Die Vorbereitungen für das Wiedereintauchen des ausgedienten Satelliten ROSATs in die Erdatmosphäre
Für den in der letzten Raumzeit-Ausgabe ausführlich behandelten Satellit ROSAT steht in den kommenden Wochen der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre bevor. Der nicht mehr steuerbare Satellit wird zum allergrößten Teil verglühen, es muss aber damit gerechnet werden, dass bis zu 30 einzelne Trümmerteile die Erdoberfläche erreichen könnten.
Rund um den Wiedereintritt gibt es viele Fragen, die wir in dieser Ausgabe behandeln möchten. Nach aktuellen Berechnungen steht der Wiedereintritt des ROSAT-Satelliten in die Erdatmosphäre für Ende Oktober 2011 an.
Dauer:
Aufnahme:
Manuel Metz Raumfahrtmanagement, DLR |
Im Gespräch mit Tim Pritlove erläutert Manuel Metz vom DLR-Raumfahrtmanagement in Bonn die speziellen Umstände des Wiedereintritts des Satelliten und welche Maßnahmen seitens DLR, ESA und anderer Organisationen ergriffen werden, um den Satelliten zu beobachten und den mutmaßlichen Eintrittsort möglichst zeitnah zu berechnen – und warum schwer zu kalkulierende Faktoren wie die Sonne dies zu einer Herausforderung machen.
Themen: Weltraumschrott; Verlangsamung von Umlaufbahnen durch die Atmosphäre; Änderung des Abbremsverhaltens durch Sonneneinstrahlung; ursprünglicher ROSAT-Orbit; Zusammensetzung des ROSAT; Hitzebeständigkeit des ROSAT-Spiegels; Reentry-Kampagne des IADC; Berechnung des Absturzweges; Beobachtbarkeit des Satelliten; Verzögerungskräfte beim Eintritt in die Atmosphäre; Beständigkeit von Materialen und aufgefundene Überreste von Missionen.
Links:
- RZ: RZ023 ROSAT
- DLR: ROSAT
- DLR: FAQ ROSAT
- DLR: Der Wiedereintritt des Rosat-Satelliten und die Risiken
- DLR: Raumfahrtmanagement
- DLR: Institut für Technologie für Raumfahrtsysteme und Robotik
- ESA: Space Debris Office (ESOC)
- RZ007 Weltraumschrott
- WP: Sonnenwind
- WP: Ultraviolettstrahlung
- WP: Bahnneigung (Inklination)
- WP: Zerodur
- WP: Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff (CFK)
- WP: Europäisches Raumflugkontrollzentrum (ESOC)
- WP: Technische Universität Braunschweig
- Inter-Agency Space Debris Coordination Committee
- Space Observation Radar TIRA
- DLR: Bodenstation Weilheim
- WP: Automated Transfer Vehicle (ATV)
- WP: Trajektorie
Pingback: ROSAT kommt? | Die Hörsuppe
Und schon wieder ein wahnsinnig interessanter Beitrag. Die Länge sei angesichts des eingegrenzten Themas verziehen. 😉
Die Interviews würden etwas gekürzt auch ein hervorragendes Abendprogramm bei einem Radiosender abgeben!
Macht weiter so!
Hey Tim,
Echt Klasse deine Arbeit nur weiter so 😉
Aber wieso kommen keine neuen folgen mehr? 🙁
Ich würde mich freuen endlich mal wieder ein paar neue
Folgen zu sehen/hören !
Gruß eines treuen hoerers 😉
Marco w.
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Ich finde dieses ständige verharmlosen über den Müll, der über unseren Köpfen schwebt, sehr bedenklich. Ja, dass Rosat einem auf den Kopf fällt, mag statistisch unwahrscheinlich sein. Aber da spuckt die ESA/NASA/DLR doch jedem Lottogewinner mit 6+1 Richtigen ins Gesicht! Am Ende hat Murphy nämlich doch recht: „Was schief gehen kann, wird irgendwann schief gehen!“
Ich finde es schade, dass nicht darauf eingegangen wurde, was denn passieren würde, wenn die Überwachung feststellt: „Ups, könnte irgendwo zwischen Hamburg und München runterkommen!“.
Was macht man dann?! Nix und hoffen? Wird Deutschland evakuiert? Aber ich verstehe schon, das ein unangenehmes Thema, dass der Auftraggeber des Podcast gerne totschweigt! :-/
@Nino: Ein Verharmlosen der Problematik des Weltraummülls wäre in der Tat schlecht. Deswegen informieren wir ja offen und transparent über das Thema. Zum Beispiel mit Presse-Konferenzen, Webseiten wie http://www.dlr.de/rosat oder eben einem Raumzeit-Podcast. Welche Erdregionen potenziell betroffen waren, erklärt die Episode ja. Ebenso, dass man auch wenige Tage vorher noch keine genau „positiv“-Prognose machen kann, sondern erst wenige Stunden vorher einzelne Kontinente ausschließen kann. Wenn Du die Folge gehört hast, weißt Du ja, dass aufgrund der hohen Orbitgeschwindigkeit von mehr als 25.000 km/h eine Prognose-Unsicherheit des Wiedereintritts von nur einer Minute eine Ungenauigkeit des Wiedereintrittspunkts von vielen Hundert Kilometern auf der Erdoberfläche ausmachen kann. Daher haben sich die in Deutschland relevanten Stellen (Politik, Bevölkerungsschutz, DLR etc.) bewusst gegen Evakuierungspläne entschieden. Wenn Du die letzten Stunden vor dem Wiedereintritt einmal Revue passieren lassen willst, empfehle ich https://skyweek.wordpress.com/2011/10/20/live-blog-zum-wiedereintritt-des-satelliten-rosat/ von unten nach oben zu lesen und die Uhrzeiten genau anzugucken.
Insofern widerspreche ich auch Deiner These, dass wir die möglichen Folgen des ROSAT-Wiedereintritts „totschweigen“ wollten. Im Gegenteil: Wir haben die beiden ROSAT-Episoden gemacht, weil wir sachlich und korrekt informieren wollen. Dazu gehört nach meiner Meinung auch Unsicherheiten offen anzusprechen. Das Thema findet man ja quasi überall in der Kommunikation über Wissenschaft.
Was die Lotto-Vergleiche angeht, muss man sehr genau aufpassen, dass man nur Äpfel mit Äpfeln vergleicht. Wenn wir auf http://www.dlr.de/rosat-faq schreiben, dass für ROSAT die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwo auf der Welt ein Mensch geschädigt wird, bei etwa 1 zu 2.000 lag. Dann darf man das nicht mit den Lotto-Gewinn-Chancen eines _einzelnen Menschen_ vergleichen – die Einzelfall-Wahrscheinlichkeit war bei ROSAT natürlich auch viel geringer – sondern man muss es mit der Wahrscheinlichkeit vergleichen, dass überhaupt jemand den Jackpot knackt. Der wird aber fast jede Woche geknackt, liegt also nahe bei 1:1.
Das ist alles richtig und habe ich auch verstanden, als ich den Podcast hörte. Ich begrüße auch die Offenheit hier auf der Webseite. Mir ist klar, dass eine genauere Vorhersage nicht möglich ist. Aber ich hatte sehr stark den Eindruck, dass eine bestimmte Aussage dazu im Podcast Gespräch bewusst umschifft wurde. Nämlich: Ja, da können mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:580 knapp 2 Tonnen Material auf Deutschland niederprasseln und wir können NICHTS dagegen tun, geschweige denn evakuieren. Diese Klarheit hat mir persönlich gefehlt.
Da wunder ich mich, dass Hollywood immer die Riesentrümmer darstellt, die unsere Erde spalten und nicht mal einen Film macht: „Weltraumschrott – der Tod kann jede Minute kommen“. Was ja offenbar nicht soooo unwahrscheinlich ist, wenn tatsächlich wie im Podcast gesagt jährlich 75 Tonnen (genaue Zahl hab ich nicht mehr im Kopf) Material unkontrolliert in die Athmosphäre eintauchen.
Mich beruhigt da auch in keinem Maße, dass im Podcast lapidar gesagt wird: Bisher hats noch niemanden erwischt *gelächter*. Zum Lachen war MIR da nänlich nicht!
Der Großteil der 60 bis 80 Tonnen des Weltraumschrotts, die pro Jahr in die Erdatmosphäre wiedereintreten, verglüht eben. Die Besonderheit bei UARS und ROSAT war, dass sie wegen ihrer Bauform und den verwendeten Materialien laut den Software-Simulationen nicht (vollständig) verglühen und Trümmerteile auf der Erdoberfläche ankommen können.
Der Großteil, richtig. Aber eben nicht alles.
Stimmen sie mir da nicht zu, dass es nur eine Frage von Zeit ist, bis ein Mensch zu schaden kommt?
@Nino: Das hängt von ganz vielen Unbekannten (in der Zukunft) ab, zum Beispiel wie zukünftig mit absehbarem Weltraummüll umgegangen wird (dazu auch RZ007 hörenswert). Eine solch pauschale Aussage ist schwierig mit ja oder nein zu beantworten. Ich halte einen Glaskugel-Blick hier für unangemessen. Genau deswegen informieren wir thematisch breit, z.B. auch über die Müllvermeidungstaktiken bei neuen Missionen.
Klingt nach jemandem, der nicht an Murphys Law glaubt. 🙂 RZ007 hab ich gehört und dass heutzutage Müllvermeidung zu den Projekten dazu gehört, ist gut und löblich, aber im Grunde pure Pflicht, auch wirtschaftlich und für zukünftige Projekte.
Ich frage mich aber, ob sich auch wirklich alle daran halten, siehe Taikonauten und andere Neulinge. Letztlich kann in diesem „Niemandsland“ ja jeder machen was er will. :-/
Danke für die offene Diskusion. Behält Murphy recht, melde ich mich wieder, sofern es mich dann noch gibt. 😉