestört werden. Allein das Strahlor kostet schon eine Million Schweizer Franken. Und das ist sehr, sehr brüchig. Das heißt, wenn wir den Detektor upgraden oder erarbeiten, nehmen wir das Strahlor raus oder schützen es so, dass wenn einer mit dem Helm dran stößt oder aus Versehen da drankommt, dass das nicht kaputt geht.

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Ganz genau. Das ist der große Vorteil von der Zeitprojektionskammer. Ich habe da auch keine toten Zonen. Ich bin aktiv im gesamten Gas. Also noch mal das geladene Teilchen geht durchs Gas, ionisiert diese Gasatome, also schlägt Elektronen raus, entlang seiner Teilchenspuren. Jetzt habe ich entlang dieser Spur überall Elektronen. Jetzt lege ich ein elektrisches Feld an und zwar auch wieder in Richtung der Strahlaxe. Das heißt, diese Teilchenspur wird dann, diese Elektronen werden dann Richtung Endkappe beschleunigt. Das ist so, wie wenn ich in den Himmel schaue und sehe ein Flugzeug, ein schweres Flugzeug mit Jetantrieb. Dann kann ich gucken, im Himmel habe ich Kondensstreifen. Und auch wenn das Flugzeug schon lange weg ist, kann ich immer noch sagen, welchen Weg das Flugzeug genommen hat, indem ich den Kondensstreifen anschaue. Und bei uns im Detektorgas ist das die Ionisationsspur. Das ist einfach diese Wolke von Elektronen, die entlang der teilschen Spuren entstehen. Und jetzt kann ich da natürlich nicht mit dem Auge reingucken. Ich nehme ein elektrisches Feld und die Elektronen werden dann in Richtung Endkappe. Die gesamten Elektronen entlang der teilschen Spur werden in Richtung meiner Endkappe über eine Distanz von 2,50 Meter transportiert und kommen dann an der Endkappe an. Und da habe ich dann wieder Auslesesegmente, die eben diese auftreffenden Elektronen detektieren und das ist segmentiert in der Art und Weise, dass ich eben an dieser Endkabel 100 bis zu 159 Segmente habe, die diese ankommenden Elektronen detektieren.

Tim Pritlove
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Noch nicht. Da gibt es noch die einzigen Teilchen, die noch durchkommen, sind die Myonen, die schweren Elektroden. Die deponieren eben ihre Energie nicht in einem Kalorimeter. Die gehen quasi durch alles durch. Man kann die Spur sehen durch den Siliziendetektor, durch die Zeitprojektionskammer. Die machen ein Signal im Flugzeitdetektor und die werden nicht im Kalorimeter gestoppt. Das liegt einfach daran, dass die so hohe Masse haben. Die sind nicht stark wechselwirkend, die werden also nicht in einem hadronischen Kalorimeter gestoppt. Die sind zwar Leptonen, aber dadurch, dass die so viel Masse haben, das Elektron macht dem elektromagnetischen Kalorimeter Bremsstrahlung. Und die Bremsstrahlungsphotonen machen dann wieder Elektronen-Positron-Paare und die Elektronen-Positron-Paare machen wieder Bremsstrahlung. Und so geht das unendlich weiter. Es bildet sich also ein Schauer, das ist ein elektromagnetischer Schauer, aus Bremsstrahlungsphotonen und Elektronen-Positronen. Das Myon macht das nicht, weil das so viel schwerer ist. Das heißt, das geht einfach durch. Wir sehen sogar Myonen von der kosmischen Strahlung bei uns im ALICE, obwohl wir von 30 Metern Fels geschützt sind vor der kosmischen Strahlung. Also die Elektronen gehen durch alles durch und wir haben speziell jetzt nicht in dieser Zylindergeometrie, also senkrig zur Strahlaxe, aber parallel zur Strahlaxe oder unter Vorwärtswinkeln haben wir noch einen Myon-Spektrometer. Da machen wir genau das gleiche. Da steckt ein sieben Meter langer Absorber aus Eisen und Stahl und der filtert alles raus. Nur die Myonen kommen hinten an und dann stellt man da ein paar Kammern auf, die eben die Teilchenspuren messen. Und dann weiß ich, da können nur Myonen durchgekommen sein.

Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Ja, das ist eine gute Frage. Also schon vor 30 Jahren war schnell klar, habe ich erzählt, dass man ein relativ schwaches, aber großvolumiges Magnetfeld braucht. Das haben wir. Das haben wir sogar geerbt vom Vorgängerexperiment. Da haben wir Kosten gespart. Und dass das zentrale, das Herzstück eine Zeitproduktionskammer ist, das hat sich auch nicht geändert. Das ist im ersten Design drin. Und dass man bei inneren Radien einen Silizium-Detektor hat, auch das hat sich nicht geändert. Und dann, das war sehr schnell klar, dass man den Doktor so bauen muss, um das die Ziele zu erreichen, die man hat. Dann das erste Upgrade war, der Myon-Arm kam später hinzu, das war aber, das muss ich erzählen, 1993 hat dann sich eine sogenannte Proto-Kollaboration geformt. Das waren also eine Reihe von Wissenschaftlern, die haben gesagt, wir studieren das, wir untersuchen, welchen Detektor wir brauchen und kamen dann sehr schnell mit diesem Konzept von einem solenoiden Magneten in der Zeitprojektionskammer und einem inneren Siliziumdetektor und hat dann im Jahr 1993 einen Lettow-Intent vorgestellt, also die Absicht, so einen Detektor zu bauen, um diese Physik des Quark-Clone-Plasmas zu adressieren am Large Hadron Collider, in dem man das ausnutzt, dass da auch Bleikerne beschleunigt werden können. Und das wird begutachtet. Es gibt ein Komitee, das ist das LHC-Komitee, LHCC, und das besteht aus Experten und die schauen sich an, diese Vorschläge, die Gruppen machen, welche Direktoren gebaut werden sollen und dieses Das Komitee berät direkt den Generaldirektor oder die Generaldirektoren am CERN. Und die haben eben diesen Letter of Intent, den wir am 1. März 1993 eingereicht haben, gesagt, okay, das finden wir gut, macht weiter. Also wir haben eine positive Bewertung bekommen. Und dann kam 1995 der Muonarm dazu. Das waren eben Leute, die schon früher am CERN, am kleineren Beschleuniger, am SPS, am Superproton-Synchrotron, Muon nachgewiesen haben, eben genau um den Zerfall von Teilchen mit schweren Quarks. Und die haben gesagt, wir machen da auch mit, wir bringen einen neuen Detektor mit, wir wollen einen neuen Detektor bauen, die sind Myonarm. Das war also das erste Upgrade sozusagen 1995, das war aber weit vor der ersten Konstruktion. Dann kam, ich glaube, der erste, das ist fair zu sagen, der erste Upgrade-Detektor war dieser Übergangsstrahlungsdetektor, das ist ein Beitrag der deutschen Gemeinschaft und anderen Ländern, Russland und Rumänien, die dann gesagt haben, okay, zwischen der Zeitprojektionskammer und dem Flugzeitdetektor, da ist noch eine Lücke, radial, Und da bauen wir diesen Übergangsstrahlungsdetektor ein, dass wir diese Elektronen und Positronen selektieren können. Den haben wir 2008 eingebaut, also die ganze Konstruktion. Das war noch mit der Konstruktion des ersten Detektors. Und was wir jetzt gemacht haben, das war im Jahr 2019, 2021, war eine lange Betriebspause des Large Hadron Colliders. Da wurde auch der Beschleuniger konsolidiert, das heißt verbessert. Dinge, die nicht so gut funktioniert haben, wurden verbessert. Es wurden neue Instrumente eingebaut. Das kann wahrscheinlich der Manfred Kramer dir besser erzählen. Diese zweieinhalb Jahre haben wir genutzt, um unseren Detektor massiv zu erneuern. Wir haben den gesamten Silicon Detektor komplett rausgenommen und haben jetzt diesen hochgranularen Pixel-7-lagigen Pixeldetektor eingebaut. Wir haben die Zeitprojektionskammer, die gesamte Auslöseelektronik erneuert, was 90 Mannjahre an Arbeitsleistung ist. Also wir haben praktisch auch diese Zeitprojektionskammer praktisch neu gebaut. Da ist nur diese mechanische Struktur, die auch das elektrische Feld, diese 100.000 Volt, zur Verfügung stellt, die ist geblieben und die gesamte Elektronik ist neu. Und das ist eben geschuldet, dass es eine neue Technologie gibt für den Silizium-Detektor. Das haben wir entwickelt in ALICE. Das ist der L-Pite Pixel-Chip. Wir mussten die Elektronik verbessern, damit wir diese 50.000 Kollisionen pro Sekunde mit der Zeitprojektionskammer instand halten können. Es war nicht klar, ob das vor 10, 12 Jahren funktioniert. Das war wirklich eine jahrelange Entwicklung von neuer Technologie. Da haben wir ein optimales Setup gefunden, wie wir diese Auslöse bauen können. Und das funktioniert.

Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Also die erste Frage, was man sich stellt, wie hoch ist die Temperatur von dem Ding, von dem Medium, das wir erzeugen? Und die Temperatur kann man messen, indem man sich die Lichtteilchen anschaut, die Sonne. Hat eine Temperatur in der Oberfläche von 6.000 Kelvin, 5.700 Grad Celsius. Und wenn ich einfach das Spektrum des Lichts anschaue, das hier auf der Erde ankommt, kann ich sofort auf die Temperatur der Oberfläche der Sonne schließen. Salopp kann man sagen, man schaut sich das Spektrum, man schaut sich an, wie viel kommt von der Farbe Grün an, wie viel kommt von der Farbe Rot an, wie viel kommt von der Farbe Blau an. Und dann habe ich, was die Physikern Plank-Spektrum nennen. Das hat die meiste Farbe, die die Sonne ausstrahlt, ist tatsächlich grün und dann kann ich sofort, das Planck Spektrum hat nur ein Parameter, das ist die Temperatur, kann ich sofort die Temperatur bestimmen und so machen wir das auch. Jetzt habe ich gesagt, die Sonne ist 6000 Kelvin heiß. Unser Medium ist 2 Billionen Kelvin oder Grad Celsius heiß. Das heißt, diese Wellenlänge verschiebt sich von dem optischen Spektrum, das unsere Sonne aussendet, in die harte Röntgenstrahlung. Also diese Photonen, die Lichtteilchen, die haben Milliarden von Elektronenvolt. Unser optisches Licht hat einen Elektronenvolt etwa. Und wenn man dieses Photon nachweist, also dieses Licht, das von der elektromagnetischen Strahlung des Quarkplasmas kommt, dann kann man die Temperatur bestimmen. Wir haben eine erste Messung, die ist noch nicht besonders genau. Wie gesagt, diese Photonen und Elektronen, das sind ganz seltene Teilchen, die muss ich da rauspicken auspicken, aus meinen zigtausend geladenen Teilchen oder anderen Teilchen, die da entstehen. Und dann gibt es noch andere Untergrundquellen, die auch Elektronen, Positronen oder Photonen erzeugen. Also ich will sagen, das ist eine sehr schwierige Messung, die sehr aufwendig ist, die sehr lange braucht, weil man sehr lange Daten nehmen muss, um das Signal zu extrahieren. Und da sehen wir, dass wir deutlich drüber sind über dieser Temperatur, die es braucht, um so einen Quarkblumenplasma zu erzeugen.

Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Nein, das ist eine gute Frage. Was wir nicht haben ist eine Smoking Gun. Eine Smoking Gun ist, wenn ich einen abschieße und dann raucht mein Colt noch, dann weiß jeder, Der hat es getan. Das gibt es halt bei uns nicht. Und das liegt daran, wir versuchen nicht ein einzelnes Teilchen nachzuweisen, das zu rekonstruieren. Wir haben ein System, das aus sehr, sehr vielen Teilchen besteht, der sich sehr stark ausdehnt, dass der starken Wechselwirk unterliegt. Und da habe ich kollektive Phänomene und es gibt nicht ein einziges Signal, wo dann sofort alles klar ist, sondern man muss das beschreiben, dass das konsistent ist. eine Temperatur, die weit drüber ist. Auch bei den Hadronen können wir die Temperatur nachbestimmen. Wenn ich jetzt das weiterdenke, wenn ich Hadronen messe, also Pion, Proton, Kaon und so weiter, die sollte es ja nicht geben, wenn ich diese kritische Temperatur überschreite. Die sollten ja alle geschmolzen sein, weil ich da nur noch Quarks und Glon habe. Und genau das beobachten wir. Aber irgendwann hat sich das System so weit ausgedehnt, abgekühlt, dass wieder alles in normale Teilchen zerfällt. Und wir beobachten auch bei den stark wechselwirkenden Teilchen, dass die eben genau diese Grenztemperatur erreichen. Drüber könnten wir sie nicht beobachten, weil sie nicht existieren. Also die scheinen genau an der Phasengrenze, wo dieses Quark-Gluon-Plasma sich so stark abgekühlt hat, dass es wieder in normale hadronische Materie zerfällt. Und diese Hadronen, die wir beobachten, haben genau diese Grenztemperatur. Dann sind es andere kollektive Effekte. Wir sehen, wie stark das Medium expandiert. Was eine Entdeckung war, dass die schweren Quarks sehr viel Energie verlieren. Ich habe also eine Farbladung, das ist alles starke Wechselwirkung. Ich habe ein schweres Quark, ein Charmquark, das propagiert in diesem Medium und das verliert sehr viel Energie. Und das ist heute noch schwierig zu beschreiben für die Theorie, warum so schwere Quarks so viel Energie verloren im Quark-Gluon-Plasma.

Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
1:19:45
Kai Schweda
1:19:55

Ja die Theorie ist eben schwierig. Ich habe versucht das mit der Schneefocke zu erklären. Wenn ich ein Einzelsteilchen isoliert betrachte, kann ich das sehr gut beschreiben theoretisch. Ja, also das Quark-Klonen-Plasma ist ein Teil von ALICE. Wir können mit diesen Kollisionen viel, viel mehr machen. Das tun wir auch. Das ist eine fantastische Teilchenquelle, ein Quark-Klonen-Plasma. Da kommen alle möglichen Teilchen raus, die es gibt. Die werden alle thermisch gekocht. Die springen da alle raus. Wir können zum Beispiel auch nach Antimaterie schauen, weil es wird genauso viel, die Energien sind so hoch beim Ladschadon-Kollider, dass wir genauso viel Materie wie Antimaterie erzeugen. Also es gibt aus den Kollisionen kommen genauso viel Proton raus wie Antiproton und es gibt noch andere Teilchen. Und zum Beispiel Anti-Alpha-Teilchen. Rutherford hat ja damals das Alpha-Teilchen genommen. Das ist ein Heliumkern, zwei Protonen, zwei Neutronen. Und dazu gibt es auch ein Anti-Teilchen, das wurde schon entdeckt. Das besteht aus zwei Antiprotonen, zwei Antineutronen. Und jetzt können wir diese Teilchen untersuchen und schauen, haben die genau die gleiche Masse, das Teilchen und das Antiteilchen. Das ist eine fundamentale Vorhersage von jeder Theorie im Standardmodell der Teilchenphysik, dass Teilchen und Antiteilchen gleich schwer sind und gleiche Lebensdauer haben. Wenn das nicht so wäre, hätten wir eine große Krise in der theoretischen Physik. Also niemand glaubt das. Das heißt aber, wir müssen das testen. Und das können wir in ALICE, wenn wir das testen mit den Daten, die wir jetzt die nächsten zehn Jahre nehmen. Wir nehmen deutlich mehr Daten. Wir haben jetzt letztes Jahr, im ersten Jahr schon in Proton-Proton-Kollisionen, 300 Mal mehr Daten aufgezeichnet, als wir die ganzen zehn Jahre davor aufgezeichnet haben. Nur um so einen Geschmack dafür zu kriegen, welche irren Datenraten unser Detektor jetzt verdauen kann. Und da wollen wir zum Beispiel diese Teilchen-Antiteilchen-Symmetrie untersuchen für Anti-Alpha-Teilchen.

Tim Pritlove
1:22:26
Kai Schweda
1:22:44
Tim Pritlove
1:23:34
Kai Schweda
1:23:48

Zum Beispiel die Teilchen haben eine bestimmte Lebensdauer und wir können, weil unser Detektor so präzise ist, zum ersten Mal werden ja alle möglichen Teilchen erzeugt bei uns in dieser Bleiblei-Kollision. Wir können dann Teilchen mit sehr hoher Genauigkeit, deren Masse oder Lebensdauer auch messen. Wir haben jetzt gerade das Lambda-Baryon untersucht. Das ist ein Neutron, wo ich ein leichtes Quark rausnehme und dafür ein bisschen schwereres, das Strange-Quark, reintue. Und diese Lebensdauer hat eine bestimmte experimentelle Präzision und wir haben das um einen Faktor 3 verbessert. Also man weiß jetzt auch dreimal mehr, welche Lebensdauer dieses Lambda Teilchen hat. Das kann man jetzt in einen Kernverband einbauen, in einen Deuteron zum Beispiel. Und da gab es 50 Jahre lang Spekulationen, ob das, wenn das jetzt dieses Lambda Baryon gebunden ist, also ein Neutron mit einem schweren Quark, einem Strange Quark, ob das dann die Lebensdauer beeinflusst. Und da gab es die letzten 50 Jahre viele, viele Experimente, die was gesehen haben, die keinen Unterschied gesehen haben und das haben wir jetzt auch entscheidend beantwortet, die Frage. Dieses Lebensdauer ist die gleiche im Kernverbund von einem Deuteron wie für ein Freies Lambda-Teilchen. Also es sind einfach Präzisionsmessungen, die gehen dann auch in die Bibel der Teilchenphysik ein, weil alle Teilchen, die man kennt, sind gelistet in einem Particle Data Book. Das wird jedes Jahr auf den neuesten Stand gebracht und da haben wir als eine Messung beigetragen, die dreimal genauer ist als alle anderen Experimente zuvor.

Tim Pritlove
1:25:20
Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Ja, also wenn du mich fragst, das ist aber meine persönliche Meinung, dunkle Materie ist eine Umschreibung für unsere komplette Unkenntnis, für was das ist. Ich glaube das ist ganz okay. Es gibt ja auch Leute, die versuchen die Gleichung der Gravitation so zu ändern, dass man gar keinen neuen Materieterm findet, aber das hat eigene Probleme. Also, das Standardmodell der Teilchenphysik, das hat was dazu zu sagen, nicht das Standardmodell, sondern die erste, die minimale supersymmetrische Erweiterung. Das heißt, das hat man ja bevor der LHC angeschaltet wurde, gab es ja große Hoffnung, dass die sogenannte Supersymmetrie verwirklicht ist in der Natur. Das heißt, es gibt also eine Theorie, die sagt, okay, für alle Teilchen, die wir jetzt im Standardmodell haben, gibt es ein korrespondierendes supersymmetrisches Teilchen, das viel schwerer ist. Zum Beispiel gibt es zum Elektron ein s-Elektron. Oder zum Neutrino gibt es ein Neutralino. Also man verdoppelt den Teilchen so, der Elementarteilchen. Die müssen viel schwerer sein, sonst hätten wir sie schon gesehen. Und das war die große Hoffnung, als der Large Hadron Collider losging. Bisher hat man noch keine gesehen. Und ich glaube die Hoffnung ist ein bisschen am schwinden. Deshalb gucken wir trotzdem danach. Und was wir gemacht haben in ALICE ist, wir können dazu einen wichtigen Beitrag liefern. Zum Beispiel das Experiment EMS, das Alpha Magnet Spektrometer, das auf der internationalen Raumstation Daten nimmt. Das guckt zum Beispiel nach Anti-Kernen, zum Beispiel nach Anti-Helium-3-Kernen. Zwei Antiprotonen, ein Antineutron. Und dann ist die Frage, die haben noch keinen, zumindest nicht veröffentlicht, nachgewiesen. Wenn die jetzt Anti-Helium-3 sehen, also ein Anti-Kern, recht schwerer, schwerer als das Proton zum Beispiel. Immer noch ein leichter Kern, okay. Dann ist die Frage, wo kommt das her? Und das könnte zum Beispiel von Prozessen kommen, von einem supersymmetrischen Teilchen, dem Neutralino. Das Neutralino ist elektrisch neutral, nimmt also nicht an der elektromagnetischen Wechselwirkung teil. Es ist das leichteste supersymmetrische Teilchen. Das heißt, alle anderen Teilchen müssen irgendwann in Richtung dieses Neutralinos zerfallen sein. Die wurden am Urknall entdeckt, erzeugt und das Neutralino ist stabil. Das heißt, es kann auch nicht in Standardmodellteilchen zerfallen. Das heißt, wenn es die wirklich gibt und das ist der Ansatz dunkler Materie mit der Teilchenphysik zu erklären, Dann wurden die möglicherweise beim Urknall erzeugt und bevölkern zum Beispiel den Balg unserer Galaxie. Und es stellt sich heraus, die Neutralinos sind auch ihr eigenes Antiteilchen. Das heißt, die zerfallen zwar nicht, wenn ich aber viele Neutralinos habe, kannst du mir noch folgen, dann können die sich miteinander vernichten und würden auch schwere Antikerne erzeugen. Das heißt also ein Antihelium-3-Kern im Weltall wäre ein Signal für die Vernichtung von zwei supersymmetrischen Teilchen, die Kandidaten für dunkle Materie sind. Und wir haben bestimmt, wenn dieses Teilchen irgendwo weit weg von uns in der Galaxie erzeugt wird, ob das überhaupt bei der Internationalen Space Station ankommen würde. Also wir haben mit diesen Antihelium-3-Kernen, die aus unserem Quark-Lum-Plasma kommen, haben wir bestimmt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass so ein Teilchen absorbiert wird auf seinem Weg vom Balg der Galaxie bis zur Internationalen Space Station. Wir haben festgestellt, dass unsere Galaxie recht transparent ist dafür. Also drei Viertel aller Antihelium-Dreikerne kommen noch an, wenn es die gibt. Wenn es die gibt, also wenn AMS das sieht, wäre das ein wunderbares Signal.

Tim Pritlove
1:34:14
Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
1:36:06

Ja, die Frage ist, als man nur Protonen und Neutronen kannte, da haben die Herren Oppenheimer und Volkow schon in den 1930er Jahren gezeigt, Man nimmt einfach die Kernmaterie, die Eigenschaften, wie stark lässt sich Kernmaterie komprimieren. Und irgendwann, die Kernmaterie zieht sich natürlich an, aber irgendwann stoßen die zusammen und dann kann man die nicht weiter komprimieren. Und das ist das, was einen Neutronenstern stabilisiert gegen den gravitativen Kollaps. Also der Neutronenstern hat ja 1,5 Sonnenmassen oder so, also im Bereich der Sonnenmasse. Und wenn die Kernfusion beendet ist, gibt es keinen thermodynamischen Druck, der diesen gravitativen Kollaps auffällt. Das heißt, der Stern fällt in sich zusammen, aber die Kernmaterie stabilisiert, die Inkompressibilität der Kernmaterie stabilisiert diesen Neutronenstern. Und die Herren Oppenheimer, Volkow und Tolman, denke ich, die haben einfach sich die Struktur der Kernmaterie hergenommen und gesagt, Okay, maximal kann ich mit gewöhnlicher Kernmaterie Neutronensternen bis 1,8 Sonnenmassen stabilisieren. Wenn der schwerer ist, kollabiert der und wird zum schwarzen Loch. Jetzt hat man vor zehn Jahren gefunden, es gibt Neutronensterne, die haben ein bisschen mehr Masse. Und die Frage ist, was verhindert, dass diese Neutronensterne in sich zusammenstürzen und ein schwarzes Loch binden? Was stabilisiert die gegen den Kollaps? Und das können nicht nur Neutronen und die Neutronen sein. Das kann ein Quarkblumenlastmal sein oder nur die Quarks, dass man eben keine Neutronen hat, sondern so eine Quarksuppe im inneren Kern von den Neutronen schneiden. Ist aber alles spekulativ.

Tim Pritlove
1:37:45
Kai Schweda
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Tim Pritlove
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Kai Schweda
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Tim Pritlove
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