Raumzeit
Der Podcast mit Tim Pritlove über Raumfahrt und andere kosmische Angelegenheiten
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RZ123 Die Erforschung des Jupitersystems

Der Jupiter und seine Monde lassen noch viele Fragen offen, die kommende Missionen klären sollen

Der Jupiter ist der größte Planet unseres Sonnensystems und hat nach aktueller Zählung fast 100 Monde. Die bekanntesten davon sind die Galileischen Monde Io, Europa, Ganymede und Kallisto die, ob ihrer Größe und Unterschiedlichkeit wie auch der Jupiter selbst im Mittelpunkt der Erforschung stehen.

https://raumzeit-podcast.de/2024/11/19/rz123-die-erforschung-des-jupitersystems/
Veröffentlicht am: 19. November 2024
Dauer: 1:53:09


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:35.750
  3. Instititut für Sonnensystemforschung 00:01:14.843
  4. Paul Hartogh 00:05:23.315
  5. Falsche Mondatmosphäre 00:09:34.376
  6. Erkenntnisse durch Galileo 00:29:13.748
  7. Shoemaker-Levy 9 00:40:29.562
  8. EIgenschaften der Atmosphäre des Jupiters 00:48:02.311
  9. Fall durch die Schichten 00:55:10.408
  10. Beobachtung mit der JUICE-Mission 01:02:52.962
  11. Erforschung der Oberflächen 01:12:37.119
  12. Strahlungschaos durch Io 01:18:03.575
  13. Geysire auf Europa? 01:21:14.651
  14. Atmosphären auf Ganymed und Kallisto 01:27:27.124
  15. Mondgrößen 01:35:48.368
  16. Der Asteroidengürtel 01:38:55.768
  17. Zukünftige Missionen 01:42:58.543
  18. Interessanteste Fragen 01:48:22.121
  19. Ausklang 01:50:43.598

Transkript

Tim Pritlove
0:00:36
Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
0:01:31
Paul Hartogh
0:01:32
Tim Pritlove
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Paul Hartogh
0:01:50
Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Ja, ich kann mich erinnern, ich glaube zum achten Geburtstag hat mir jemand so dieses Buch Was ist was? Planeten und Raumfahrt geschenkt. Und das fand ich damals ganz interessant. Bin dann aber als Schüler dann in andere Sachen so ein bisschen abgedriftet. Elektronik, Hochfrequenztechnik und so weiter, Chemie. Da hat man damals Schwarzpulver und irgendwelche Sprengstoffe gemacht. Bin dann, eigentlich wollte erst Elektrotechnik studieren, Hochfrequenztechnik, Nachrichtentechnik. Bin dann aber doch wieder nach Diskussion mit einigen Freunden, die auch das eine oder das andere halt Physik studierten, im Endeffekt dann doch zur Physik gekommen und habe dann in Göttingen Physik studiert. Auch weil ich ein paar Freunde hatte, die Physik studiert hatten und bin dann per Zufall wieder in diese Richtung Planeten- und Raumfahrt gekommen, muss man sagen. Zufall. Zufall, ja. Also ich bin an das damalige Institut für Aeronomie gekommen, eben über mein Interesse an Nachrichtentechnik, Wellenausbreitung, Nachrichtenübermittlung. Die machten damals unter anderem Junosphärenforschung, da gab es in Göttingen eine Vorlesung, Einführung in die Physik der Junosphäre und da sind dann so gewisse Interessengruppen da reingegangen von Studenten, haben diese Vorlesung sich angehört und so kriegte man halt Kontakte und so bin ich dann auch irgendwie an das Institut gekommen und wollte auch in diese Richtung was machen. Allerdings zur damaligen Zeit war es so, da gab es ein Großprojekt, das hieß Ice Card European Inquiry and Scatter, oben in Norwegen, Schweden und Finnland und das funktionierte nicht so richtig. Und als ich da damals dann anfing als Student oder anfangen wollte, Sagt dann der entsprechende Betreuer, nee, ich nehme jetzt keine Diplomarbeiten mehr an, ich soll mich mal anderweitig umgucken. Da habe ich mich im Institut anderweitig umgeguckt. Und da gab es damals ein neues Projekt, das hieß Millimeterwellenatmosphärensondierer. Das war also praktisch ein Projekt, das vorgesehen war, auf einem Space Shuttle zu fliegen, um die mittlere Atmosphäre der Erde, also die Stratosphäre und die Mesosphäre zu analysieren. Schwerpunkt war damals auch die Ozonforschung in den 80er Jahren. Und da war meine Aufgabe dann ein sogenanntes Vielkanal-Spektrometer-Backend zu entwickeln. Mal zu gucken, was es da so gibt. Zur damaligen Zeit hat man da sogenannte Filterbänke verwendet.

Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
0:11:43
Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
0:18:59

Ja, ja, haben wir gemacht. Wir haben eine Pülle Shampoos aufgemacht. Auch weil wir dachten, wir hätten jetzt was Neues entdeckt, also eine Wasseratmosphäre auf dem Mond. Wir haben auch den Mond beobachtet und das ist also sehr umstritten. Gibt es Wasser auf dem Mond oder gibt es auch eine dünne Mondatmosphäre? Und das hatten wir vorher gemutmaßt und wollten auch ganz speziell diese Atmosphäre suchen. Leider konnten wir dann die Beobachtungsmodi, die wir ursprünglich durchführen konnten, dann doch nicht durchführen. Das war kurzfristig im März dann geändert worden, um die ganze Prozedur des Mondvorbeiflugs nicht zu sehr zu verkomplizieren. Und wir haben dann eine relativ einfache Messung gemacht, haben dann aber tatsächlich so eine Wasseratmosphäre gesehen, wie auch vermutet. Und dann stellte sich, wir waren dann ganz happy und dann haben wir auch tatsächlich eine Flasche Champagner aufgemacht. Und ja, wir haben also einmal einfach das Spacecraft, der Satellit hat das sogenannte inertiale Pointing gemacht, das heißt das Ding ist so am Mond vorbeigeflogen, als wenn es den Mond nicht gäbe, das heißt hat das Pointing auf dem Mond mit der Nadi-Plattform nicht geändert, sondern einfach so am Mond vorbeigeflogen und man kriegte dann, was man da angeboten bekam. Und nachdem wir vorbeigeflogen waren, das dauert dann drei, vier Kilometer pro Sekunde, dann kann man sich ausrechnen, Monddurchmesser bei 3500, dann ist man so nach 1000 Sekunden vorbei und dann haben wir, wir haben ja ein Teleskop, was wir bewegen können, dann haben wir wieder Richtung Mond geschaut, nachdem wir vorbeigeflogen sind und haben diese Linien auch wieder gesehen, Wasserdampf. Und ja, da waren wir also ganz froh. Tatsächlich, der Mond hat eine Wasserdampfatmosphäre und das war was ganz Besonderes, weil das schon eben sehr lange gesucht wird und bisher nie gefunden werden konnte. Und wir haben nun in so einem Instrument eine extrem hohe Empfindlichkeit und wir dachten, wir hätten es jetzt gefunden. Das Einzige, was da nicht passte, war die Dopplerverschiebung. Also wenn man mit sehr, sehr hoher Auflösung misst, kann man gleichzeitig auch die Geschwindigkeit, mit der sich so ein Molekülverband bewegt, also Wind als Beispiel, genau bestimmen. So ähnlich wie ein Radar. Aber in diesem Fall ist es einfach die Dopplerverschiebung, ähnlich wie man das halt vom Krankenwagen usw. her kennt. Und die hätte eigentlich recht unterschiedlich sein müssen zwischen diesen beiden Beobachtungen. Also einmal steil nach unten im Winkel von 90 Grad und einmal dann, nachdem wir am Mond vorbeigeflogen sind, wieder auf den Mond geguckt, in einem Winkel von 50 Grad und das war aber gleiche Dopplerverschiebung. Und ja, nach einigem hin und her überlegen, kamen wir dann darauf, wenn die Dopplerverschiebung sich nicht ändert, egal wie wir auf diese Atmosphäre schauen, kann das nur bedeuten, dass es eigentlich eine Atmosphäre ist, die der Satellit mit sich herum trägt. Also wir sehen hier eine Wasseratmosphäre um den Satelliten herum.

Tim Pritlove
0:21:51
Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
0:23:01
Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
0:23:58
Tim Pritlove
0:23:59
Paul Hartogh
0:24:03

Ja, und dann, wir hatten so ein schönes Video gemacht, wo man dann sehen konnte, wo sozusagen der Beam des Instrumentes über die Oberfläche so am Äquator entlang geflogen ist. Und dann konnte man sehen, ja, ja, hier in dem Mare so und so geht das dann los. Und am Ende dieses Mares wird es dann wieder weniger. Aber es stellt sich nachher heraus, das war nichts weiter als eben die Variabilität des Ausgasens des Satelliten. Und ich war dann letzte Woche in Berlin auf der EPSC, also European Planetary Science Kongresse. Und da wurde ich dann auch von anderen Kollegen, die auch Instrumente auf Tuts haben, angesprochen und. Ich sprach dann auch ganz begeistert von unserem Press Release, was wir gerade hatten auf der ESA-Webseite und auch auf der Webseite unseres Instituts, wo wir dann so viele Spektrallinien in der Erde gesehen hatten und er meinte dann, ich bin nicht interessiert an der Erde, die Erde ist ein sterbender Planet, also ich bin nur interessiert am Mond und was wir da gesehen haben und dann dachte ich mir schon, aha, er hat also auch irgendwas gesehen. Und er hatte so einen Massenspektrometer und wollte aber nicht so richtig rausrücken, weil das auch natürlich top secret, also wenn das wirklich echt gewesen wäre, über die Mondatmosphäre und so weiter, top secret Informationen waren. Und ich habe ihm dann gesagt, ja, ich glaube allerdings, also seit gestern sind wir so der Meinung, dass wir tatsächlich gar nicht die Mondatmosphäre sehen, sondern die Satellitenatmosphäre. Und gestern hatten wir dann so eine Art Briefing, was Lega anging mit der ESA. Da stellte sich heraus, dass auch noch mindestens ein, vielleicht zwei andere Instrumente gedacht haben, sie hätten was besonders auf dem Mond gesehen. Nachdem ich dann eindeutig sagen konnte, nee, nee, nee, das ist tatsächlich ausgereisendes Satelliten, waren alle sehr enttäuscht. Aber immerhin, man hat die Empfindlichkeit, also wir haben mal so ausgerechnet, dass in dieser ganzen Phase des Mondvorbeiflugs, sagen wir, in einer halben Stunde bis einer Stunde, der wir also was gesehen haben, vielleicht ein Gramm Wasser, Eis verdampft ist, sublimiert ist.

Tim Pritlove
0:26:02
Paul Hartogh
0:26:29
Tim Pritlove
0:27:03
Paul Hartogh
0:27:03

Ja, normalerweise die Moleküle stoßen, hier in diesem Raum zum Beispiel stoßen die Moleküle, ich weiß jetzt nicht so in der Größenordnung, 10 hoch 11, 10 hoch 12 mal pro Sekunde, Das heißt, die mittlere freie Weglänge von so einem Luftmolekül ist so im Nanometer oder Bruchteil eines Nanometers, bevor es sich dann wieder stößt. Was dann dazu führt, dass man eine gewisse Energieverteilung der einzelnen Moleküle der kinetischen Energie hat. Und was dazu führt, dass man ein sogenanntes thermodynamisches Gleichgewicht hat. Das heißt, alle Moleküle in diesem Raum, die fliegen so mit etwa 550 Meter pro Sekunde, schätze ich mal, jetzt bei 20 Grad, 22 Grad Celsius, führt dazu, dass sie eben so oft stoßen, dass egal wie schwer das Molekül ist, alle einfach die gleiche Geschwindigkeit haben. Egal ob Wasserstoff oder Sauerstoff oder vielleicht ein Edelgas, was sehr schwer ist. Die haben alle die gleiche Geschwindigkeit. Während wenn ich jetzt in die obere Atmosphäre gehe, oberhalb von 100 Kilometern Höhe, fangen die sich an zu trennen, diese verschiedenen Moleküle, weil die halt nicht mehr so häufig stoßen. Und ich kriege dann verschiedene Atmosphären sozusagen. Und beim Satelliten ist es so, dass eben die Stöße möglicherweise eben so selten sind, dass die Temperaturen auch völlig anders definiert sind. Also man definiert ja eine Temperatur über die Geschwindigkeit der einzelnen Moleküle und die Energie dieser einzelnen Moleküle. Und da oben in den sehr dünnen Atmosphären ist das nicht so einfach. Da kann das sein, dass ich eine Temperatur in x-Richtung habe, eine in y und eine in z. Je nachdem, ob die Moleküle stoßen oder ob die nur in eine Richtung stoßen oder in alle anderen Richtungen. Und das ist eigentlich eine Sache, die man im Labor relativ schwer simulieren kann, weil man ja ein paar hundert Kilometer freies Volumen darum braucht, weil die Moleküle die Gasen dann aus mit ein paar hundert Metern pro Sekunde oder Kilometer pro Sekunde, und von daher hoffen wir, dass wir sozusagen dann bei noch detaillierterer Analyse der Spektren vielleicht ein bisschen mehr über diese Ausgasvorgänge und die Stoßvorgänge der Wassermoleküle lernen können. Von daher ist es an sich eigentlich ein sehr interessantes Experiment gewesen.

Tim Pritlove
0:29:14
Paul Hartogh
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Tim Pritlove
0:29:36
Paul Hartogh
0:31:13

Ja, ich muss sagen, zur damaligen Zeit, 1994, habe ich mich mit Jupiter noch nicht so intensiv beschäftigt. Aber von dem, was ich so sagen kann, hat man natürlich schöne Bilder von den Monden gekriegt. Man hat Ringe entdeckt, dünne Ringe des Jupiters. Man hat die Magnetosphäre intensiv untersucht. Man hat gelernt, dass Io eben vulkanisch aktiv ist und permanent ungefähr eine Tonne Material, also hauptsächlich Schwefelverbindungen, ausstößt, die das schwere Feld des Io verlassen und dann durch die Sonnenstrahlung ionisiert werden. Und diese elektrisch geladenden Teilchen wiederum, also Protonen oder eben Atome, Moleküle und Elektronen dann entlang der Magnetfeldlinien, des sehr starken Magnetfelds des Jupiters, gürieren und sehr, sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen, dass also die Strahlung im inneren Jupitersystem extrem hoch ist, also Teilchenstrahlung, die dann Gammastrahlung erzeugt. Und ja, was kann ich sonst sagen? Das ist jetzt so, was mir gerade so einfällt. Interessant war auch übrigens bei Galileo, dass Galileo auch einen Erdvorbeiflug hatte und damals dieser Carl Sagan die Idee hatte, anhand der Messdaten der Instrumente auf Galileo festzustellen, ob die Erde bewohnbar ist und ob tatsächlich Leben existiert. Aber das nur so ganz nebenbei. Das haben wir jetzt auch versucht beim Jupiter-Verbeiflug. Also die sogenannten Nicht-Gleichgewichts-Chemie als Beispiel, wenn ich eine Sauerstoffatmosphäre habe wie auf der Erde und messe viel Methan, dann deutet das darauf hin, dass dort viel Methan permanent erzeugt wird. Und die Wahrscheinlichkeit, dass es durch biologische Aktivität erzeugt, ist eben sehr hoch. Oder wenn ich flüssiges Wasser habe, also Ozeane, was man halt auch mit Galileo feststellen konnte. Aber zurück zum Jupiter. Man hat eben sehr viele neue Erkenntnisse im Vergleich zu den Vorbeiflugsonden damals gewonnen. Man wollte auch mit der Galileo Probe in die tiefere Atmosphäre eindringen. Da hat man aber angeblich einen sogenannten Hotspot erwischt. Und man hatte gehofft, dass man Wasserwolken findet oder dass man halt mehr sagen kann über tatsächlich die Verteilung von Wasserdampfer. Da hat man nichts gefunden. Das war also sehr, sehr trocken, was eigentlich damals eine ungewöhnliche Erkenntnis war. Und man hat die Desphäre versucht zu kompensieren mit der Juno-Mission, die jetzt immer noch aktiv ist.

Tim Pritlove
0:33:44
Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
0:39:36
Paul Hartogh
0:39:37
Tim Pritlove
0:40:31
Paul Hartogh
0:41:22

Ja, ob die so selten sind, ist natürlich die Frage. Ich meine, möglicherweise gibt es öfter mal so Kometeneinschläge in die Gasriesen, aber man sieht sie denn halt nicht. Ja, trotzdem, man hat ja recht gute Bilder, sowohl im optischen als auch im Infraroten. Man sieht also, dass der Komet, bevor er eingeschlagen ist, auseinandergebrochen ist und ich glaube, ich weiß nicht, irgendwie im 44 Grad Süd, ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, weil es irgendwie in die südliche Halbkugel eingeschlagen ist und man sieht zum Teil, dass dann Material aus der unteren Atmosphäre nach oben transportiert wurde, also die Farbe sozusagen der Atmosphäre sich geändert hat und gleichzeitig an den Einstiegstellen die Infrarotstrahlung stark anstieg, das heißt es war sehr heiß. Und man weiß halt auch dann eben aus Messungen im Millimeter- und Submillimeterwellenbereich unter anderem, dass dort Material eingetragen wurde, zum Beispiel Kohlenmonoxid, Wasserdampf. HCl, CS. und dass dieses Material dann in der mittleren Atmosphäre hängen geblieben ist. Also so irgendwo im Bereich von einigen hundert Millibar bis vielleicht einigen paar Millibar sich dann über diese mittleren Atmosphäre verteilt hat, sowohl in der Höhe als auch in der Horizontalen, also Ost, West, Nord, Süd. Also insgesamt kann man sagen, dass diese Atmosphäre von Jupiter sehr wenig Sauerstoff enthält und durch diesen Einschlag Sauerstoff in die Atmosphäre eingetragen wurde, was dann zu bestimmten chemischen Reaktionen führt, die ganz interessant sind. Aber in diesem Zusammenhang ist es eben interessant, dass der Wasserdampf sich im Laufe der Zeit sehr langsam nur ausgebreitet hat. Das heißt, das sieht fast so aus, als wenn die sogenannte meridionale Zirkulation, das heißt der Transport von Pol zu Pol eben sehr, sehr langsam geht auf Jupiter. Also das heißt, der Einschlag, wann war das? 94 oder so. Und wir haben mal Messungen gemacht mit dem Hershel Space Observatory, ich glaube in 2011, also fast 30 Jahre später und da konnte man sehen, dass dieser vom Kometen eingetragene Wasserdampf immer noch mehr oder weniger in der südlichen Hemisphäre war. Also ein bisschen über den Äquator rübergewandert, aber vielleicht bis 10 Grad Nord oder 20 Grad Nord, aber ja, das fand ich war eine interessante Erkenntnis, dass man sozusagen diese. Eingetragenen Gase als Tracer für die Zirkulation verwenden konnte von daher interessante Geschichte, eine andere interessante Geschichte wäre, das konnte man bisher nicht messen, wie ist eigentlich die isotopische Zusammensetzung des Wassers, was da eingetragen wurde, man hat so zwei Typen von Kometen, bei denen man das bisher analysiert hat, sogenannte Rodcloud Also Kometen der Ortschen Wolke und Kometen der Jupiter-Familie.

Tim Pritlove
0:44:12
Paul Hartogh
0:44:16

Genau, richtig, richtig, genau. Und die Kometen der Ortschen Wolke kommen relativ selten dann ins Innere-Sonnensystem, während diejenigen der Jupiter-Familie halt Orbits von, was weiß ich, 5 bis 20 Jahren haben und öfter mal auch an der Erde oder eben relativ nah an der Sonne vorbeiziehen. Und die unterscheiden sich, was man bisher so weiß, wobei das auch kontrovers diskutiert wird, weil die Interpretation der Messungen oder die Auswertung der Messungen ein großes Thema sind, unterscheiden sich aber im Isotopenverhältnis vom Wasser, also zum Beispiel dem d zu h Verhältnis. Und nun wäre es mal interessant zu erfahren, wie ist eigentlich das Isotopenverhältnis des Wassers in der Jupiter-Stratosphäre? Das konnte man bisher halt noch nicht messen. Also das heißt, mit anderen Worten, sehe ich da sozusagen ein Abbild dessen, was ich bisher so in Kometen gemessen habe? Oder sehe ich möglicherweise viel, viel niedrigere Deuterium-Werte, so wie sie im Wasserstoff vorhanden sind? Also die Jupiter-Atmosphäre besteht zum großen Teil aus Wasserstoff, also Moleklar und Wasserstoff H2 und es gibt dann ungefähr mit einem 500.000 Anteil HD, also anstatt H2 HD, D ist Neuterium, also da wird das Proton durch einen Proton und Neutron ersetzt. Und ja, ist es jetzt in den letzten 30 Jahren oder 40 Jahren ja mittlerweile zu einem Austausch, nee 30 Jahre, zu einem Austausch der Isotope des Wasserstoffs mit dem des Wassers gekommen, also des Deuteriums. Und das ist zum Beispiel eine interessante Frage. Ist es möglich, über diesen Zeitplan tatsächlich eine sogenannte Äquilibrierung des Wassers mit dem umgebenden Wasserstoff herzustellen oder nicht? Oder habe ich nach wie vor den relativ hohen Wert, den ich von einem Kometen erwarte? Also es ist so, dass Kometen, die hauptsächlich aus Eis bestehen, dass die von Haus aus eher viel höhere D-zu-H-Verhältnisse aufweisen als zum Beispiel Wasserstoff. Und das hat einfach mit der Entstehung des Wassers zu tun im interstellaren Medium.

Tim Pritlove
0:46:20
Paul Hartogh
0:46:31

Ja, unter anderem, wo kommt es her, aber eben interessant ist, diesen Bereich, also man hat bisher einen Bereich von vielleicht 1,4 bis vielleicht 5 oder 6 mal 10 und minus 4. An D zu H-Fällen ist im Wasser bisher gemessen und die Frage ist, ist das jetzt ein Wert, der da in diesem Bereich liegt oder ist er möglicherweise viel höher oder viel niedriger? Wahrscheinlich ist er niedriger, aber jedenfalls mit unserem Instrument werden wir in der Lage sein, das eben mit sehr hoher Genauigkeit messen zu können. Das ist unter anderem auch eine Motivation, sozusagen das vom Kometen eigentragende Wasser genauer zu analysieren. Es geht nicht nur um Doterium, aber auch um die Sauerstoffisotope 17 und 18. Da sind wir sehr gespannt drauf. Insgesamt ist es übrigens so, dass man, obwohl es in der oberen Troposphäre, also vielleicht bis 10 Bar, relativ viel Wasser in der Jupiter-Atmosphäre geben soll, also relativ, absolut gesehen natürlich nicht, wird dieses aber nicht in die mittlere Atmosphäre eingetragen, weil die obere Troposphäre, die Tropopause sehr, sehr kalt ist und da sozusagen alles an Wasserdampf ausfriert. Und deswegen habe ich praktisch keinen Austausch zwischen der unteren Atmosphäre und der mittleren Atmosphäre. Ähnliches Phänomen wie in der Erdatmosphäre. Dort wird Wasserdampf hauptsächlich am Äquator durch diese Cumulonimbus-Wolken, also diese sehr hoch aufsteigenden Wolken in die Mittelatmosphäre eingetragen, weil auch hier in der Erdatmosphäre eben die Troposphäre relativ kalt ist und der Dampfdruck des Wassers dort entsprechend so gering ist, dass nur sehr geringe Mengen vorhanden sind.

Tim Pritlove
0:48:03
Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Ja, ich kann ja erstmal anfangen mit dem, was wir mit unserem Instrument machen wollen, also diesem Submillimeterwelleninstrument. Dort schauen wir uns natürlich zunächst Jupiter an und wir haben dann äquatorialen Orbit und sind dort tatsächlich interessiert, hauptsächlich in der mittleren Atmosphäre, die man bisher nicht so gut analysiert hat oder analysieren könnte. Und wir messen dort zum einen die molekulare Zusammensetzung, dann die Zusammensetzung der Isotope, zum Beispiel Wasser, was ich gerade sagte, aber auch von Komponenten, die Schwefel, Kohlenstoff, Phosphor und so weiter möglicherweise enthalten. Und dann messen wir vielleicht Kohlenwasserstoffe, je nachdem, ob man sie messen kann oder nicht, ob sie da sind oder nicht, das wissen wir halt nicht. Wir können aber auch Frequenzen tunen, in denen gewisse Kohlenwasserstoffe vorhanden sind. Wir messen natürlich Methan, weil wir wissen, Methan ist vorhanden und Methan ist auch relativ gut durchmischt und deswegen können wir Methan benutzen als Molekül, mit dem man die Temperaturverteilung in der Mittelatmosphäre messen kann. Also so ungefähr von 50 Kilometer bis 350 Kilometer oberhalb der Tropopause. Und sehr wichtig für uns, wir können Winde messen. Also wir können anhand der Dopplerverschiebung, wie wir es jetzt auch bei diesem Mondvorbeiflug gemacht haben, sagen, wie groß die Windgeschwindigkeiten dieser Mittelatmosphäre ist. Und das ist wichtig, weil man zwar aus diesen Klimamodellen oder Atmosphärenmodellen anhand der Temperaturunterschiede Winde berechnen kann oder vorhersagen kann. Das hat man auch beim Cassini-Vorbeiflug gemacht. Da hat man also Temperaturstruktur der Mittelatmosphäre bis 0,1 Millibar gemessen und hat dann anhand dieser Temperaturstrukturen berechnet, wie dann wohl die Winde dort wehen. Also man kann sich das vorstellen, vom Hochdruckgebiet fließt ein Wind ins Tiefdruckgebiet und so weiter, um es jetzt einfach darzustellen. Es gibt aber eben auch tatsächlich den Einfluss von Wellen, von Wirbeln und so weiter, die eben auch Energie und Impuls übertragen und die können Winde teilweise sogar umdrehen, wie wir es aus der Erdatmosphäre kennen. Also die Frage ist, was ist jetzt der Einfluss von Wellen und Wirbeln? Die kann man rein anhand von Temperaturmessungen nicht bestimmen. Wichtig ist also, dass man tatsächlich Temperaturen und Winde gleichzeitig misst. Und wenn man das macht, kann man damit halt im Endeffekt sagen, wie funktioniert die Zirkulation überhaupt? Wie wird sie angetrieben? Und gibt es vielleicht einen großen Antrieb von unten? Eben durch Wellen, die aus der unteren Atmosphäre in die mittlere Atmosphäre gelangen. Oder gibt es einen Einfluss des Polarlichtowals? Dort werden riesige Energiemengen umgesetzt, dadurch, dass diese hochenergetischen Teilchen in die Atmosphäre eingetragen werden und dort Polarlichter erzeugen. Oder auch Energie umsetzen in riesigen Mengen, die dann möglicherweise über Umwege auch wieder in die Atmosphäre, die Energie in die Atmosphäre eingetragen wird.

Tim Pritlove
1:06:39
Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
1:14:52
Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
1:16:44
Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
1:25:05

Also das ist praktisch das Frequenzintervall oder die Frequenz geteilt durch das Frequenzintervall. Also wenn ich zum Beispiel, was weiß ich. Ein Terahertz, sage ich jetzt einfach mal, 10 hoch 12 Hertz als Frequenz des Moleküls habe und löse das auf mit einem Megahertz, dann ist das 10 hoch 12 geteilt durch 10 hoch 6, dann habe ich eine Auflösung von einer Million. Und um alle Linien sicher auflösen zu können, braucht man etwa so 10 Millionen Auflösung. Das heißt, je höher ich in der Frequenz gehe, desto schlechter muss jetzt die absolute Auflösung sein, damit ich das Ganze erreiche. Die normalen Gitterspektrometer oder so oder Fourier-Transform-Spektrometer im Paroten, die so fliegen, haben meistens Auflösungen 1000, maximal 5000, vielleicht 10.000. Wenn man eine höhere Auflösung haben will, dann werden sie sehr groß und schwer und schwierig zu fliegen. Also am Boden habe ich durchaus diese Art von Spektrometern. Ich stelle Spektrometern bis Auflösung von vielleicht 100.000. Aber die kann man halt nicht so ohne weiteres fliegen. Und deswegen haben wir eine andere Methode angewandt. Das nennt sich Heterodynspektroskopie, mit der ich halt 10 Millionen erreiche. Und dadurch erreiche ich eben die extrem hohe Empfindlichkeit, weil ich die Linien tatsächlich auflöse. Und deswegen hoffen wir eben, dass wir Moleküle sehen können, die man vorher nicht sehen konnte, weil die Empfindlichkeit einfach fehlte. Wir haben zum Teil tausendfach höhere Empfindlichkeit als das, was man da vorher geflogen ist.

Tim Pritlove
1:26:37
Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Ja, ja, ja, natürlich finde ich das auch sehr interessant. Ich meine, wie gesagt, diese Frage der Lebensfreundlichkeit, Habitability im Englischen, ist natürlich auch eine große Frage, Aber damit haben wir eigentlich gar nicht angefangen, sondern da geht es auch wieder um grundsätzliche Fragestellungen. Ganymede ist auch ein sehr breites Gebiet, ein sehr breites Thema und wir speziell interessieren uns für die Exosphäre oder die Atmosphäre. Und zwar, es gibt dort wohl eine Atmosphäre, man hat Sauerstoff gemessen, man hat CO2 gemessen, man hat Wasser gemessen. Aber da gibt es zum Beispiel die Frage, wie funktioniert die Atmosphäre überhaupt? Was sind die Quellen der Atmosphäre? Was führt dazu, dass dort eine Atmosphäre existiert? Wodurch entsteht die? Und nächste Frage ist dann, was passiert mit dieser Atmosphäre? Sind dort Dichten vorhanden in der Unternehmensphäre, die hoch genug sind? Dass sie stoßdominiert ist, dass ich dort wirklich von der Atmosphäre sprechen kann oder habe ich sowas ähnliches wie jetzt um den Satelliten herum, wie ich vorhin gesagt habe, dass die Moleküle kaum Möglichkeit haben zu stoßen. Das kann ich tatsächlich in einer Art von dynamischem Modell anwenden, um das zu modellieren oder ist das eine rein kinetische Atmosphäre, meinetwegen eine ballistische Atmosphäre, wo irgendwo aus dem Boden Material in Form von Gas nach oben geschleudert wird und dann irgendwo anders wieder runterfällt. Und wir können dann halt, wie gesagt, wiederum die Dichte messen, wie viele Moleküle sind vorhanden, mit welcher Geschwindigkeit verlassen sie den Boden, in welche Richtung wird dieser Wind in Anführungsstrichen geblasen. Das sind also viele grundsätzliche Fragestellungen, Messungen, die man bisher so noch nie gemacht hat. Jedenfalls nicht bei Monden, vielleicht bei Kometen, Miro, Rosetta. Aber andere Frage sind dann wiederum die isotopische Zusammensetzung. Wir wissen, dort ist Wasser, wir wissen, wir sind sehr empfindlich. Wir können diese Wasseratmosphäre sehr genau charakterisieren und wir können eben auch sagen, wie das Wasser wiederum sich zusammensetzt und daraus Rückschlüsse ziehen, wie der Mond entstanden ist und wo er entstanden ist. Ist der Mond sehr schnell entstanden bei sehr, sehr hohen Temperaturen, was darauf hindeutet, dass wir wahrscheinlich ein sehr niedriges Dezuharverhältnis im Wasser sehen würden oder ist er sehr langsam entstanden und weiter außen. Und wenn er sehr langsam entsteht, kann man davon ausgehen, dass die Temperaturen, die bei der Entstehung entstanden sind, in der Scheibe um Jupiter herum niedriger sind, weil der Energieumsatz entsprechend geringer war beziehungsweise die Wärmestrahlung dazu geführt hat, dass das System mehr gekühlt wurde und so weiter und so fort. Man kann halt anhand der isotopischen Zusammensetzung der Gase, die man dort sieht, Wasser wird man auf jeden Fall sehen, vielleicht sieht man auch noch andere Gase, eben Aussagen darüber machen, wie der entsprechende Mond, Und also Ganymed zum Beispiel in diesem Fall entstanden ist. Das ist also eine völlig andere Fragestellung als diese der Habitabilität, die auch interessant ist. Und man kann auch nicht ausschließen, dass es möglicherweise Geysir oder sowas ähnliche Phänomene auch im Ganymed gibt. Wie gesagt, wir haben hier mindestens tausendfache Empfindlichkeit gegenüber allem, was man bisher hatte. Das heißt, wir werden auch sehr kleine und sehr schwache lokale Prozesse sehen können. Und es ist ja so, dass die JUICE-Mission dann irgendwann in einen polaren Orbit um Ganymed einschwenkt. Erst 5000, dann schließlich 500 Kilometer im Durchmesser. Das heißt, man ist sehr nah dran und kann dann halt hochpräzise atmosphärische Messungen mit sogenanntem Limp-Scanning durchführen, indem man manchmal den Höhenbereich von 0 bis 500 Kilometern immer abscannt und dort dann halt Windetemperaturen und Dichten der Atmosphäre bestimmt, beziehungsweise molekulare Zusammensetzung. Und das ist für uns jetzt eben von sehr großem Interesse, weil es ist also relativ exotisch. Titan hat ja eine sehr dichte Atmosphäre mit 1,5 Bar am Boden und hier sprechen wir eben über Atmosphären, die so etwa der Erdatmosphäre in 90, 100 Kilometern Höhe entsprechen. Aber wie gesagt, bei der Erdatmosphäre wissen wir ja, wie die entstanden ist und wie die funktioniert und da wissen wir das überhaupt nicht. Also wir wissen überhaupt nicht, wie gesagt, was die Prozesse sind, die überhaupt dazu führen, dass ich dort Gase habe. Also ist es Sublimation, die Sonne scheint praktisch einfach auf den Mond und führt dann dazu, dass Eis sublimiert oder sind es diese hochenergetischen Teilchen, Sputtering, die also dazu führen, dass dort Gasmoleküle die Oberfläche verlassen oder Radiolyse und das sind alles so die verschiedenen Theorien, die es dort gibt. Aber wie gesagt, wenn wir auf Europa zurückkommen als Beispiel. Dort haben wir bisher eine Empfindlichkeit von 600 Tonnen und da kommen wir vielleicht auf, ich weiß jetzt nicht, ich muss jetzt nochmal genau nachreichen, aber vielleicht 600 Mikrogramm Empfindlichkeit.

Tim Pritlove
1:33:32
Paul Hartogh
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Tim Pritlove
1:33:54
Paul Hartogh
1:33:57
Tim Pritlove
1:34:00
Paul Hartogh
1:34:05

Genau, von daher war dieser Mondvorbeiflug ganz interessant. Da hatten wir eigentlich eine sogenannte Säulendichte von 2 mal 10 hoch 17 Molekülen pro Quadratmeter. Das sind etwa 7 Größenordnungen weniger als ein Mol Wasser. Ein Mol Wasser sind 18 Gramm. Das sind 6 mal 10 hoch 23 und hier sprechen wir von 2 mal 10 hoch 17. Und da konnten wir richtig dicke Linien sehen. Also in Wirklichkeit haben wir noch eine Impflichkeit, die etwa 3, 4 Größenordnungen darunter liegt. Und ja, das ist eben das Interessante, man sieht da fast nichts. Also extrem geringe Mengen werden wir dort aufspülen können. Und das kann man natürlich auch mit Massenspektrometern und Massenspektrometer sind ja auch in der Vergangenheit geflogen und dadurch bekannt, dass sie eben sehr, sehr geringe Mengen von Stoffen, teilweise auch unbekannten Stoffen, die man dann erst identifizieren muss, finden können. Aber dazu muss man natürlich durch so eine Wolke oder durch eine Atmosphäre durchfliegen. Und das ist ja nicht so einfach. Wenn man weiß, dass dort irgendwie eine Aktivität ist, kann man vielleicht mal Glück hat, die Trajektöre des Satelliten zu ändern, dass man da mal irgendwann durchfliegt, wie zum Beispiel bei Enceladus. Aber wir können das eben halt aus der Entfernung machen. Wir können eben aus großer Entfernung bis zu 1, 2, 3, 5 Millionen Kilometer Entfernung diese Zusammensetzung bestimmen. Das ist halt das Neue und eben auch mit extrem hoher Empfindlichkeit. Von daher ist es eben für uns eben doch, allein diese, ich meine das hört sich jetzt sehr speziell an. Tatsächlich diese Exosphären genau analysieren zu wollen oder zu können. Aber es ist eben, bisher weiß man nicht viel. Und das wird uns die Augen öffnen. Wir werden komplett neue Erkenntnisse gewinnen.

Tim Pritlove
1:35:48
Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
1:39:47

Ne, das ist natürlich kein kalter Kaffee, aber ich glaube rein aus praktischen Gründen wird man jetzt mit der Juice-Mission keine Asteroiden untersuchen können, einfach weil man nicht genug Treibstoff hat. Also man wählt eine Trajektüre natürlich hauptsächlich danach, um mit möglichst viel Energie dort anzukommen und wenn man Glück hat, liegt dann auf dem Weg irgendwie ein Asteroid, den man sich anschauen kann. Es ist mal tatsächlich diskutiert worden, ob man die Bahn nicht ein bisschen ändern kann, um dort irgendwelche Untersuchungen zu machen. Das ist aber im Endeffekt verhofft worden. Was natürlich nicht heißt, dass jetzt die Erforschung des Asteroidengürtels nicht interessant wäre. Das ist natürlich an sich schon interessant. Und nach wie vor, also zum Beispiel ein interessantes Gebiet, was mir gerade so einfällt, sind die sogenannten Mainbelt-Kometen. Also Asteroiden, die tatsächlich so eine Art Kometenschweif hinter sich herziehen. Und die Frage ist, wie kommt das überhaupt dazu? Weil man ja glaubt, dass Kometenschweife entstehen durch Ausgasen, zum Beispiel von Wasser oder anderen Molekülen, die dann sozusagen den Staub an der Oberfläche mit sich mitreißen. Man hat aber erst bei einem dieser Mainbelt-Kometen, ich glaube letztes Jahr oder vorletztes Jahr, mit dem James-Webb-Teleskop letztes Jahr überhaupt Wasser entdecken können, während zig andere Messungen nichts gefunden haben. Das ist die Frage. Was sind eigentlich die Prozesse, die dann dazu führen, dass tatsächlich so ein Staubschweif entsteht? Ist das vielleicht ein völlig anderer Prozess als Ausgasen? Das ist natürlich auch noch eine von vielen Fragen. Dann gibt es natürlich die Leute, die interessiert wären, die Zusammensetzung des Oberflächenmaterials sich anzuschauen. also Sample Return, Um dann mit viel höherer Genauigkeit.

Tim Pritlove
1:41:27
Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
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Tim Pritlove
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Paul Hartogh
1:48:32
Tim Pritlove
1:48:37
Paul Hartogh
1:48:39

Ja, beide haben so, also Ganymed deswegen, weil wir uns halt sehr intensiv damit beschäftigt haben, wie dann wohl eine solche Atmosphäre überhaupt entstehen kann und so weiter und so fort. Und Europa eben, weil da ja angeblich diese Blumes gemessen wurden, diese Geysire. Und wenn es die wirklich gibt, falls es die geben sollte, interessiert mich natürlich, wie sind die jetzt molekular zusammengesetzt? Und haben wir da tatsächlich Zeichen davon, dass es Lebensfreundlichkeit unter dem Eis gibt? Aber wie realistisch das nun ist, das wissen wir erst, wenn wir dort sind. Ob es da Aktivität gibt, das ist das Interessante, denn eben wenn wir im Jupiter-Orbit sind und aus ein paar Millionen Kilometer Entfernung die Monde beobachten können, dann können wir aus ein paar Millionen Kilometer Entfernung schon sagen, ob dort tatsächlich irgendeine Aktivität stattfindet. Oder nicht? Und das Ganze finde ich eben sehr spannend. Ist da eigentlich Aktivität? Man hat jetzt ein paar Mal von Hubble oder sonst wie irgendwie was gemessen. Ist das jetzt permanent vorhanden oder ist das so ein transienter Prozess, der mit irgendeinem anderen physikalischen Prozess zu tun hat? Und gibt es tatsächlich so eine Art Tektonik da und dass irgendwann die Platten so übereinander stehen, dass es Möglichkeiten gibt, dass Wasser von unten an die Oberfläche gelangt und so weiter und so fort. Das sind viele interessante Fragen. Für mich persönlich sind diese beiden am interessantesten natürlich IO im Endeffekt, auch deswegen, weil er permanent aktiv ist und wir auch aus großer Entfernung die Zusammensetzung dieser Abgasfahnen gemessen können. Wir haben, wie gesagt, diese Möglichkeit, sehr, sehr viele verschiedene Moleküle zu sehen und da machen wir dann immer die sogenannten Line-Surveys, dass man den gesamten Bereich mal durchstimmt und guckt, ob man nicht irgendein Molekül entdeckt, was vorher noch nicht entdeckt wurde.

Tim Pritlove
1:50:20
Paul Hartogh
1:50:31
Tim Pritlove
1:50:40